Architekturbüro in Dortmund erhält Anbau in Holzbauweise

Das Architekturbüro Lindner Lohse Architekten BDA hat seinen Firmensitz in Dortmund um einen viergeschossigen Neubau in Holzrahmenbauweise erweitert. Die Verbunddecke des Neubaus besteht aus Brettsperrholz und Beton. Charakteristisch für das Gebäude ist die gerundete Fassade an der Giebelseite.

Das Büro von Lindner Lohse Architekten BDA befindet sich seit 2013 in einer Bürovilla aus den 1930er Jahren am Dortmunder Westfalendamm. Aufgrund anhaltenden Wachstums bot das Bestandsbüro allerdings nicht mehr genügend Platz für das gesamte Architektenteam. Eine Erweiterung auf dem eigenen Grundstück sollte Abhilfe schaffen und alle Mitarbeiter/-innen an einem Standort vereinen. Den Entwurf entwickelten die beiden Architekten und Gründer des Büros Lindner Lohse Architekten BDA, Harald Lindner und Frank Lohse.

Besondere Merkmale des Bestandsgebäudes sind eine hellgrau verputzte Fassade mit weiß gefassten Holzfenstern und dunkle Dachziegel. Der Baukörper orientiert sich mit Giebel und Eingang zur Bundesstraße B1. Die im Herbst 2021 fertiggestellte Erweiterung des Architekturbüros schließt rechtwinklig an der Traufseite der Villa an. Mit einer Rundung am Giebel folgt der Erweiterungsbau der gegebenen Grundstücksgrenze. Der Baukörper bleibt durch seine schlanke Form niedriger als der Bestandsbau, hat aber die gleiche Dachneigung. Durch die gewählten Materialien – Holz für die Fassade und Titanzink für das Dach – fügt sich der Baukörper gut in den städtebaulichen Kontext ein.

Anpassungen im Bestand

Im Innern bietet der Erweiterungsbau auf drei Büroebenen eine Nutzfläche von knapp 350 m². Die Räume sind als stützenfreie Großräume konzipiert, in denen pro Geschoss zwölf Mitarbeiter Platz finden. Die Erweiterung erforderte auch Anpassungen im Bestand. Im Altbau befinden sich Sanitäranlagen und Teeküchen, die Büros der Geschäftsleitung und Verwaltung sowie Besprechungsräume. Im Sockelgeschoss wurde ein neuer Bibliotheks- und Rückzugsraum geschaffen. Mit Glastrennwänden ist ein offenes und modernes Arbeitsumfeld entstanden. Im Erd-, Ober- und Dachgeschoss sind Alt- und Neubau miteinander verbunden. Das Sockelgeschoss des Neubaus umfasst eine Garage sowie einen separaten Abstell- und Technikraum.

Das Sockelgeschoss des Neubaus wurde, inklusive der Geschossdecke, in Massivbauweise gebaut. Darüber wurde das Haus in Holzbauweise von der Firma Terhalle Holzbau errichtet. Holzständerwände wurden dabei mit Holz-Beton-Verbunddecken (HBV) mit Holzuntersicht kombiniert. Die Büroflächen blieben dabei frei von Stützen. Die Holz-Beton-Verbunddecken setzen sich aus einer 22 cm hohen Brettsperrholzdecke und einer 12 cm dicken Betonschicht zusammen. Darüber folgt eine Montageplatte für die Fußbodenheizung mit 3 cm dicker Trittschalldämmung und einem 7 cm hohen Heizestrich.

Die glatten Decken mit dem von innen sichtbaren Holz verleihen den Räumen im Erdgeschoss und im 1. OG eine warme und natürliche Atmosphäre. Die Außenwände in Holzrahmenbauweise sind mit einer 24 cm dicken Mineralfaserdämmung gedämmt. Von innen wurden die Wände mit Gipsfaserplatten bekleidet. Für die Heizung und Kühlung des Erweiterungsgebäudes wird eine Luftwärmepumpe genutzt.  

„Eine Bauweise mit Holz hat sich aus vielerlei Gründen angeboten“, so die Architekten, „der Baustoff ist klimafreundlich, bindet CO2 und schafft ein angenehmes Raumklima für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Außerdem konnten durch den hohen Vorfertigungsgrad der Elemente und der damit verbundenen, kurzen Bauzeit die Einschränkungen in unserem laufenden Bürobetrieb geringgehalten werden.“

Das Steildach des Anbaus aus Konstruktionsvollholz erhielt eine Zwischensparrendämmung, über den Sparren wurden Unterdeckplatten montiert. Danach folgen eine Konterlattung und eine Holzschalung sowie Bitumenbahnen als Trennlage. Darüber verlegten Dachdecker vorbewitterte Titanzinkbleche. Dachfenster von Velux sorgen für einen hohen Tageslichteinfall in dem Großraumbüro. Oberhalb der Dachfenster wurden auf der Südseite des Gebäudes im Firstbereich sechs Lichtkamine in das Dach eingelassen, um eine gleichmäßig natürliche Ausleuchtung zu erzielen. Außenliegende Verschattungselemente und innere Verdunklungsrollos ermöglichen die individuelle Belichtung der Arbeitsplätze. Die Fassade des Neubaus ist geprägt durch horizontal durchlaufende Gesimsbänder und vertikal montierte, werkseitig vorvergraute Lärchenholzprofile.

Der Erweiterungsbau des Architekturbüros ließ sich in Holz-Hybrid-Bauweise in kurzer Zeit umsetzen. Das Projekt zeigt, dass im Bauen mit Holz, vor allem im städtischen Raum, noch viel Potenzial liegt.


Autorin

Malina Drees arbeitet in der Unternehmenskommunikation des Architekturbüros Lindner Lohse Architekten BDA in Dortmund.

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