Kranbahnträger aus „BauBuche“

Neubau einer Produktionshalle für Holzhausbau mit Kranbahn aus BauBuche in Merdingen

„Ich denke nur in Holz – 24 Stunden!“, sagt der Zimmermeister Wilfried Hänsler über sich. Logisch, dass für seine neue Handwerkerhalle nur Holz und Holzwerkstoffe infrage kamen. Sogar die beiden Kranbahnlängsträger wurden aus dem nachwachsenden Material konstruiert.

„Es ist einfach zu eng gewesen, zumal wir mit zwei Firmen in einer Halle gearbeitet haben“, sagt Wilfried Hänsler, Zimmermeister und Geschäftsführer der Zimmerei Hänsler in Ihringen am Kaiserstuhl bei Freiburg. Sein Vater Erhard Hänsler hatte 1977 die Zimmerei zusammen mit seinem Cousin übernommen. Nachdem Wilfried Hänsler als frischgebackener Meister 2003 ins Unternehmen kommt, wird nach und nach in Maschinen und Montagetische investiert, der Betrieb wächst. „Ich wollte von Beginn an etwas Eigenes machen und habe meine eigene Philosophie“, sagt Wilfried Hänsler. Er entwickelt zusammen mit seinem Mitarbeiterstamm und weiteren Handwerkspartnern ab 2009 die Marke „Holz.Haus.Hänsler“. Zu dem Zeitpunkt arbeitet er schon mit neun Mitarbeitern. Sein Credo: „Wir können alles, aber wir machen nicht alles.“ Spich: Hänsler baut auf Regionalität, die Baustoffe sollen keine weiten Wege zurücklegen und so weit wie möglich möchte er natürlich mit Holz bauen. Nahe des Schwarzwalds hat er dafür alle Möglichkeiten. So besteht zum Beispiel eine gute Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Massivholz Junker. Der Betrieb bietet eine leimfreie Massivholz-Wand  an, außerdem weitere Produkte, die frei von synthetischen Klebern sind. Unter anderen werden diese Produkte für den Bau der Holzhäuser und Gewerbehallen aus Holz verwendet. Das Konzept kommt bei den Kunden an.

Wachstum und Neubau

Wachstum bedeutet aber auch, dass es zu eng werden kann und so kam der Entschluss, eine neue Halle zu bauen, in der nur Holzhäuser produziert werden. Am ursprünglichen Firmenstandort in Ihringen stellte sich die Bauplatzsuche als sehr schwierig heraus. Ein Standort wurde dennoch gefunden, keine 5 km weiter, in Merdingen. „Dort kann man auch vielleicht irgendwann vergrößern“, sagt Hänsler und lacht, „wenn unser Konzept noch beliebter wird und wir noch mehr wachsen!“

Für den Bau der neuen 29 x 36 m großen Abbundhalle legte die Zimmerei selbstverständlich selbst Hand an. Durch den Einsatz von Satteldachbindern aus Fichten-Brettschichtholz der Schaffitzel Holzindustrie mit aufgesetzten Keilen entstand eine versetzte Pultdachoptik, die durch ein komplettes Lichtband hell und freundlich wirkt.

BauBuche mit kleinerem Querschnitt

Eine der Besonderheiten der Abbundhalle ist die Kranbahnbrücke. Da die Firma Hänsler ausschließlich Holz und Holzwerkstoffe für den Bau verwenden wollte, brachte die Firma Schaffitzel Holzindustrie den Werkstoff aus Buche-Schälfurnieren ins Spiel, da Träger aus herkömmlichem Nadelholz-BSH viel zu groß dimensioniert gewesen wären. Mit einer Hublast von 3,2 t läuft die Kranbahnbrücke auf 36 m langen Trägern aus „BauBuche“, also verleimtem Buche-Schälfurnier. Die Stützweite beträgt bis zu 12 m. Der Kranbahnlängsträger ist auf Holzstützen aus Fichte/Tannen-Brettschichtholz aufgelegt. „Wir wollten in der alten Halle in Ihringen schon 2004 die Träger für die Kranbahn aus Holz bauen. Das hat aber die Prüfstatik nicht zugelassen“, sagt Hänsler. Mit dem Werkstoff BauBuche war es nun möglich.

Um bei hohem Vorfertigungsgrad eine optimale Montage zu ermöglichen, wurde als Ausgleichsschicht ein 2 cm hohes Elastomerlager beigefügt. Da die Träger direkt mit der Hauptstütze verbunden sind, ergibt sich daraus keine große schallschutztechnische Optimierung, dafür aber ein gewisser Dämpfungsgrad für die Kranbahnbrücke. Allerdings sei der Holzträger an sich schon ein Schallschlucker. Wilfried Hänsler sagt: „Manche fragen bisweilen nach, ob der Kran überhaupt läuft, so unmerklich geht das.“

Damit der Träger bei vertikaler Belastung gegen Kippen gehalten ist, wurden die Kranbahnlängsträger mit Bolzen in der Hauptstütze verankert. Die Kranbrücke wird auf einem geschweißten T-Profil geführt, das mit Teilgewindeschrauben im Träger verankert ist.

„Der Werkstoff Buche ist toll, aber wir mussten bei der Bearbeitung und der Montage ganz neu denken“, sagt Hänsler. Der Holzwerkstoff sei sehr hart, entsprechend wurden gute Bohrer gebraucht, um Vorzubohren und die Kranbahn auf dem Träger zu befestigen. „Auch das Gewicht unterschätzt man leicht, was vor allem bei der Montage mit dem Kran eine wichtig ist.“ Bei der Montage mussten die Träger gut gegen Feuchtigkeit geschützt werden. Die BauBuche hat hier wenig Toleranz und quillt schnell auf.

Neue Halle, zweigeteilter Betrieb

Mit der neuen Halle in Merdingen, die im Frühjahr 2017 in Betrieb ging, wurde der Betrieb unterteilt. Hier werden künftig Holzhäuser und Gewerbehallen gebaut, im letzten Jahr sechs an der Zahl. Die Zimmerei bleibt vorerst am alten Standort.

Weitere Besonderheiten der Halle sind neben dem hohen Autarkiegrad (der mit einer PV-Anlage angestrebt wird und damit den Eigenbedarf an Strom decken soll) auch die solaren Einträge und die Holzhackschnitzelanlage samt Rauchfilteranlage und Wärmerückgewinnung der Absauganlage zum Heizen des Gebäudes. Dazu passt die Aussage von Wilfried Hänsler: „Ich denke nur in Holz“. Auch die Dämmung des Gebäudes hat der Zimmerermeister mit Dämmstoff aus Holzfasern vorgenommen. Die Fassaden sind unterschiedlich gestaltet, um der Kundschaft gleich zu zeigen, was optisch möglich ist. Von einer vergrauten Douglasien-Fassade mit Überfälzung bis hin zur lasurbehandelten Fichteschalung finden sich viele Ideen und Möglichkeiten. Auch hier wurde Hänsler seinem Leitspruch gerecht.

Stolz auf das Geschaffene

„Ich bin sehr stolz auf das was meine Mitarbeiter und ich geschaffen haben. Alle sind motiviert und arbeiten gerne in der neuen Halle“, sagt Hänsler. Im Laufe des Jahres wird nun auch noch das Büro nach Merdingen umziehen. Letzte Dämmarbeiten an der Halle sollen im kommenden Winter vorgenommen werden.

Autoren

Jan Hassan betreut die Pressearbeit bei der Pollmeier Massivholz GmbH in Creuzburg. Rüdiger Sinn ist Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau einer Produktionshalle für Holzhausbau mit Kranbahn aus BauBuche, 79291 Merdingen

Bauherrschaft Hänsler Mietpark, 79291 Merdingen

Architektur & Holzbau Zimmerei Hänsler und Schaffitzel Holzindustrie (Herstellung und Lieferung des Hallentragwerkes als Bausatz)

Tragwerksplanung Schaffitzel Holzindustrie, 74523 Schwäbisch Hall (inkl. Konstruktionspläne für Rohbau und Holzbau)

Baukosten 700 000 Euro

Abmessungen Halle 29 x 36 m, bis 9,5 m Höhe

Produktionsfläche 700 m2, Gesamtfläche 1044 m²

Bauart Holzbau mit Leimbindern, verglaste, isolierte Lichtbänder, Wände in Holzrahmenbauweise

Material 11,3 m³ BauBuche Träger GL70 (Breite: 24 cm, Höhe: 56 cm, Länge: 36 m)

Heizung Hackschnitzelanlage, die mit Produktionsabfällen beheizt wird

Energieversorgung zusätzlich PV mit Speicher (in Planung), um einen größtmöglichen Eigenbedarf zu decken

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 05/2018

Schmale Träger auf massivem Rückgrat

Erweiterung der Grundschule Tamm um einen Holz-Hybrid-Bau mit "BauBuche"
Grundschule Tamm Hohenstange Fassade

Den Architekturwettbewerb zur Erweiterung der Grundschule Hohenstange in Tamm gewann das Büro K+H Architekten aus Stuttgart. Durch den Neubau blieb der vorhandene Schulhof frei und der Charakter des...

mehr
Ausgabe 02/2015

Schlank und zukunftsweisend Bauen mit 17 m langen Fachwerkträgern aus Buchen-Furnierschichtholz

Mit etwa 40 Mitarbeitern baut die i+R Holzbau GmbH vor allem Industriehallen und Gewerbebauten, aber auch mehrgeschossige Wohnhäuser in Holzbauweise. Für die Produktion und Verladung der...

mehr
Ausgabe 01/2018

Zimmerei baut einen Keller aus Holz

Um 7 Uhr morgens ist die Welt noch in Ordnung, die Baustelle ruht. An einem Hanggrundstück in Holzhausen bei Augsburg ist eine Grube ausgehoben, oberhalb ist der Aushub mit großen weißen Planen...

mehr

Zimmerer zu werden, war die beste Entscheidung meines Lebens!

Interview mit Stephan Pöschl, Zimmerermeister und Gesicht der Messe Dach+Holz 2024

Stephan, wie hast du den Weg ins Zimmererhandwerk gefunden? Stephan Pöschl: Mein Vater ist Zimmerermeister und hat den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen. Ich bin mit Holz aufgewachsen und...

mehr
Ausgabe 12/2017

Fünf Geschosse aus Brettsperrholz und Brettschichtholz

Wohnhaus Z8 in Holzbauweise entsteht in Leipzig

Der Stadtteil Leipzig-Lindenau war zu DDR-Zeiten ein großes Wohn- und Industriegebiet, heute entstehen hier in vielen ehemaligen Fabriken Kulturzentren. Beispiele dafür sind etwa die...

mehr