Nachhaltiges Wachstum nach der Übernahme

Zimmerermeister übernimmt Holzbaubetrieb in Neustadt am Main und richtet ihn neu aus

Dominik Brönner hat vor drei Jahren eine bestehende Zimmerei in Neustadt am Main übernommen, neue Mitarbeitende eingestellt und den Betrieb schrittweise digitalisiert. Außerdem wurde der Betrieb umbenannt: Die Zimmerei Brönner legt viel Wert auf Nachhaltigkeit und wurde dieses Jahr mit dem Deutschen Dachpreis „Dachkrone“ ausgezeichnet.

Die Anfrage, ob er sich vorstellen könnte, die Firma Bippus Holzbau zu übernehmen, kam für Zimmerermeister Dominik Brönner vor drei Jahren völlig unerwartet. Zwar hatte er schon zuvor Kontakt zu der Zimmerei in Neustadt am Main gehabt – doch bis zu diesem Zeitpunkt hatte Dominik Brönner ausschließlich als 1-Mann-Betrieb gearbeitet. Nach dem plötzlichen Tod von Wolfgang Kachel, dem damaligen Inhaber von Bippus Holzbau, musste seine Tochter als Betriebsnachfolgerin schnell einen Ersatz finden und kam auf Dominik Brönner zu. Dieser sagte nach kurzer Bedenkzeit zu und übernahm den Holzbaubetrieb von Wolfang Kachel im August 2020.

Zimmerei_Broenner_Team.jpg Die Mitarbeiter des bestehenden Betriebs Bippus Holzbau in Neustadt am Main wurden von Dominik Brönner (zweiter von rechts) übernommen. Zusätzlich wurden neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt
Foto: Kollektiv 54

Die Mitarbeiter des bestehenden Betriebs Bippus Holzbau in Neustadt am Main wurden von Dominik Brönner (zweiter von rechts) übernommen. Zusätzlich wurden neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt
Foto: Kollektiv 54
Einen bestehenden Betrieb zu übernehmen, das kann einige Stolperfallen mit sich bringen. Dominik Brönner hatte jedoch das Glück, dass seine jetzigen Mitarbeitenden ihn schon vorher kannten und als neuen Betriebsinhaber quasi selbst ausgesucht hatten. So waren von Anfang an gute Voraussetzungen für die Unternehmensnachfolge gegeben. Dominik Brönner erinnert sich noch an einen Zeitungsartikel aus dem Jahr 2020, in dem einer der Mitarbeiter von Bippus Holzbau sagte: „Der Chef hat ein halbes Jahr Probezeit.“

Dominik Broenner und Rose Broenner Zimmerei Broenner Dominik Brönner leitet die Zimmerei gemeinsam mit seiner Ehefrau Rose Brönner. Sie kümmert sich um Personalangelegenheiten, die Buchhaltung, Rechnungen sowie den Social-Media-Auftritt der Zimmerei 
Foto: Kollektiv 54

Dominik Brönner leitet die Zimmerei gemeinsam mit seiner Ehefrau Rose Brönner. Sie kümmert sich um Personalangelegenheiten, die Buchhaltung, Rechnungen sowie den Social-Media-Auftritt der Zimmerei 
Foto: Kollektiv 54
Mittlerweile habe er aber das Gefühl, die Probezeit bestanden und das Vertrauen seiner Mitarbeitenden gewonnen zu haben. „Ich bin dankbar für die Unterstützung meines Teams und schätze die familiäre Atmosphäre im Betrieb“, sagt Dominik Brönner. Gemeinsam mit seiner Frau Rose Brönner führt er das Holzbauunternehmen und sagt: „Ich bin bestrebt, ein zuverlässiger Chef, Geschäftspartner und Berater für unsere Kunden zu sein.“

Digitalisierung und Fokus auf ausgewählte Lieferanten

Mit der Übernahme des bestehenden Holzbaubetriebs kamen jedoch auch einige Veränderungen. Durch die Einführung von Betriebshandys und einer einfachen, digitalen Zeiterfassung wurde der Holzbaubetrieb schrittweise digitalisiert. Mit dem neuen Firmennamen „Zimmerei Brönner“, inklusive neuer Beschriftungen und Werbemittel, bekam der Betrieb ein Rebranding. Um für eine bessere Wirtschaftlichkeit zu sorgen, wurde das Lagermanagement umgestellt und der Fokus auf wenige, ausgewählte Lieferanten gelegt. Auch personell wurden einige Veränderungen durchgeführt: Die bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bippus Holzbau wurden übernommen und das Team wurde durch neue Mitarbeitende ergänzt – durch die Einstellung jüngerer Mitarbeiter konnte der Altersdurchschnitt gesenkt werden. „Dadurch können wir von der Erfahrung der älteren Mitarbeiter profitieren, die ihr Wissen an die jüngeren Kolleginnen und Kollegen weitergeben“, sagt Dominik Brönner. Mittlerweile umfasst das Team der Zimmerei in Neustadt 17 Mitarbeitende.

Bei der neuen Betriebssoftware war sich Dominik Brönner erst nicht ganz sicher, wie sie akzeptiert werden würde – die Sorge erwies sich aber als unbegründet. Angst vor Fehlern hat Dominik Brönner nicht, die gehören für ihn dazu. Er will flexibel bleiben und ist auch bereit, mal einen Schritt zurückzugehen, wenn etwas nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hat. Vollständig abgeschlossen sei die Unternehmensübernahme noch nicht, das sei ein andauernder Prozess, meint Brönner, aber: „Der Anfang ist gemacht und ich habe das Gefühl, wir sind auf einem guten Weg!“ Momentan sei man noch in einer Art Aufbruchsstimmung. „Bei uns herrschen keine jahrelang etablierten, starren Strukturen, sondern wir sind neugierig und offen dafür, Abläufe zu optimieren, Prozesse neu zu gestalten und dabei die Mitarbeiter mit einzubeziehen“, sagt Brönner.

„Digitalisieren, modernisieren, strukturieren – daran arbeiten wir permanent.“

Die Zimmerei Brönner ist inzwischen breit aufgestellt: Neben klassischen Zimmererarbeiten führt sie Wohnraumerweiterungen durch Dachaufstockungen und Dachgauben aus. Außerdem ist sie in den Bereichen Treppenbau und Bodenbeläge aktiv. Für die Zukunft hat Dominik Brönner auch schon einige Ideen. Er sieht die aktuelle Aufbruchstimmung und den Schwung, den die Übernahme in den Betrieb gebracht hat, als große Vorteile und hat vor, neue Geschäftsfelder, wie beispielsweise Photovoltaik- oder Spenglerarbeiten, zu erschließen und weitere Umstrukturierungen vorzunehmen. Bei anstehenden Neuerungen will er sein Team mit einbeziehen. Daher ist es günstig, dass in den bestehenden Räumlichkeiten noch Platz für weitere Mitarbeitende ist. Die Zimmerei Brönner beschäftigt bereits zwei Lehrlinge im zweiten Lehrjahr. Zwei weitere Auszubildende haben im September ihr Berufsgrundschuljahr begonnen und einen Vorvertrag für 2024 unterschrieben. An Azubis und Praktikanten mangelt es der Zimmerei derzeit also nicht.

Nachhaltiges Handeln

Für Dominik Brönner ist Nachhaltigkeit ein zentrales Thema und zwar nicht nur im Bezug auf die Umwelt und das globale Klima, sondern auch bezogen auf sein Team und das Betriebsklima. Unter Nachhaltigkeit versteht Brönner auch eine gesunde Work-Life-Balance und eine positive Firmenphilosophie, sodass das Wohlbefinden der Mitarbeitenden stets gewährleistet ist und eine gute Stimmung im Betrieb herrscht. Den Erfolg seines Konzepts sieht der Zimmerermeister daran, dass aktuell immer wieder Bewerbungen und Anfragen von Interessierten eintreffen. Eine neue Photovoltaikanlage auf dem Dach des Zimmereigebäudes in Neustadt zu installieren, war für Dominik Brönner ein weiterer, wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.

Die Tische aus Altholz werden nach individuellen Wünschen und Vorgaben gefertigt Die Tische aus Altholz werden nach individuellen Wünschen und Vorgaben der Kunden in der Zimmerei angefertigt
Foto: Kollektiv 54

Die Tische aus Altholz werden nach individuellen Wünschen und Vorgaben der Kunden in der Zimmerei angefertigt
Foto: Kollektiv 54
Eine Vorreiterrolle einzunehmen ist ihm wichtig, was sich auch im Upcycling-Projekt „Zwotes Leben“ zeigt: Dabei werden neue Tische aus Altholz gebaut (mehr Informationen dazu gibt es online unter http://zwotesleben.de). Dieses Beispiel nutzt Dominik Brönner gerne, um Schulklassen das Konzept der Nachhaltigkeit vor Augen zu führen und so zukünftige Generationen zu inspirieren. „Für die Zukunft wünsche ich mir auf jeden Fall, dass wir weiterhin junge Menschen für das Handwerk begeistern können,“ sagt Rose Brönner, „dass wir Praktikanten auch als Auszubildende gewinnen und dass es weiterhin so gut läuft wie bisher.“

Teilnahme an der „Dachkrone“ stärkte das Teamgefühl

2._Unternehmensnachfolge_Broenner_Dachkrone_2023.jpg Die Zimmerei Brönner wurde beim Deutschen Dachpreis „Dachkrone“ 2023 in der Rubrik „Unternehmensnachfolge“ mit dem 2. Platz ausgezeichnet
Foto: dedicative.de

Die Zimmerei Brönner wurde beim Deutschen Dachpreis „Dachkrone“ 2023 in der Rubrik „Unternehmensnachfolge“ mit dem 2. Platz ausgezeichnet
Foto: dedicative.de
Die Zimmerei Brönner hatte sich bereits für den Deutschen Dachpreis „Dachkrone“ 2022 beworben und kam mit ihrer Bewerbung in die engere Auswahl. Im März 2023 bewarb sich die Zimmerei erneut für die „Dachkrone“, dieses Mal mit Erfolg: In der Kategorie „Unternehmensnachfolge“ belegte die Zimmerei Brönner den zweiten Platz beim diesjährigen Deutschen Dachpreis. Die Preisverleihung und die anschließende Feier sind dem Team der Zimmerei positiv in Erinnerung geblieben. ­Besonders wertvoll sei der Austausch mit anderen Zimmereien gewesen, erinnert sich Dominik Brönner. Rückblickend sieht er die Teilnahme an der „Dachkrone“ auch als Teambuilding-Maßnahme für die noch recht frische Teamkonstellation. Die lange Anfahrt, der gemeinsame Aufenthalt und die spannende Veranstaltung hätten großen Spaß gemacht und das Team zusammengeschweißt. „Die Wertschätzung unserer Arbeit konnte durch die Auszeichnung mit der ‚Dachkrone‘ gut transportiert werden, diese Anerkennung tut gut“, sagt Dominik Brönner im Rückblick. Manche Anekdoten vom Event werden wohl auch in den nächsten Jahren noch im Betrieb erzählt werden. Die Teilnahme an der „Dachkrone“ hat sich somit für die Zimmerei Brönner auf jeden Fall gelohnt. Mehr Informationen zum Betrieb finden Sie online unter www.zimmerei-broenner.de.

Autor / Autorin

Stephan Thomas ist Chefredakteur der Zeitschrift dach+holzbau. Johanna Ruhl arbeitet im Redaktionsbüro der Zeitschriften dach+holzbau und bauhandwerk.

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