Wie funktioniert eigentlich Wärmedämmung?

In unserer Serie Bauphysik beleuchten wir Baumängel und deren Ursachen und zeigen, wie man Fehler vermeidet. Heute beschäftigen wir uns mit einer grundlegenden Frage: Wie funktioniert Wärmedämmung? Mit dieser Grundlage können die richtigen Schlüsse gezogen werden für die handwerkliche Umsetzung.

Im Bauwesen soll ein Wärmedämmstoff in erster Linie die sogenannte Wärmeleitung reduzieren. Das ist neben Wärmestrahlung und Konvektion (Wärmetransport über Luftströmung) ein Transportmechanismus für Wärme.

Wärme kann man man auch als Bewegung kleinster Materialteilchen – wie Atome oder Moleküle – verstehen. Mit zunehmender Temperatur bewegen sich diese schneller. Verschiedene Teilchen stoßen sich dabei gegenseitig an beziehungsweise ab. Diese Teilchenbewegung (Wärme) breitet sich dann aus.

Materialien leiten Wärme je nach Beschaffenheit unterschiedlich gut. Ausschlaggebend dafür ist die Wärmeleitfähigkeit: Schwere Materialien mit eng gepackten Teilchen, wie zum Beispiel Stahl (etwa 40 - 60 W/mK oder Beton (etwa 2 W/mK) leiten Wärme besonders gut, dämmen Wärme aber daher schlecht.

Faserige / poröse Dämmmaterialien mit geringer Rohdichte haben eine niedrige Wärmeleitfähigkeit von ca. 0,02 bis 0,05 W/mK. Das beruht hauptsächlich auf Luft oder Gasen, die im Dämmstoff eingeschlossenen sind. Unbewegte Luft (Wärmeleitfähigkeit etwa 0,026 W/mK) beziehungsweise Gase allgemein leiten Wärme aufgrund der weit verteilten Teilchen sehr schlecht und dämmen dadurch wiederum sehr gut.

Nur vor Luftströmung geschützte Dämmung kann ihre volle Wirkung entfalten

Wie schon erwähnt, basiert die Dämmwirkung von Faserdämmstoffen hauptsächlich auf eingeschlossener Luft. Daher muss auch möglichst verhindert werden, dass Luft durch den Dämmstoff hindurch strömt. Dazu werden innen Luftdichtungen, zum Beispiel Dampfbremsbahnen und auf der Außenseite Winddichtungen wie zum Beispiel diffusionsoffene Unterdeckbahnen vorgesehen.

Das lässt sich auch gut mit einer bekannten Situation aus dem Alltag vergleichen: Die wärmedämmende Wirkung eines Wollpullovers beruht auf unbewegten Lufteinschlüssen in den Fasern. Sobald Wind weht, lässt die Dämmwirkung nach. Zieht man eine dünne Windjacke über, ist die Wirkung wiederhergestellt – trotz der nicht nennenswerten wärmenden Funktion.

Fazit: Eine gute Wärmedämmung allein reicht nicht aus, Luft- und Winddichtung sind zusätzlich erforderlich!

Autor

Dipl.-Ing. (FH) Stefan Hückstädt ist gelernter Zimmerer und Pro Clima-Anwendungstechniker.

Wie funktioniert das?

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