Was ist ein U-Wert?

Serie Bauphysik, Teil 10

In unserer Bauphysik-Serie beleuchten wir Baumängel und Ursachen und zeigen, wie man Fehler vermeidet. Dieses Mal erklären wir, was der U-Wert aussagt, wie man den Wärmeverlust eines Bauteils berechnet und was neben dem U-Wert entscheidend für eine gute Dämmwirkung ist.

Ob Neubau oder Sanierung: Wer sich mit Bauteilen der Gebäudehülle beschäftigt, wird unweigerlich mit dem U-Wert konfrontiert. Dieser Wert steht für den Wärmedurchgangskoeffizienten. Er ist eine wichtige Kenngröße für die Dämmwirkung einzelner Bauteile und damit des gesamten Gebäudes. Je mehr Wärme das Gebäude im Winter verlässt, desto mehr Heizenergie ist erforderlich, um im Innenraum ein behagliches Wohnklima zu schaffen und zu halten.

Der U-Wert gibt an, wie gut oder schlecht ein Bauteil Wärme überträgt. Im Detail geht es darum, wie stark die Teilchen fester Baustoffe Wärme/Bewegung durch gegenseitiges Abstoßen weitergeben. Außerdem werden noch Wärmestrahlung und Konvektion (Übertragung durch Luftströmung) an den Oberflächen durch Wärmeübergangswiderstände berücksichtigt.

Die Einheit des U-Wertes ist W/m²K. Das bezeichnet die Wärmeenergie (Watt), die sich über 1 m² Fläche bei einem Temperaturunterschied von 1 Kelvin zwischen innen und außen durch das Bauteil bewegt. Je geringer der Wert, desto besser ist die Dämmwirkung. Ausrechnen kann man den Wärmeverlust eines Bauteils oder den Heizwärmebedarf über einen bestimmten Zeitraum wie folgt: Man geht von vorübergehend konstanten Bedingungen aus. Dann multipliziert man den U-Wert eines Bauteils mit der Temperaturdifferenz zwischen innen und außen, der Bauteilfläche und der Zeitspanne.

Wie hoch sollte der U-Wert sein?

Das hängt von den individuellen Wärmeschutzanforderungen und dem Standard des Gebäudes ab. In der aktuellen EnEV werden bei einem Referenzgebäude folgende U-Werte für Neubauten zugrunde gelegt:

Dach: 0,20 W/m²K

Außenwand: 0,28 W/m²K

Fenster: 1,3 W/m²K

Werden Niedrigenergiehäuser oder ähnliche Gebäude errichtet, gelten jedoch meist höhere Anforderungen. Bei Passivhäusern sollten alle Außenbauteile einen U-Wert von unter 0,15 W/(m²K) aufweisen, bei Fenstern sollte der U-Wert unter 0,8 W/(m²K) liegen.

Damit Wärmedämmung effizient wirkt, muss das Bauteil nicht nur einen geringen U-Wert aufweisen, sondern innen luftdicht und außen winddicht abgedichtet sein. Damit wird verhindert, dass Wärme über Luftströmung durch Leckagen entweichen kann.

Autor

Dipl.-Ing. (FH) Stefan Hückstädt ist gelernter Zimmerer und als Anwendungstechniker für Pro Clima in Schwetzingen tätig.

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