Alternativen zur sibirischen Lärche
Rohstoffkrise als Chance: Warum Mocopinus auf die nordamerikanische Douglasie setztNach dem Wegfall sibirischer Lärche auf dem europäischen Markt sucht die Holzbranche nach Alternativen. Mocopinus setzt auf nordamerikanische Douglasie, ein Holz mit hoher Dichte und Widerstandsfähigkeit sowie guter Verfügbarkeit. Die Beschaffung und Logistik erforderten jedoch präzise Abstimmungen.
Als Russland 2022 aufgrund des Angriffskriegs gegen die Ukraine und den damit verbundenen Exportverboten als Lieferant von sibirischem Lärchenholz wegbrach, bedeutete das eine Zäsur für die deutsche Holzindustrie. Sibirische Lärche wurde bis dato bevorzugt im Fassadenbau eingesetzt. Eine Alternative für diese weit verbreitete Holzart musste dringend gefunden werden. Das Ulmer Industriehobelwerk Mocopinus reagierte frühzeitig auf den Wegfall sibirischen Lärchenholzes und prüfte potenzielle Alternativen hinsichtlich ihrer Verfügbarkeit, technischen Eigenschaften und Nachhaltigkeit. Dabei liefen mehrere Entwicklungsschritte parallel: Naheliegend erschien zunächst, den Anteil an europäischer Lärche im Sortiment zu erhöhen. Allerdings begrenzte die geringe Verbreitung dieser Baumart in mitteleuropäischen Wäldern die Rohstoffverfügbarkeit. Eine weitere Option stellte die in Europa heimische Douglasie dar. Mocopinus nutzte deren Holz zum damaligen Zeitpunkt bereits für Fassaden- und Terrassenprodukte (mehr über europäisches Douglasienholz erfahren Sie im Infokasten auf der gegenüberliegenden Seite). Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach „Thermoholz“ auf Fichten- und Kiefernholzbasis merklich. Durch eine thermische Behandlung von über 200 °C verbessert sich bei diesen Produkten die Haltbarkeit und Formstabilität des Holzes, sodass thermisch behandeltes Fichten- und Kiefernholz auch für den Außenbereich geeignet ist. Alternativ erhöht eine Imprägnierung mit Holzschutzmitteln die Langlebigkeit von Fichten- und Kiefernholz.
Geeignete Alternativen zu sibirischem Lärchenholz
Kanadische Lärchen- und Douglasienhölzer aus bestimmten Regionen British Columbias eignen sich als Alternative zur sibirischen Lärche
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Nordamerikanische Lärchen- und Douglasienhölzer aus bestimmten Regionen British Columbias kamen ebenfalls als vollwertige Alternative zur sibirischen Lärche in Frage. Douglasien wachsen in British Columbias Wäldern häufiger als Lärchen, was die Verfügbarkeit ihres Holzes verbessert. Sowohl die nordamerikanische Douglasie als auch die sibirische Lärche verfügen über einen engen Jahresringaufbau und eine hohe Dichte. Ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber holzzerstörenden Mikroorganismen prädestiniert sie für die Verwendung als Fassadenverkleidung und Terrassenbelag. Zunächst musste jedoch in einer Testphase geprüft werden, ob die nordamerikanische Douglasie als Holzalternative für das Mocopinus-Sortiment in Frage käme. Eine der größten Herausforderungen für den Hersteller war es, europäische Kundenerwartungen mit den Produktionsstandards kanadischer Sägewerke in Einklang zu bringen. Maße in Stärke, Breite und Länge sowie die Qualitätssortierung mussten präzise abgestimmt werden.
Herkunftsregionen identifizieren und Lieferketten erschließen
Einige mitteleuropäische Importeure arbeiten bereits seit vielen Jahren mit nordamerikanischen Hölzern und verfügen über langjährige Erfahrungen und weitreichende Netzwerke in der nordamerikanischen Holzindustrie. So kristallisierte sich schnell heraus, welche Holzarten aus welchen Herkunftsregionen als geeignete Alternative für die sibirische Lärche in Frage kommen könnten. Die gesuchten Varietäten der nordamerikanischen Lärche und Douglasie wachsen in den Wäldern British Columbias östlich des Küstengebirges bis zu den westlichen Ausläufern der Rocky Mountains. Relativ niedrige Temperaturen und kurze Vegetationszeiten verlangsamen das Wachstum und fördern eine hohe Holzdichte und -qualität. Das begrenzte Gebiet, in dem die Douglasie in der gewünschten Qualität in Nordamerika wächst, limitiert auch ihre Verfügbarkeit. Die nachhaltige Waldbewirtschaftung in Kanada sichert jedoch stabile und gesunde Waldbestände sowie eine kontinuierliche Versorgung mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Momentan verarbeitet das Unternehmen Mocopinus in seinen Werken pro Monat etwa 300 m³ Schnittholz der nordamerikanischen Douglasie – mit langsam steigender Tendenz.
Mehr über das nordamerikanische Douglasien- und Lärchenholz aus dem Mocopinus-Sortiment erfahren Sie auf der Website des Herstellers (siehe hier). Dort finden Sie außerdem weitere Substitutionsprodukte (Ersatzprodukte) zu sibirischem Lärchenholz.
AutorGuido Schüler ist Einkaufsleiter mit Fokus auf die Holz- und Bauzulieferindustrie beim Ulmer Industriehobelwerk Mocopinus und dort für die Beschaffung hochwertiger Hölzer sowie den Aufbau resilienter Lieferketten verantwortlich.
Nordamerikanische und europäische Douglasie im Vergleich
Das Unternehmen Mocopinus hat nordamerikanisches Douglasienholz als Alternative zu sibirischem Lärchenholz in sein Sortiment aufgenommen. Doch warum nutzt das Unternehmen nicht europäisches Douglasienholz, das mit kürzeren Transportwegen verbunden wäre? Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig, mehr über die Eigenschaften europäischen Douglasienholzes zu wissen. Die Douglasie wurde in Mitteleuropa erst vor rund 200 Jahren aus Nordamerika eingeführt und auf kleinen Flächen versuchsweise kultiviert. Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann die Aufforstung größerer Gebiete mit Douglasien. Aufgrund des milden, mitteleuropäischen Klimas wachsen die Bäume hier schnell – weite Jahresringe, große Astdurchmesser und hohe Splintholzanteile prägen das Erscheinungsbild der Douglasie. Die Holzqualität der europäischen Douglasie reicht jedoch nicht an die der nordamerikanischen Douglasie aus der Region im Zentrum British Columbias heran – darum entschied sich Mocopinus dafür, nordamerikanisches Douglasienholz in sein Sortiment aufzunehmen.