Das ist zu beachten am Dachfirst

Firstausbildung im Steildach

Der First bildet den obe­ren Ab­schluss einer oder mehrerer Dachflächen. Die dort zu­sammentreffenden Dachflächen werden regen­si­cher miteinander verbunden und mit Formziegeln oder Form­steinen gestaltet. Wir zeigen, was bei der Ausführung des Firsts im Detail zu beachten ist.

Bei Dachdeckungen aus Dachziegeln oder Dachsteinen kann der First als Mörtelfirst oder Trockenfirst aus­ge­führt werden. Mörtelfirste sind historisch betrachtet die klas­sische Ausführungsart. Sie haben allerdings den Nach­­­­teil, dass die in Mörtel aufgesetzten Firstziegel keine Ent­lüftungsmöglichkeit bieten. Wenn der First in dieser Form ausgeführt werden soll – beispielsweise bei der Re­no­vierung denkmalgeschützter Gebäude – sind unterhalb des Firstes Lüfterelemente vorzu­sehen.

Der Trockenfirst hat sich mittlerweile als Standardlösung etabliert. Er vereint Re­ge­n­sicherheit mit ausreichend dimensionierten Lüftungs­quer­schnit­ten. Dach­zie­gelhersteller und andere Firmen bieten für die fach­ge­rechte Ausführung ein breites Sor­ti­ment an Lüftungs- und Anschlusselementen an. Eine be­son­ders elegante, aber auch auf­­wändige Variante des Trocken­firstes ist der vollke­r­a­mische First (siehe dazu Fachbeitrag ab Seite 24). Bei Dächern mit Deckungen aus Schiefer oder Faser­zement­dach­platten wird ein spezielles Firstgebinde aus­geführt. Dafür müssen vorher schon in der Unterkonstruktion ent­sprechende Lüftungs­mög­lichkeiten vorgesehen werden.

Optik und Technik in fachgerechter Ausführung

Die optischen und technischen Anforderungen an die je­weilige Firstkonstruktion werden durch die Dachdecker­fachregeln für Dachdeckungen mit Dachziegeln und Dach­steinen definiert und in den Verlegeanleitungen der Her­steller beschrieben. Hier finden sich Angaben zu den er­forderlichen Lattweiten, zum Abstand der letzten Trag­latte zum Firstscheitel sowie zur erforderlichen Höhe der First­latte. All diese Faktoren sind zu berücksichtigen.

Mörtelfirst

Beim Mörtelfirst werden die Firstziegel oder Firststeine in Mörtel ge­setzt. Dazu wird jeweils am oberen Rand der obersten Ziegel- oder Dachsteinreihe ein Mörtel-Längsschlag aufge­bracht, in den die Firstziegel oder -steine eingebettet werden. Diese wer­den anschließend durch eine Verdrahtung mit korrosionsbe­ständigem Bindedraht mit mindestens 0,5 mm Durch­messer gegen Windsog gesichert. Vor der Verlegung des nächsten First­ziegels wird auf dem schmaleren Ende des unt­er­deckenden Ziegels oder Dachsteins ein Mörtel-Querschlag auf­gebracht, in den der nächste Firstziegel ge­bettet wird. Herausquellender Mörtel ist direkt so ab­zu­schneiden, dass er nach unten hin schmaler wird und so eine Art Tropfkante bildet. Dabei sollten die Mörtelreste nicht auf die Dachfläche gelangen, da dies je nach Ober­fläche des Deckwerkstoffs zu Flecken führt, die umgehend mit viel Wasser entfernt werden müssen.

Ein voll vermörtelter First bietet über den Firstscheitel keine Lüftungsmöglichkeit mehr. Deshalb sind in der letzten oder vorletzten Reihe der Ziegel oder Dachsteine Lüfter­ vorzusehen. Die Anzahl der Lüfter ist so zu wählen, dass der für den First geforderte freie Lüftungsquerschnitt erreicht wird. Die Zahlenwerte dazu findet man im Regel­werk des deutschen Dachdeckerhandwerks, Merk­blatt Wärme­­schutz bei Dach und Wand sowie DIN 4108 „Wärmeschutz und Energie-Einsparung in Gebäuden – Teil 3: Klimabedingter Feuchteschutz“. So ist bei Dächern mit einer Dach-neigung von > 5° an First und Grat ein Mindestlüftungsquerschnitt von 0,5 ‰ der zugehörigen Dachfläche, mindestens jedoch 50 cm²/m vorzusehen.

Trockenfirst

Trockenfirste erreichen diese Lüftungsquerschnitte mit Hilfe eines durchgehenden Luftspalts zwi­schen der letzten Ziegelreihe und den Firstziegeln. Die Höhenlage der Firstziegel lässt sich durch eine durch­laufende Firstlatte genau justieren. Diese liegt auf höhenverstellbaren Firstlattenhaltern, die auf den Sparren bzw. auf der Konterlattung montiert sind. Der Anschluss der letzten Ziegelreihe zu den Firstziegeln wird mit Firstbändern hergestellt. Sie werden meist in Rollen­form angeboten, haben Lüftungs­öffnungen und verfügen über (meist plissierte) Alu­minium­rand­streifen, die sich an jedes Ziegelprofil anar­beiten lassen. Die Firstbänder werden vor der Verlegung der Firstziegel auf der Firstlatte montiert. First­ziegel oder Firstdachsteine werden mit passenden Klammern und korrosions­beständigen Nägeln oder Schrauben be­fe­s­tigt und gegen Windsog gesichert.

Die Regensicherheit der Konstruktion ist gegeben, da die Firstziegel das Tro­cken­firstelement ausreichend überdecken. Je nach Witt­e­rungs­bedingungen muss man jedoch mit gering­fü­gigen Feuch­te­einträgen durch die Lüftungsöffnungen rech­nen, da dort, wo Luft ent­weicht auch Feuchte in Form von Flugschnee oder Schlagregen eindringen kann. Ein entsprechender Hin­weis dazu findet sich im Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen im Abschnitt 3.5 Unterdeckung, Abs. 4 des Regelwerks des Dachdeckerhandwerks.

Vollkeramische Firste verfügen ebenfalls über ausrei­chen­de Lüftungsquerschnitte. Sie werden aus zur Ziegel­de­ckung passenden Firstan­schluss­ziegeln und Firstziegeln ge­bildet. Diese Lösung ist allerdings nicht für alle Dach­ziegelmodelle verfügbar.

Belüftungsebene führt Feuchtigkeit ab

Die lange Zeit übliche Lüftungsebene zwischen Dämmung und Unterspannbahn ist mittlerweile von der sparrenhohen Dämmung verdrängt worden. Doch auch bei der daraus resultierenden Konstruktionsvariante „unbelüftetes Dach“ gibt es nach wie vor eine Belüftungsebene, deren Funk­tion zwingend gewährleistet sein muss. Diese Lüftungs­ebene liegt direkt unterhalb der Dachdeckung und wird durch die Konterlattung gebildet. Sie beginnt mit den Be­lüf­tungsöffnungen im Traufbereich und wird behinde­rungs­frei bis zu den Abluftöffnungen im First geführt. Sie hat unter anderem die Aufgabe, die durch den Schichtenaufbau der Dachkonstruktion diffundierende Feuchte zügig abzu­füh­ren.

Das Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen und Un­ter­spannungen im Regelwerk des deutschen Dachdeckerhandwerks empfiehlt, die Lüftungsquerschnitte für be­lüf­tete Dächer auch für die Belüftung der Konter­latten­ebene einzuhalten (siehe 1.3 Allgemeine Anforderungen). Funk­tio­niert die Lüftungsebene nicht einwandfrei, kommt es in diesem Be­reich zu einer erhöhten Feuchtebelastung. Dies kann dann zu einer erhöhten Bildung von Tauwasser füh­ren, das unter Umständen an der Unterseite des Deckmaterials kon­densiert.

Spitzboden ohne Dämmung belüften

Nicht immer sind Dächer auf der gesamten Sparrenlänge gedämmt. In vielen Fällen endet die Dämmung oberhalb des ausgebauten Dachbereichs, um dann auf Ebene des Dachbodens oder in der Kehlbalkenlage horizontal weiter­geführt zu werden. Der darüber verbleibende, nicht ge­dämmte Spitzboden muss entlüftet werden, um in der kalten Jahreszeit Tauwasserbildung an der regen­si­chern­den Zusatz­maß­nahme und an der Sparrenkonstruk­tion zu vermeiden. Ein entsprechender Hinweis findet sich wieder im Regel­werk des deutschen Dachdeckerhand­werks im Merkblatt Wär­me­schutz bei Dach und Wand. Dort steht im Abschnitt 1.3 „Planungshinweise“ unter 7: „Ungedämmte Spitzböden sind zu belüften, z. B. durch Öffnungen im Firstbereich oder durch ausreichende Quer­lüftung.“

Der Grund hierfür: Über den Zugang zum Dachboden dringt warme Luft aus den darunter lie­gen­den beheizten Geschossen in den kühleren Dachraum. Warme Luft kann jedoch erheblich mehr Feuchte speichern als kalte. Kommt diese warme Luft nun in Kontakt mit der kalten Unterspann­bahn, kommt es zur Tauwasserbildung, da die Taupunkt­temperatur unterschritten wird. Dies ge­schieht un­abhängig davon, ob die Unterspannbahn diffu­si­onsoffen ist oder nicht, denn es handelt sich um ein rein bau­physikalisches Temperaturproblem. Wird der Dach­raum ausreichend belüftet, etwa über die Öffnungen des Firstes, kann die feuchtwarme Luft problemlos entwei­chen. Dabei ist die Öffnung des Firstes die effektivste Maß­nahme, da warme Luft aufgrund der Thermik ohnehin nach oben steigt. Außerdem ist diese Lösung einfacher zu realisieren als beispielsweise eine Querlüftung über die Giebel­wände. Lediglich bei Walmdächern mit kurzem First oder bei Zeltdächern sind ergänzende Maßnahmen wie etwa der Einsatz von Unterspannbahn-Lüfter-Elementen erfor­der­lich.

Autor

Arne Witzke ist Dachdeckermeister und Anwendungstechniker bei der Dörken GmbH & Co. KG in Herdecke.

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