Wirksamer Schutz vor Bränden für Reetdächer

Mit dem „Sepatec“-Brandschutzsystem wird die Gefahr des Durchbrandes von außen nach innen bei Reetdächern wirksam reduziert. Die Luftzirkulation im Reetdach wird dabei kaum behindert und die Trocknung des Reets nach Niederschlägen verbessert. Vor der Verlegung ist eine Schulung erforderlich.

Das „Sepatec“-Brandschutzsystem für Reetdächer stammt ursprünglich aus Dänemark und ist dort bereits seit 21 Jahren am Markt etabliert. Es besteht aus einem Durchbrand-Unterschutz durch ein luftdurchlässiges „Sepatec“-Glasgewebe mit einem Schmelzpunkt von 800 °C und einem Kantenschutz aus Steinwolldämmplatten mit einem Schmelzpunkt von über 1000 °C. Das Brandschutzsystem kommt sowohl bei Reetdächern mit offenem als auch mit ausgebautem Dachraum mit Hinterlüftung, Dämmung und F30-Brandschutzkonstruktion  von innen zum Einsatz. Dabei wird das „Sepatec“-Glasgewebe direkt unter dem Reet verlegt.

Die Glasgewebebahnen werden über die komplette Dachfläche (an den Rändern überlappend) entweder vertikal oder horizontal verlegt und mit Metallklammern fixiert
Foto: Sepatec

Die Glasgewebebahnen werden über die komplette Dachfläche (an den Rändern überlappend) entweder vertikal oder horizontal verlegt und mit Metallklammern fixiert
Foto: Sepatec
Der Luftwiderstand dieses Gewebes ist sehr gering. Der grundlegende Vorteil des Brandschutzsystems besteht darin, dass sich die Luftzirkulation im Reet und das Austrocknen von Feuchtigkeit im Reet auf dem Dach verbessern. Die Hinterlüftungsebene, die für den Abtransport der Feuchtigkeit von der Traufe bis zum First sorgt und den dafür notwendigen Luftstrom gewährleistet, ist dabei zwischen der Dämmung und der Konterlattung angeordnet. Die schnelle Trocknung des Reets, etwa nach Niederschlägen, ist wichtig für die Haltbarkeit des Daches und vermindert die Gefahr der Verrottung des Naturbaustoffes. Reetdächer, die mit dem „Sepatec“-Brandschutzsystem ausgestattet sind, erzielen nachgewiesenermaßen eine längere Lebensdauer als Reet- oder Strohdächer, die mit anderen Verfahren, wie zum Beispiel chemischen Flammschutzmitteln oder Im-prägnierungen, behandelt werden.

Verlegung der Glasgewebebahnen

Sepatec System Verlegung Glasgewebe Dach Die Glasgewebebahnen des „Sepatec“-Systems werden auf dem Dach verlegt
Foto: Sepatec

Die Glasgewebebahnen des „Sepatec“-Systems werden auf dem Dach verlegt
Foto: Sepatec
Nach der Fertigstellung der Dachkonstruktion und vor dem Verlegen des Reets auf dem Dach werden die Glasgewebebahnen (zweilagig mit einer Gewebelage und Vlieslage/Vliesschicht) verlegt, wobei die Seite mit der Aufschrift „Sepatec“ nach innen zum Dachraum zeigt. Die Glasgewebe-Bahnen werden über die komplette Dachfläche (an den Rändern überlappend) ­vertikal oder horizontal verlegt und durch Metallklammern (mindestens 8 mm dick) im Abstand von maximal 15 cm fixiert. An den Dachrändern, am First, Ortgang und der Traufe, die im Brandfall Gefahrenpunkte für das seitliche Eindringen von Flammen darstellen, wird das Glasgewebe soweit geführt und umgeschlagen, dass es bis an das Mauerwerk reicht.

Beim Verlegen der Glasgewebebahnen ist eine gewisse Sorgfalt wichtig, weil das Material durch unachtsames Betreten ausbeulen oder reißen kann – mit der Folge, dass es an diesen Stellen nicht mehr direkt an das Reet anschließt. Damit entsteht die Gefahr, dass sich das Feuer über diese Freiräume auf der Dachunterseite ausbreitet. Dachdeckerinnen und Dachdecker können sich damit behelfen, dass sie die Bahnen nur an den nachfolgend zu bearbeitenden Bereichen auslegen oder sich auf Leitern über den Bahnen bewegen. Deckstühle und Harken, die hinter Latten befestigt werden, sind in diesem Fall ungeeignet, weil die Bahnen einreissen können. Alternativ können diese Leitern in die vorhandenen Vorlege- und Schachtdrähte eingehängt werden. Falls das Glasgewebe beim Verlegen reißen sollte, lassen sich die schadhaften Stellen mit einem speziellen „Sepatec“-Kleber reparieren.

Anschließend wird das  Reet auf dem Dach ­verlegt. Das Reet wird dabei bundweise mit einem mindestens 0,5 cm dicken Vorlegedraht und einer Draht-Schraubenkombination, bestehend aus einer Schraube (5 x 35 mm) und einem daran befestigten Stahldraht auf der Lattung befestigt. Geschraubt wird im Abstand von 20 cm, wobei die losen Drahtenden über dem Vorlegedraht zusammengedreht werden.

Verlegung nur durch geschulte Dachdeckerbetriebe

Das „Sepatec“-System wird in Deutschland als Ergänzung zum Fachregelwerk für Reetdachdecker und den rechtlichen Vorgaben für das Dachdeckerhandwerk angeboten. Jeder, der das System auf dem Dach einsetzen möchte, muss vorher eingewiesen und geschult werden, um das erforderliche Fachwissen und die Fertigkeiten zur Installation zu erlangen. Die Verlegung des Brandschutzsystems darf ausschließlich durch geschulte Dachdeckerbetriebe erfolgen. Dem Verleger oder der Verlegerin wird nach erfolgreich abgeschlossener Schulung der Nachweis zur Befähigung ausgestellt. Entscheidet sich ein Gebäudeeigentümer für den Einbau des „Sepatec“-Systems und wird dieses von einem geschulten Dachdecker verlegt, erhält der Eigentümer ein Zertifikat, das garantiert, dass das Brandschutzsystem fachgerecht angebracht wurde.

Weitere Informationen finden Sie unter www.sepatec.de.

Autor

Ulrich Krumstroh ist freier Fachjournalist und Inhaber der Presseagentur Elbfaktor in Trittau.

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