Anschlagpunkte auf verschiedenen Untergründen montieren

Anschlageinrichtungen gibt es heute für nahezu jeden Untergrund. Sorgfältige Tests und vorschriftsmäßige Zertifizierungen und Zulassungen gewährleisten einen zuverlässigen Halt – aber nur dann, wenn die Montageanleitung beachtet und das korrekte Befestigungsmittel verwendet wird. Wir zeigen, worauf man bei der Montage achten sollte.

Der Klassiker unter den Anseilmöglichkeiten für Dachdecker ist der Sicherheitsdachhaken. Er kombiniert einen Haken zum Einhängen der Auflegeleiter mit einer Anschlagöse zur Befestigung der persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA). Der Dachhaken wird auf den Dachsparren verschraubt und ragt nach der Dacheindeckung zwischen den Ziegeln heraus. Als einzige dauerhaft am Gebäude verbleibende Anseillösung benötigt der Sicherheitsdachhaken keine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ) durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt), da er der harmonisierten DIN EN 517 unterliegt. Zu beachten gibt es dabei eigentlich nur die Unterscheidung der Typen A und B: Weil Dachhaken des Typs A ausschließlich in Richtung der Falllinie der Dachfläche hin belastet und genutzt werden dürfen, empfiehlt sich der Einbau des Typs B. Dieser Dachhaken darf in jede Bewegungsrichtung des Handwerkers auf dem Dach genutzt werden, auch über den First. Er kostet in der Regel aber ein wenig mehr als ein Dachhaken vom Typ A.

Beton ist nicht gleich Beton

Vor allem auf dem Flachdach werden Anschlageinrichtungen oft in Betonuntergründen montiert. Aber nicht jeder Untergrund ist gleich und die Frage nach der konkreten Beschaffenheit der Bausubstanz steht an erster Stelle: Handelt es sich um ein neues Bauwerk, gerissenen Beton oder Betonhohldielen? Liegt eine Betonkernaktivierung vor, die tiefere Bohrungen in die Dachoberfläche ausschließt? Der Auftraggeber hat hierbei eine Informationspflicht und wird dem Dachdecker oder Montagebetrieb in den meisten Fällen auch mitteilen, dass eine Betonkernaktivierung vorliegt. In diesem Fall ist bei der Installation einer Anschlageinrichtung eine maximale Bohrtiefe von 50 oder 60 mm möglich.

In anderen Fällen kann eine Dachdurchdringung womöglich vermieden werden. Das ist der Fall, wenn die maximale Dachlast ausreichend für ein Auflastsystem ist, dass durch sein Eigengewicht in Position gehalten wird.

Einschlagdübel oder Zweikomponentenmörtel

Die gute Nachricht lautet: Für nahezu jede Möglichkeit ist eine Lösung verfügbar. Spezielle Einschlagdübel sorgen auf Betonuntergründen (mit einer Druckfestigkeit von C20/25 und mehr) bereits ab einer Bohrtiefe von 65 mm für den Halt der Anschlagpunkte oder Systemstützen. Nach dem Einschlagen wird eine Mutter am Kopf angezogen, wodurch sich der Dübel am Ende der Edelstahlverankerung aufspreizt. Eine gängige Alternative ist die Befestigung mit einem Zweikomponentenmörtel, der in die Bohrlöcher gespritzt wird, bevor die Ankerstangen in die Bohrlöcher gesetzt werden. Nach der vom Hersteller vorgeschriebenen Aushärtungsdauer erfolgt die Verschraubung von oben. Für beide Varianten gilt: Das Bohrloch sollte gründlich gereinigt werden, im Idealfall mit einer Ausblaspumpe und einer Bürste.

Holzbalken und Schalungen

Auch auf Holzuntergründen gibt es verschiedene Befestigungsmöglichkeiten für Anschlageinrichtungen. Grob lassen sich hier zwei Varianten unterscheiden: Bei der ersten werden die Schrauben direkt in den tragfähigen Balken gebohrt. Wie dieser dimensioniert sein muss, hängt von der Herstellerbeschreibung und den Vorgaben der abZ ab. Produktspezifisch müssen teilweise nicht alle der Befestigungsschrauben im tragenden Balken montiert werden – bei manchen Lösungen ist es möglich, einen Großteil der Schrauben direkt in die Dachschalung zu schrauben, mit einer Zulassung durch das DIBt. Möglich wird das durch eine gut durchdachte Kraftabsorbierung und Ableitung: Die plastisch verformbaren Edelstahlstützen und Grundplatten sorgen bei einem Absturz für eine bestmögliche Kräfteverteilung auf dem Montageuntergrund. Aber aufgepasst: Bei der Montage sollten immer die mitgelieferten Schrauben und Befestigungsmaterialien verwendet werden. Sie sind Grundlage der Herstellergewährleistung und nicht zuletzt fester Bestandteil der DIBt-Zulassung.Werden die Schrauben oder Dübel ersetzt, ist die Zulassung gegebenenfalls hinfällig.

Metalldach: gedübelt oder geklemmt

Beim Metalldach hängt die Befestigungsvariante ebenfalls vom Untergrund ab. Auf Trapezblech- oder Sandwichdächern werden Anschlagpunkte und Seilsicherungssysteme meist durch die Dachhaut befestigt. Spezielle Kippdübel und wasserdichte Blindnieten ermöglichen die Montage von oben. Grundplatten mit variabler Lochung erlauben es dem Monteur, flexibel auf die je nach Dachhersteller unterschiedlichen Abstände der Hochsicken zu reagieren. Bei Metallfalzdächern können viele Absturzsicherungen durchdringungsfrei auf dem Falz festgeklemmt werden. Dadurch erspart man dem Kunden nicht nur unliebsame Eingriffe in die Dichtigkeit des Daches, sondern hat auch eine relativ einfache und zeitsparende Montage.

Vorgaben beachten!

Bei allen Montagen auf dem Dach sollten die Herstellerangaben und die geltenden Vorschriften beachtet werden. Das ist nicht nur die Basis für eine anstandslose Abnahme durch den Bauherrn und das Bauamt, sondern genauso wichtig für spätere Wartungen und Überprüfungen, etwa im Rahmen einer regelmäßigen Dachinspektion. Teil der Vorschriften ist auch die Dokumentation der Einbauart einschließlich Fotomaterial. Ist das Dach erstmal abgedichtet, kann selbst der Fachmann mit bloßem Auge nicht mehr erkennen, wie die Anschlageinrichtung genau befestigt wurde. Und das wird spätestens bei der nächsten, jährlich vorgeschriebenen Überprüfung durch einen Sachkundigen problematisch. Sind lückenlose Dokumentationsvorlagen vorhanden und werden diese jährlich gemäß den Vorschriften weiter gepflegt, steht einem reibungslosen Betrieb der Absturzsicherung über viele Jahre nichts im Wege.

Autor

Stefan Beckers ist Produktentwickler und Mitglied der Geschäftsführung bei dem Absturzsicherungshersteller ABS Safety.

 

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