Editorial zur dach+holzbau Ausgabe 6.2023

Lungenkrebs durch Asbest und Lärmschwerhörigkeit gehören zu den häufigsten Berufskrankheiten in der Bauwirtschaft!

wenn auf Baustellen und in Werkstätten gearbeitet wird, geht es selten leise zu: Handkreissägen, Winkelschleifer, Schlagbohrschrauber, Kompressoren und andere Werkzeuge und Maschinen erzeugen einen hohen Geräuschpegel, an den sich viele Handwerker mit der Zeit gewöhnen. Der Gewöhnungseffekt ist jedoch fatal: Wenn der Lärmpegel, dem man ausgesetzt ist, dauerhaft zu hoch ist, kann das krank machen. Konkret heißt das: Ist man einem Schallpegel von über 80 dB(A) zu häufig und zu lange ausgesetzt, hat das gesundheitliche Folgen. Inga Bräuer, Präventionsberaterin bei der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau), warnt davor, dass zu viel Lärm nicht nur Stress, Gereiztheit, Nervösität und Schlafstörungen verursachen kann, sondern  im schlimmsten Fall zu einer Lärmschwerhörigkeit führt – die als Berufskrankheit anerkannt ist.

Unter allen Verdachtsfällen auf Berufskrankheiten, die 2022 der BG Bau gemeldet wurden, war Lärmschwerhörigkeit mit 4010 Verdachtsfällen auf dem ersten Platz. Dabei ist die Zahl der Verdachtsfälle gegenüber dem Vorjahr sogar gestiegen. Die Berufskrankheit ist nicht zu unterschätzen: Wer an einer Lärmschwerhörigkeit leidet, kann sich mit Kolleginnen und Kollegen nicht mehr gut verständigen und überhört womöglich Warnsignale auf der Baustelle oder im Straßenverkehr. Außerdem kann eine Lärmschwerhörigkeit nicht geheilt werden. Es gilt also, sich und seine Mitarbeiter auf der Baustelle vor Lärm zu schützen. Welche technischen, organisatorischen und persönlichen Maßnahmen gegen Lärm am Bau helfen, lesen Sie hier.

Asbest gilt als häufigste Todesursache unter den Berufskrankheiten

Neben Lärmschwerhörigkeit zählt Lungenkrebs durch Asbest laut der BG Bau ebenfalls zu den häufigsten Berufskrankheiten in der Bauwirtschaft. Insgesamt 2414 neue Verdachtsfälle asbestbedingter Berufserkrankungen wurden 2022 der BG Bau gemeldet. Dabei gilt Asbest seit Jahren als häufigste Todesursache unter den Berufskrankheiten. In den vergangenen zehn Jahren sind 3376 Versicherte der BG Bau infolge einer asbestbedingten Berufserkrankung verstorben, 2022 waren es 320 Todesfälle.

Seit Oktober 1993 sind die Herstellung, Verwendung und das Inverkehrbringen von Asbest und asbesthaltigen Bauprodukten zwar verboten. Asbest ist aber immer noch in vielen alten Dachplatten, Fliesenklebern, Putzen oder Spachtelmassen enthalten. Bei Sanierungsarbeiten können Asbeststäube freigesetzt und eingeatmet werden, mit schweren Folgen für die Gesundheit.

Welche Möglichkeiten es gibt, sich vor Asbest und anderen Gefahrstoffen bei der Sanierung zu schützen, zeigt der Fachkongress zum Bauen im Bestand. Dieser findet vom 7. bis 8.11.2023 im Landschaftspark Duisburg-Nord statt. Der Kongress wird vom Bauverlag gemeinsam mit der BG Bau ausgerichtet und informiert über staub- und asbestreduzierende Arbeitsverfahren und Materialien sowie über technische und persönliche Schutzmaßnahmen. Außerdem geht es um Anforderungen und neue Regelungen der Gefahrstoffverordnung, insbesondere im Umgang mit Asbest. Informieren Sie sich jetzt online und melden Sie sich für den Kongress an unter: www.bauverlag-events.de/fachkongress-bauen-im-bestand

Autor

Stephan Thomas ist Chefredakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

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