Betriebsgründer mit Blick für's Detail

Dachdeckermeister Norman Reuter aus Köln / Mitglied des Roofer's Club

Tätowierter Arm, Zahnstocher im Mundwinkel und eine gesunde Portion Selbstbewusstsein: Der 34-jährige Dachdeckermeister Norman Reuter hat Biss. Er ist Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebs mit 14 Mitarbeitenden in Köln-Dellbrück und hat mit der Abdichtung privater Pools eine Nische gefunden.

Wenn man Norman Reuter bei seiner Geschichte zuhört, dann steht über allem ganz groß das Wort Schicksal: Im Jahr 2020, mitten in der Corona-Pandemie und ein Jahr nach der Gründung seines Dachdeckerbetriebs in Köln, erhielt er die Diagnose: Krebs. Eigentlich wollte Reuter seine neu gegründete Firma durch den Kauf eines weiteren Handwerksbetriebs erweitern, doch die Diagnose ließ den Deal platzen. Zum Glück, denn wenige Monate danach verlor der Betrieb, den er übernehmen wollte, seinen wichtigsten Kunden.

Norman Reuter Dachdeckermeister Koeln
Norman Reuter ist Gründer und Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebs mit 14 Mitarbeitenden in Köln
Foto: Norman Reuter ­Dachdeckermeister


Norman Reuter ist Gründer und Geschäftsführer eines Dachdeckerbetriebs mit 14 Mitarbeitenden in Köln
Foto: Norman Reuter ­Dachdeckermeister
Nach sechs Monaten erfolgreicher Krebsbehandlung kam Reuter sowohl gesundheitlich als auch beruflich mit einem Schrecken davon. Heute kann der 34-jährige Betriebsinhaber deutlich entspannter auf eine bewegte Zeit in seinem Leben zurückblicken. Aber wie kam es eigentlich dazu, dass er sich für das Dachdeckerhandwerk begeisterte? Im Rückblick auf seine Jugendzeit erzählt Reuter: „Ich habe oft die Schule geschwänzt und bin lieber auf Baustellen gegangen, um Geld zu verdienen. Warum hätte ich damit aufhören sollen?“ Eine Zeit lang kam er auf diese Weise gut zurecht. Auf einer Party lernte er eines Abends seine zukünftige Frau kennen und erlebte wieder einen Schlüsselmoment in seinem Leben. Sie motivierte ihn, eine Ausbildung im Handwerk zu machen, statt nur auf Baustellen auszuhelfen. Nach der Ausbildung zum Dachdecker und dem Abschluss seiner Gesellenprüfung mit der Note 1,5 folgte die Weiterbildung zum Dachdeckermeister.  „Mittlerweile sitze ich im Prüfungsausschuss“, sagt Reuter und ergänzt: „Viele Prüflinge dort sind heute einfach nur froh, wenn sie bestehen. Bei Frauen ist das übrigens häufig anders. Die geben richtig Gas, auch weil sie sich leider heutzutage immer noch gegenüber den Männern beweisen müssen.“

Von kleinen Reparaturen bis hin zu Großbaustellen

Ein Schwerpunkt des Dachdeckerbetriebs sind Reparaturen, aber auch größere Flachdachprojekte gehören zum Portfolio
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister

Ein Schwerpunkt des Dachdeckerbetriebs sind Reparaturen, aber auch größere Flachdachprojekte gehören zum Portfolio
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister
Inzwischen führt Norman Reuter einen Dachdeckerbetrieb mit 14 Mitarbeitenden. Ein wesentlicher Schwerpunkt seines Betriebs ist die Reparatur von Undichtigkeiten als Notdienst, teils auch am Wochenende. Es sind die Jobs, die viele andere größere Unternehmen nicht annehmen möchten, die Norman Reuter für entsprechendes Entgelt aber übernimmt, dazu gehören Undichtigkeiten im Dach oder tropfende Rinnen. „Den normalen Umsatz mache ich über diese Kleinigkeiten“, sagt Reuter. „Großbaustellen sind nur ein Zubrot, denn wenn da finanziell etwas ins Stocken gerät, ist das auch für meinen Betrieb ein finanzielles Risiko.“ Um für große Wohnungsbaugesellschaften attraktiv zu sein, verfügt das Dachdeckerunternehmen unter anderem über einen Sachkundenachweis für Abbruch-, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten an Asbestzementprodukten.

Gepflegtes Erscheinungsbild bei Fahrzeugen und ­Bekleidung

Die Firmenfahrzeuge werden einmal wöchentlich gereinigt; gepflegte Fahrzeuge gelten als ein Markenzeichen des Betriebs
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister

Die Firmenfahrzeuge werden einmal wöchentlich gereinigt; gepflegte Fahrzeuge gelten als ein Markenzeichen des Betriebs
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister
Reuters klare Vorstellungen im Bezug auf seinen Betrieb gehen bis ins Detail: Gegen Ende jeder Woche werden alle Firmenfahrzeuge gereinigt und in Schuss gehalten. „Das ist unser Wiedererkennungswert. Wir fahren immer mit geputzten Fahrzeugen“, erklärt Reuter. „Viele Kollegen lachen darüber, aber mir ist ein gepflegtes Erscheinungsbild einfach wichtig. Was ich habe, möchte ich auch pflegen“, so Reuter. Das erste Fahrzeug, das er für seinen Betrieb gekauft hat, steht immer noch in der firmeneigenen Garage. Weil das erste Fahrzeug rot war, folgte die gesamte Flotte konsequenterweise im gleichen Farbton. Die Ausstattung des Betriebs mit modernen Fahrzeugen und Berufsbekleidung sorgt auch für Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden. Bis auf persönliche Wäsche stammt die gesamte Arbeitskleidung von Engelbert Strauss. Dabei stehen auch Schuhe mit beheizten Sohlen, beheizte Handschuhe und sogar Schuhtrockner mit Desinfektionsfunktion für seine Mannschaft bereit.

Abdichtung von Pools als neues Geschäftsfeld

Zur Poolabdichtung nutzt der Betrieb meist rutschfeste Folien in Steinoptik. Diese werden auch an engen und schwer zugänglichen Stellen per Heißluft verschweißt
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister

Zur Poolabdichtung nutzt der Betrieb meist rutschfeste Folien in Steinoptik. Diese werden auch an engen und schwer zugänglichen Stellen per Heißluft verschweißt
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister
Das Abdichten von Pools gehört ebenfalls zum Portfolio des Jungunternehmers Norman Reuter. ­Türkisfarbene Fliesen und Mosaike seien dabei Schnee von gestern, erklärt Reuter. Heutzutage seien rutschfeste Folien in Steinoptik nach seiner Einschätzung sehr gefragt. Je nach Färbung des Bahnenmaterials entsteht eine andere Lichtbrechung im Wasser. Für das Abdichten von Pools werden die Mitarbeitenden des Dachdeckerbetriebs jährlich von der Firma Renolit geschult.

Norman Reuters Dachdeckerbetrieb hat sich unter anderem auf die Abdichtung von Pools spezialisiert
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister

Norman Reuters Dachdeckerbetrieb hat sich unter anderem auf die Abdichtung von Pools spezialisiert
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister
Im Falle einer 300 m² großen Villa mit 20 m langem Pool, mit dessen Abdichtung Reuter beauftrag wurde, fiel die Wahl auf die Folienabdichtungsbahn „Elegance“ der Produktlinie „Renolit Alkorplan Touch“. Die gewebeverstärkte Folie wird nicht überlappend, sondern Stoß an Stoß verlegt. Die Bearbeitung verlangt ein hohes Maß an Präzision, da im Bereich der Stoßnähte ein Unterlegstreifen zwischen der unteren Vliesebene und der sichtbaren Folienebene montiert wird. Das Schweißen der Naht erfolgt mit einem Heißluftschweißgerät. Die Vorteile von Poolabdichtungen im Vergleich zu Dacharbeiten liegen auf der Hand: Das Sturz- und Unfallrisiko ist wesentlich geringer und die Materialien sind angenehm in der Verarbeitung. „In dem Segment sind das ganz andere Kunden, da spielt der Preis kaum eine Rolle“, sagt Reuter. „Da wird dann auch mal für eine Woche ein Ferienhaus für die Mannschaft gebucht, um nicht zur Baustelle pendeln zu müssen.“ Die ein oder andere Großbaustelle bearbeitet das Köln-Dellbrücker Unternehmen ebenfalls: Das Verlagshaus von J.P. Bachem in unmittelbarer Nähe zum Kölner Hauptbahnhof wurde vor kurzem um eine Etage erhöht. Das 1500 m² große Flachdach des Gebäudes wurde von Reuters Team mit Bitumen-Schweißbahnen abgedichtet.

Digitale und soziale Netzwerke

Die Digitalisierung macht natürlich auch vor Norman Reuters Betrieb keinen Halt. Im Büro der Werkstatt hängt ein großer LED-Screen mit einem Wochenplan für die Mitarbeitenden. Für die internen Prozesse ­verwendet der Unternehmer die Software MF Dach. Jedes Betriebsfahrzeug verfügt über ein eigenes Tab-let mit integriertem Objektaufnahmeformular. Am Werkstor hängt ein Würth-Scanner, mit dem Ware eingescannt und automatisiert nachbestellt wird. Die Zustellung erfolgt über den Lieferanten dpd. Zukünftig sollen die Stundenzettel nicht mehr auf Papier, sondern in einer App ausgefüllt werden. Hierbei hilft ein Freund Norman Reuter bei der Entwicklung einer maßgeschneiderten App.

Die Mitgliedschaft im „Roofer's Club“ ist für Norman Reuter wertvoll, weil er sich mit anderen Clubmitgliedern auf kurzem Wege über wichtige Themen austauschen kann
Foto: Erdal Top

Die Mitgliedschaft im „Roofer's Club“ ist für Norman Reuter wertvoll, weil er sich mit anderen Clubmitgliedern auf kurzem Wege über wichtige Themen austauschen kann
Foto: Erdal Top
Die Nutzung privater und beruflicher Netzwerke scheint für den Betriebsinhaber aus Köln ohnehin eine große Stütze zu sein. So tauscht er sich unter anderem im örtlichen Karnevalsverein regelmäßig mit Anwälten, Steuerberatern und anderen Unternehmern über Themen wie Leasing oder den Kauf von Betriebsfahrzeugen aus. Die Mitgliedschaft im „Roofer's Club“ sei für ihn von besonders hohem Wert, so Reuter, da er sich auf kurzem Wege in einer gemeinsamen Whatsapp-Chatgruppe mit anderen Clubmitgliedern über Probleme und Ideen austauschen könne. Auf diese Weise könne auch unkompliziert ein Kran an einen anderen Betrieb ausgeliehen oder ein Austausch von Azubis arrangiert werden. Mit seinem Dachdeckerbetrieb nimmt Norman Reuter aktuell am Azubi-Austauschprogramm des „Roofer's Club“ teil, das im Oktober 2025 gestartet ist. Er entsendete einen Azubi zu einem befreundeten Betrieb mit Spezialisierung auf Schieferdächer, der Firma Meyendriesch Dach. Im Gegenzug wurde ein Lehrling aufgenommen, um ihm andere Bereiche näherzubringen. Im Januar soll der Azubi-Tausch nochmal durchgeführt werden.

Aus Erfahrungen lernen

„Wenn sich jemand im Handwerk selbständig machen will, dann rate ich Folgendes: Suchen Sie sich Freunde, die das schon mal gemacht haben“, sagt Reuter. Eigentlich lässt er sich ungern Ratschläge geben, aber er erinnert sich an einen Tipp, für den er bis heute sehr dankbar ist: „Der beste Rat, den ich mal bekommen habe, ist: Für jeden Euro den du einnimmst, legst du 60 Cent auf Seite. Egal, wie gut es dir geht.“ Auf Statussymbole wie teure Uhren oder Luxus-Autos verzichte er gerne, erklärt Reuter. Wichtiger sei es ihm, Rücklagen für Notfälle oder schlechte Zeiten zu bilden.

Das Logo des Dachdeckermeister-Fachbetriebs Norman Reuter zeigt die Kölner Skyline
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister

Das Logo des Dachdeckermeister-Fachbetriebs Norman Reuter zeigt die Kölner Skyline
Foto: Norman Reuter Dachdeckermeister
In seiner jungen Laufbahn lernte er bereits viel über das Thema Betriebsklima und darüber, was es heißt, Chef zu sein. Zahlreiche ungesunde Arbeitsbeziehungen zeigten ihm, wie er es nicht machen würde. Sein letzter Chef wiederum, für den er sieben Jahre lang LKW fuhr, ist ihm bis heute ein Vorbild. Drei Jahre lang arbeitete Reuter dort parallel in Festanstellung und baute seine eigene Firma auf. Für den damaligen Chef war das kein Problem. „Unsere Arbeitsbeziehung war von tiefstem Vertrauen geprägt“, sagt Reuter. Seinen Dachdeckermeisterbetrieb startete er mit einer Garage und zwei Kellerräumen, bis Norman Reuters Frau intuitiv eines Tages Ausschau nach Gewerbeimmobilien hielt – mit Erfolg: Seitdem mietet das Unternehmen eine Halle in Köln-Dellbrück.

Welche Visionen verfolgt Norman Reuter noch? Eine neue Geschäftsstelle in einer ehemaligen Apotheke in Köln-Dellbrück soll bald als Anlaufstelle für Kundinnen und Kunden dienen. Angst vor der unsicheren Wirtschaftslage hat er keine. „Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt Reuter und ergänzt: „Wenn ich mir die Dächer anschaue, dann weiß ich: wir werden immer Arbeit haben.“

Autorin

Nathalie Brum ist freischaffende Architektin, Künstlerin und Fachjournalistin, sie lebt und arbeitet in Köln.

Kontakt zum Betrieb

Norman Reuter Dachdeckermeisterbetrieb

51069 Köln

Tel.: 0171/3007222

www.reuterdach.de

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