Die Kraft der Sonne ideal genutzt

Neubau der Kinderkrippe Bucklberg und VHS in Feldkirchen-Westerham mit Dachverglasungen, begehbaren Oberlichtern und Solarmodulen

In der Gemeinde Feldkirchen-Westerham ist ein Neubau für eine Kinderkrippe und die örtliche Volkshochschule entstanden. Die Lichtbänder auf dem Dach des Gebäudes sorgen in Kombination mit begehbaren Oberlichtern im Gebäudeinneren für viel Tageslicht, das bis in die Erdgeschossflure gelangt.

Spiel- und Krabbelraum der Kinderkrippe Bucklberg im Obergeschoss des Neubaus mit großen Lichtbändern
Foto: mikepeters-photography.art

Spiel- und Krabbelraum der Kinderkrippe Bucklberg im Obergeschoss des Neubaus mit großen Lichtbändern
Foto: mikepeters-photography.art
Schon Kleinkinder im Alter von einem bis zu drei Jahren sollen ihre Umwelt aktiv erkunden und entdecken, das ist ein Kernelement der „Reggio“-Pädagogik, die den Neubau der Kinderkrippe „Bucklberg“ in Feldkirchen-Westerham inspirierte. Einladende, lichtdurchflutete Räume sollen diesen Ansatz unterstützen. Daher setzten die Architekten und Betreiber des Neubaus auf viel natürliches Tageslicht und entschieden sich für den Einbau von neun Glasolux-Lichtbändern im Dach. Begehbare „Sky Vision“-Oberlichter leiten das Licht zudem vom Ober- in das Erdgeschoss weiter. Von dieser Lösung profitieren nicht nur die Kinder und Erzieherinnen der Kinderkrippe, sondern auch die Mitarbeitenden, Besucherinnen und Besucher der Volkshochschule (VHS), die ebenfalls in dem Gebäude ­untergebracht ist. Das großzügig dimensionierte KfW-40-Effizienzhaus wurde von PP+ Pöhlmann ­Architekten & Ingenieure aus München im Auftrag der Gemeinde Feldkirchen-Westerham geplant. Nach rund zweijähriger Bauzeit wurde der Neubau im September 2024 eingeweiht.

Inspiriert von der „Reggio“-Pädagogik

Bei ihrem Konzept für den Neubau ließen sich der freie Architekt und Energieberater Rüdiger C. Pöhlmann und sein Architekturbüro von der „Reggio“-Pädagogik inspirieren. Ihre Philosophie besagt, dass jedes Kind ein reiches, kreatives Potenzial in sich trägt, die Welt zu entdecken und zu verstehen – hierfür soll die neue Kinderkrippe am Mareisring das ideale Umfeld bieten. Ein Beispiel dafür ist, dass die Korridore als Spielflure gestaltet sind. „Hier treffen die Kinder sich miteinander, spielen gemeinsam oder erkunden Spiegelbilder und vieles mehr“, erklärt Pöhlmann. „So wird das ganze Gebäude – zumindest der Teil, der der Krippe zur Verfügung steht – von den Kindern bespielt.“ Dieser Gedanke setze sich bis hin zur Gestaltung der Außenanlagen fort, so der Architekt. Die Devise „Entdecken“ gilt in dem Neubau jedoch nicht nur für die ein- bis dreijährigen Kinder, die täglich in der Kinderkrippe betreut werden, sondern auch Erwachsene gehen hier im weitesten Sinne auf Entdeckungsreisen, wenn sie die Kurse und Veranstaltungen der örtlichen Volkshochschule besuchen.

Neubau der Kinderkrippe Bucklberg in Feldkirchen-Westerham Der zweigeschossige Neubau in Feldkirchen-Westerham beherbergt die Kinderkrippe „Bucklberg“ und die örtliche Volkshochschule
Foto: mikepeters-photography.art

Der zweigeschossige Neubau in Feldkirchen-Westerham beherbergt die Kinderkrippe „Bucklberg“ und die örtliche Volkshochschule
Foto: mikepeters-photography.art
Der Neubau für die Kinderkrippe und die VHS in Feldkirchen-Westerham ist 42 m lang, 24 m breit und erreicht am First eine Höhe von 9,5 m. Insgesamt bietet der rund 10,5 Mio. Euro teure Neubau eine Nutzfläche von 1647 m², exklusive der Tiefgarage mit 22 Stellplätzen. Der Gebäudeentwurf nehme regionale Elemente auf und adaptiere diese frei in der Formensprache und Materialverwendung, erklärt Architekt Rüdiger C. Pöhlmann. Dazu gehören das verputzte Erdgeschoss, das hölzerne Obergeschoss mit Balkon, die einzeln vorgehängten Balkenlagen zum Schutz vor Regen und starker Sonneneinstrahlung sowie das flach geneigte, weit auskragende und schützende Satteldach.

Harmonisch in das Wohnumfeld eingebettet

Andreas Hanrieder betreute das Bauvorhaben als stellvertretender Leiter der Bauverwaltung von Feldkirchen-Westerham und bezeichnet die harmonische Einbettung des Neubaus in sein Wohnumfeld  als sehr gelungen. „Im Inneren des Objekts war zunächst ein etwas anderes architektonisches Konzept vorgesehen als jenes, das nun realisiert wurde“, sagt Andreas Hanrieder. „Ursprünglich bezog es sich nur auf eine Nutzung durch das Kinderhaus und sollte für das Interieur noch mehr Offenheit schaffen. Die Planungsgrundlage änderte sich, als auch die Volkshochschule einbezogen wurde.“ Doch ein ­Kernelement hatte weiterhin Bestand: der Einbau von insgesamt neun Lichtbänder auf dem Dach, um lichtdurchflutete Räume zu schaffen.

Nachhaltigkeit im Fokus

Ein weiterer Leitgedanke bei der Planung seitens der Gemeinde bestand in der Nachhaltigkeit des Neubaus. Die Bürger der Gemeinde Feldkirchen-Westerham profitieren von Förderungen der Kommune für den Betrieb von Photovoltaikanlagen, Balkonkraftwerken sowie Speichersystemen.

Das fertiggestellte Dach des Neubaus in Feldkirchen-Westerham zeigt, wie sich Photovoltaikmodule und Dachverglasungen gut miteinander kombinieren lassen
Foto: Glasolux

Das fertiggestellte Dach des Neubaus in Feldkirchen-Westerham zeigt, wie sich Photovoltaikmodule und Dachverglasungen gut miteinander kombinieren lassen
Foto: Glasolux
Das Dach des Neubaus des Kinderhauses am Mareisring wurde ebenfalls mit Solarmodulen ausgestattet. Dabei wurden Photovoltaikmodule mit einer Kapazität von 47 kWp installiert, die einen 20-kW-Stromspeicher aufladen. Insbesondere in den Sommermonaten versorgt die Photovoltaikanlage die Luft-Wärme-Pumpe des Neubaus mit Strom. Für das Heizen im Winter kommt eine Pellet-Anlage zum Einsatz. Die Solarmodule auf dem Dach des Neubaus flankieren insgesamt neun Lichtbänder, die für natürliches Tageslicht sowohl im Inneren der Kinderkrippe als auch in den Räumen der VHS sorgen. Dabei zeigt das Projekt, dass sich die Nutzung eines Daches für Photovoltaikmodule gut mit zusätzlichen Dachverglasungen kombinieren lässt.

Die Lichtbandmodule von Glasolux auf dem Dach des Neubaus lassen sich mit elektrisch gesteuerten Markisen verschatten
Foto: Glasolux

Die Lichtbandmodule von Glasolux auf dem Dach des Neubaus lassen sich mit elektrisch gesteuerten Markisen verschatten
Foto: Glasolux
Andrea Mühleisen leitet das Kinderhaus Bucklberg und weiß die besondere Atmosphäre im Neubau sehr zu schätzen. Viel Tageslicht bedeutet für sie eine hohe Aufenthaltsqualität. „Sollte es einmal zu viel Licht sein, nutzen wir die Möglichkeit, die Lichtbandmodule mit elektrisch gesteuerten Markisen im Handumdrehen zu verschatten, zum Beispiel im Multifunktionsraum des Obergeschosses“, sagt Mühleisen.

Planung und Einbau von neun Lichtbändern

Das Architekturbüro PP+ war bereits durch andere Projekte mit den Lösungen von Glasolux vertraut und hatte dabei positive Erfahrungen gemacht. Daher lag die Empfehlung nahe, den Hersteller aus Bielefeld auch bei der Kita am Mareisring einzubinden und dessen Kompetenz für Dachverglasungen zu nutzen. Glasolux kalkulierte zunächst sieben Lichtbänder für das Dach des Neubaus, zwei weitere kamen im Zuge der Planungen hinzu.  

Auf einer Seite des Daches verteilen sich fünf Lichtbänder mit einer Breite von jeweils 3,32 m. Jedes dieser ­Lichtbänder verfügt über zwei Öffnungsflügel für die Frischluftzufuhr. Insgesamt vier Lichtbänder mit einer Breite von jeweils 4,46 m sind auf der anderen Dachseite installiert und von den PV-Modulen umgeben. Alle Fenster sind innen und außen in der Farbe Anthrazit sowie mit Sonnenschutzmarkisen ausgeführt.

Mit einer Hebevorrichtung platzierten die Monteure von Glasolux die Oberlichter in den hierfür vorbereiteten Öffnungen im Boden
Foto: Glasolux

Mit einer Hebevorrichtung platzierten die Monteure von Glasolux die Oberlichter in den hierfür vorbereiteten Öffnungen im Boden
Foto: Glasolux
Mit eigenem Personal montierte die Firma Glasolux die Lichtbänder – wie auch die vier begehbaren Oberlichter im Gebäudeinnern. Deren Aufgabe ist es, möglichst viel Tageslicht, das durch die Lichtbänder ins Obergeschoss fällt, in das Erdgeschoss weiterzuleiten. Die begehbaren „Sky Vision Walk On“-Oberlichter von Glasolux in der Größe 1,00 x 2,00 m wurden in den Korridorböden des Obergeschosses installiert. Sie sind nicht voll transparent, sondern blickdicht mattiert und laminiert ausgeführt, dadurch soll die Privatsphäre der Personen gewahrt bleiben, die sich über die Gläser hinwegbewegen. Für eine sichere Begehbarkeit sind die Oberlichter auf ihrer Oberseite mit rutschhemmendem Strukturglas ausgestattet.

Die Eröffnung des Neubaus am Mareisring in Feldkirchen-Westerham wurde im September 2024 gefeiert. Die Kinderkrippe „Bucklberg“ belegt im Gebäude rund drei Viertel der Nutzfläche – hierzu gehören das komplette Erdgeschoss und die Hälfte des Obergeschosses. Die Volkshochschule nutzt den Rest des 1. Stockwerks und verfügt über ein separates Treppenhaus, das zugleich als Brandschleuse fungiert.

Weil in einem der beiden Gebäudeteile zwei Nutzeinheiten für die VHS und die Kinderkrippe aneinandergrenzen, gelten hier besondere Anforderungen an den Brandschutz. Aus diesem Grund wurden zwei der „Walk-On“-Oberlichter hier auf der Unterseite zusätzlich mit Brandschutzgläsern versehen – eine Praxis, mit der Glasolux auch von anderen Bauvorhaben bereits bestens vertraut ist.

 

Autor

Frank Beushausen ist Inhaber der Agentur Perfect Sound PR in Bissendorf bei Osnabrück und betreut die Glasolux GmbH in der Pressearbeit.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Planung und Errichtung eines Neubaus für die Kinderkrippe „Bucklberg“ und die Volkshochschule (VHS) in Feldkirchen-Westerham

Dachverglasungen und Oberlichter (Produktion und Montage) GSL Glasolux GmbH, Bielefeld, www.glasolux.com

Planung und Gestaltung PP+ Architekten Pöhlmann Architekten & Ingenieure, München, www.pp-plus.de

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