Blower Door-Messungen können Geld sparen

Luftdichtheit bei Gebäuden – wann eine Blower Door-Messung Sinn macht und was sie aussagt

In unserer Serie „Bauphysik“ beleuchten wir Baumängel und deren Ursachen und zeigen, wie man Fehler vermeidet. In Teil 5 beschäftigen wir uns mit der Frage, wozu Blower-Door-Messungen gut sind und wann eine solche Messung benötigt wird. 

Eine Blower-Door-Messung zeigt, wie dicht ein Gebäude ist oder anders gesagt wo und wie sehr es in das Gebäude reinzieht. Sie wird auch als Luftdichtheits- oder Differenzdruckmessung bezeichnet. Eine Blower-Door-Messung zeigt die Qualität der Dichtheit einer Gebäudehülle. Es gibt mehrere Gründe, warum es für den Auftraggeber, Handwerker und Nutzer eines Gebäudes Sinn macht zu wissen, wie luftdicht ein Haus, ein Büro oder eine Halle ist.

Undichte Gebäude und die Folgen

Bei luftundichten Häusern – also mit Löchern in der Gebäudehülle – strömt Wärme nach außen. Das kann im Winter zu hohen Heizkosten führen. Außerdem zieht es in solchen Gebäuden unangenehm und es ist unbehaglich. Die ausströmende, warme und feuchte Luft kann Schäden in der Konstruktion verursachen. Zudem wird Schall über die Luft übertragen, was dazu führt, dass man in undichten Häusern den Straßenlärm eher hört.

Mit einem Blower-Door-Test kann ein Handwerker nach dem Abschluss seines Gewerkes nachweisen, dass er ordentlich gearbeitet hat. Denn manchmal sind es die nachfolgenden Gewerke, die aus Versehen die luftdichte Ebene durchlöchern.

Blower-Door-Test als Qualitätsnachweis

Das die Luftdichtung richtig geplant und verarbeitet wird, ist leider nicht selbstverständlich. Vor allem bei Details wie Durchdringungen passieren immer wieder Fehler. Wer bereits eine baubegleitende Leckagesuche durchführt, kann eventuelle Fehler nachbessern. Wenn die Luftdichtheitsmessung erst zum Schluss angesetzt ist, ist es schwieriger an die Leckagen zu gelangen, weil meist die entsprechenden Stellen der Gebäudehülle – zum Beispiel Dampfbremsen – bereits verkleidet sind. Daher gilt ein gutes Ergebnis eines Blower-Door-Tests als Qualitätsnachweis. Aufgrund dessen verlangt die KfW – die Kreditanstalt für Wiederaufbau – bei vielen ihrer Förderprogramme, dass ein Blower-Door-Test gemacht wird. Davon hängen also viele günstige Kredite beziehungsweise Zuschüsse ab. Hierzu müssen die Gebäude im fertigen Zustand gemessen werden.

So steht es auch in den Normen und im Gesetz: Die Energieeinsparverordnung (EnEV) verlangt, dass luftdicht gebaut wird. So gibt die EnEV vor, wie oft sich die Luft in einem Haus pro Stunde bei 50 Pascal höchstens austauschen darf. Das sind 1,5-mal bei einem Haus mit Lüftungsanlage und dreimal bei einem Haus, bei dem man über die Fenster lüftet. Bei Passivhäusern sind es sogar nur 0,6-mal. Häuser mit Lüftungsanlage müssen dichter sein, damit der Luftaustausch über die Lüftungsanlage funktioniert.

Qualität spart Geld

Wird die Luftdichtheitsmessung bereits in der Projektierung (EnEV-Nachweis) mitangesetzt, kann mit einem verringerten Luftwechsel gerechnet werden. Das senkt den nachzuweisenden Primärenergiebedarf. Unter Umständen kann somit auch die Leistung einer Heizungsanlage reduziert werden. Blower-Door-Messungen können also Geld sparen.

Autor

Holger Merkel ist Fachkraft für Differenzdruckmesstechnik (HwK), Blower-Door-Messdienstleister und -Ausbilder, unter anderem für die Pro Clima Wissenswerkstatt und die TÜV Rheinland Akademie (TRA).

Kleine Fuge, große Wirkung

Zum einen geht durch eine Fuge in der luftdichten Verklebung  Wärme verloren, zum anderen entstehen Kaltluftseen. Diese Zugerscheinung kann zu Unbehaglichkeit führen.

Das Institut für Bauphysik in Stuttgart hat schon 1989 festgestellt: Es strömen bei Norm-Winterbedingungen von 20 Grad innen und 10 Grad außen durch eine 1 mm breite Fuge pro 1 m Fugenlänge 800 Gramm Feuchtigkeit. Diese Feuchtigkeit ist bei einer Leckage dann in der Dämmung und kann beträchtliche Schäden verursachen.

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