Holzbau mit alpinem Flair

Alpenflair in Sachsen – Einfamilienhaus in ökologischer Holzbauweise mit innovativem Energiekonzept

In Plauen entstand ein dreigeschossiges Holzhaus in Hanglage, das dem alpinen Baustil nachempfunden ist. Die tragenden Wände des Hauses wurden in Massivholzbauweise errichtet und mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade versehen. Das Haus wartet mit einem nahezu autarken Energiekonzept auf.

Wer den Bauherrn Florian Bäßler in seinem neuen Zuhause im sächsischen Plauen besucht, kann leicht „alpine Gefühle“ bekommen. Das liegt zum einen an der recht exponierten Hanglage des Grundstücks, zum anderen an der Bauweise und den Baumaterialien des dreigeschossigen Gebäudes. „Ich bin ein absoluter Berg-Fan und so oft es geht in den Alpen unterwegs“, sagt Florian Bäßler, „und die Architektur der dort verbreiteten Chalets hat mich schon immer begeistert. Eine Architektur, die perfekt zu diesem Grundstück passt.“ Dem neuen Eigenheimbesitzer haben es nicht nur die Berge angetan, sondern er ist auch ein Liebhaber des Baumaterials Holz.

Hanglage mit Herausforderungen

Landschaftlich „abgerundet“ wird das Berggefühl auf dem Grundstück in Plauen durch die unmittelbare Nähe der Talsperre Pöhl, die man durchaus als gleichwertigen Bergsee-Ersatz ansehen kann. Bei aller Attraktivität hielt das Grundstück jedoch auch einige Herausforderungen für den Bauherren und die ausführenden Betriebe bereit. „Durch die Hanglage
waren zahlreiche Befestigungs- und  Sicherungsmaßnahmen notwendig. Darüber hinaus besteht der Untergrund aus gewachsenem Naturfels, was die Tiefbauarbeiten zur Errichtung des Kellergeschosses zu Beginn der Bauarbeiten im Januar 2021 ziemlich aufwändig gestaltete“, erzählt Florian Bäßler rückblickend.

Holzbau auf Betonkeller

Das rund 100 m2 große Kellergeschoss entstand als einziges Bauteil in Massivbauweise. Auf die gegossene Bodenplatte wurden Wände aus Stahlbeton errichtet. Diese Wände wurden mit 100 mm dicken „Styrodur 3035“-Hartschaumplatten gedämmt. Von da an ging es komplett in Holzbauweise weiter. Für die Herstellung und Montage der Außenwände vertraute Florian Bäßler auf die Profis der nahegelegenen Zimmerei Wolf in Mylau. „Wir haben in Summe etwas mehr als 200 m2 Außenwände errichtet“, erläutert Udo Pürzel, Geschäftsführer der Zimmerei Wolf. Die Basis der tragenden Wände bildet 160 mm starkes Brettsperrholz. Über den Massivholzwänden wurde eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade auf einer Holz-unterkonstruktion erstellt, inklusive einer 160 mm dicken Dämmung mit „Kontur FSP 1-032“-Fassadendämmplatten von Isover. „Die vlieskaschierten Glaswolleplatten waren zum einen sehr einfach zu verarbeiten und zum anderen mit ihrer niedrigen Wärmeleitfähigkeit von 0,032 W/(mK) für das geplante Energiekonzept von entscheidender Bedeutung“, erklärt Udo Pürzel. Nach der Montage von 40 mm starken Holzlatten, um die Hinterlüftungsebene sicherzustellen, und der vollflächigen Verlegung einer diffusionsoffenen Fassadenbahn erfolgte die Fassadenverkleidung mit Rhombusleisten aus sibirischer Lärche.

Trockenbau im Außenbereich mit geprüfter Lösung

Ein anderer Wandaufbau wurde für die Außenwände im Erdgeschoss und in der innenliegenden Loggia gewählt. Deren Bekleidung erfolgte in Eigenleistung, weshalb der Bauherr nach einer gleichermaßen schnellen und einfachen Lösung suchte. Diese fand er in der vliesarmierten Gipsplatte „Rigips Glasroc X“. Die feuchteresistente Platte eignet sich speziell für die Bekleidung von Außenwänden in Holzbauweise. „Die Montage auf der Unterdeckbahn und der Traglattung erfolgte in wenigen Arbeitsschritten“, so Florian Bäßler. Durch einfaches Ritzen und Brechen der Platten ­konnten diese auf das gewünschte Maß zugeschnitten und anschließend an der Unterkonstruktion mit einem Abstand von 75 mm verschraubt werden.

Sofortiger Witterungsschutz

Die vliesarmierten Gipsplatten an den Außenwänden bieten, in Kombination mit dem „Rigips Glasroc X“-Fugenband, einen sofort wirksamen Witterungsschutz ohne Trocknungszeiten. Sie sind also nahezu wetterunabhängig zu verarbeiten und direkt verputzbar. Bei dem Neubauprojekt in Plauen wurde ein Armierungsgewebe über den „Glasroc X“-Platten verlegt und ein Scheibenputz sowie eine Silikonharzfarbe aufgetragen. Damit waren die Arbeiten an den Außenwänden im Erdgeschoss abgeschlossen. Auf die Kombination der Baustoffe Holz und Gips setzte der Bauherr auch im Inneren des Erd- und Obergeschosses, die zusammen rund 175 m2 Wohnfläche bieten. „Wir wollten bewusst den Kontrast zwischen der Holzanmutung und hellen Gipsflächen zur Raumgestaltung nutzen“, sagt Florian Bäßler, „zur innenseitigen Bekleidung der Außenwände sowie aller Trennwände haben wir deshalb eine 3-Schicht-Platte aus Fichte gewählt, im Erdgeschoss kombiniert mit Rigips-Feuerschutzplatten, im Obergeschoss mit raumhohen „Rigidur H“-Gipsfaserplatten.“ Letztere  zeichnen sich unter anderem durch ihre Robustheit, die Oberflächenhärte und die ebenen Oberflächen aus.

240 mm Zwischensparren-Dämmung

Die Zwischendecke zwischen Erd- und Obergeschoss entstand in 200 mm starker Massivholzbauweise. Den oberseitigen Abschluss des Gebäudes bilden zwei komplett belüftete Pultdächer. Deren Gefache wurden mit einem 240 mm starken Zwischensparren-Klemmfilz („Isover Integra ZKF 1-032“ – WLS 032) aus Glaswolle ausgedämmt und innenseitig mit dem „Vario Luftdichtheits- und Feuchteschutzsystem“ von Isover ausgestattet. Dieses System umfasst die feuchtevariable „Vario Xtra Safe“-Klimamembran (sd-Wert 0,3 bis 25 m) sowie darauf abgestimmte Systemkomponenten wie Dichtmassen und Klebebänder. Auf dem so gedämmten Dach wurde anschließend eine diffusionsoffene Unterdeckbahn verlegt und mittels Konstruktionsvollholz ein 80 mm breiter Belüftungsraum erstellt. Eine Holzschalung und eine bituminöse Schweißbahn als Abdichtung bilden die Basis für die spätere Montage der Photovoltaikmodule. 

Energetisch autark und wirtschaftlich

„Mit diesen Konstruktionen und den leistungsstarken Dämmungen haben wir bei den Außenwänden einen U-Wert von 0,15 W/m2K und für das Dach einen U-Wert von 0,18 W/m2K erreicht“, sagt Florian Bäßler. Das Gebäude entspricht damit den KfW-55-Anforderungen und speist seinen kompletten Energiebedarf aus Strom. Die Basis hierfür bilden eine große Photovoltaikanlage mit einer Nennleistung von 16,5 kW-Peak auf dem Dach, ein Stromspeicher (15 kWh) im Keller, ein 350-Liter-Warmwassertank sowie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe. Ergänzt durch zahlreiche Smart-Home-Funktionen kommt das Haus im Sommer so auf eine Grundlast von 10 bis 15 kWh pro Tag, im Winter sind es zwischen 25 und 30 kWh pro Tag. Im Sommer werden rund 80 bis 100 kWh Strom pro Tag erzeugt, der Großteil davon wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist. „Der wenige Strom, den wir im Winter zukaufen müssen, wird von der sommerlichen Einspeisevergütung nahezu abgedeckt“, berichtet der Bauherr. 

Mit der Fertigstellung des Wohnhauses Ende 2022 ist somit nicht nur ein kleines Stück alpines Flair in den sächsischen Vogtlandkreis gekommen, sondern auch ein modernes Wohngebäude entstanden, das durch den Holzbau eine nachhaltige Komponente enthält und behaglichen und modernen Wohnkomfort bietet.

 

Autoren

Nico Rockrohr ist als Techniker im Vertrieb Hochbau Süd bei Saint-Gobain Isover G+H tätig. Jens Förster betreut als Techniker die Verkaufsregion Süd-Ost bei Saint-Gobain Rigips.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Einfamilienhaus in Holzbauweise in Plauen

Architekt Freier Architekt Ralf Rossig, r³ Projekt, Greiz, www.r3-project.de/office/greiz

Ausführende Holzbauarbeiten Zimmerei Wolf, Mylau, www.zimmerei-wolf.de

Energiekonzept PV-Anlage in Kombination mit Batterie und Wärmepumpe

Hersteller (Auswahl)

Saint-Gobain Isover G+H AG, Saint Gobain Rigips GmbH, www.rigips.de, www.isover.de

Weitere Informationen zu den Unternehmen
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