Vom Lagerhaus zum Lifestyle-Hotel

Aufstockung in Holzbauweise und Abdichtung mit Synthesekautschuk

Das monumentale Pakhuis Meesteren – ein ehemaliges Lagerhaus im Hafen von Rotterdam – präsentiert sich in neuem Gewand: Es wurde in ein modernes Hotel mit einer eindrucksvollen Dachterrasse umgewandelt. Zusätzlich entstanden auf dem Dach einige kleine Appartements in Holzbauweise.

Das aus dem Jahr 1890 stammende Gebäude war früher ein Lager für Getreide, Nüsse, Tee und Gewürze. Es liegt am Rande des Kop von Zuid, einem neuen Rotterdamer Stadtteil, der auf dem etwa 120 Hektar großen ehemaligen Hafengebiet entsteht. Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Gebiet zusehends, seit 1993 wird es durch ein ehrgeiziges Stadterneuerungsprogramm umgestaltet. Ein besonders repräsentativer Ort des Kop-van-Zuid-Projekts ist die direkt gegenüber dem Stadtzentrum gelegene Wilhelminapier, auf der sich das neue Lifestyle-Hotel in bester Gesellschaft zu weiteren architektonischen Highlights befindet. Das Hotel, das zur spanischen „Room Mate“-Kette gehört, verfügt über 230 Zimmer und Suiten, diverse Tagungsräume, ein Parkhaus sowie mit den „Foodhallen Rotterdam“ im Erdgeschoss über eine neue kulinarische Attraktion.

Aufstockung um zwei Geschosse

Das mit der Entwurfsplanung beauftragte Architekturbüro awg Architecten Antwerpen sah eine Auf­stockung des bestehenden Gebäudes um zwei Stockwerke vor. Die charakteristischen monumentalen Fassaden wurden originalgetreu restauriert und die typische original Betonstruktur des früheren Lagerhauses erhalten. Sie ist im Zwischengeschoss im Herzen des Hotels zu sehen. Außerdem bekam das Gebäude ein neues Fundament. Insgesamt wurden 428 neue Stützpfähle installiert, die zusammen mit den über 125 Jahre alten, vorhandenen Holzpfählen das gesamte Gebäude tragen. Das Gebäudeinnere wurde komplett saniert und unter dem alten Pakhuis eine vollständig neue Tiefgarage angelegt.

Abdichtung mit Synthesekautschuk

Auf dem Dach entstand eine Reihe von Studios, die zur Langzeitvermietung vorgesehen sind. Sie bieten Zugang auf die Dachterrasse, von der aus man die fantastische Aussicht auf den Kop van Zuid (ein neuer Rotterdamer Stadtteil, der auf dem ehemaligen Hafengelände entsteht) genießen kann. Seine besondere Ausstrahlung erhält das genutzte Dach durch den Holzbelag der Terrasse und die Holzfassaden der Studios sowie durch die in der Dachmitte platzierten Tageslichtfenster. Auf dem Betondach wurden zunächst eine bituminöse Dampfsperre und eine PIR-Wärmedämmung mit Gefälle befestigt. Anschließend erfolgte die Abdichtung mit der lose verlegten, ein­lagigen EPDM-Dichtungsbahn „Resitrix MB“ von Carlisle CM Europe, deren Nähte mittels Heißluft­verschweißung geschlossen wurden. Auf dem Dachaufbau wurden abschließend Hartholzbretter auf höhenverstellbaren Stelzlagern verlegt. Diese gewährleisten eine ebene Unterlage der begehbaren Nutzschicht.

Die Studios haben leicht abfallende Dächer mit einer Dampfsperre aus PE-Folie und einer PIR-Dämmung. Zur Dachabdichtung wurde ebenfalls die EPDM-Bahn „Resitrix MB“ eingesetzt, die in den Überlappungsbereichen mechanisch befestigt und an den Nähten heißluftverschweißt wurde. Infolge der hohen Windlast wurden sowohl die Wärmedämmung als auch die Dachabdichtung mechanisch befestigt. Im Randbereich wurden die Dächer zusätzlich mit einer Zinkabdeckung versehen.

Keine Flamme, keine Brandgefahr

Harold van Haagen, Gesellschafter des ausführenden Dachdeckerbetriebes Udo Dakbedekkingen, erläutert die Entscheidung für diese spezielle Dachabdichtung. „Das Hoteldach weist eine Vielzahl von Details auf, insbesondere Eckverbindungen und Durchlässe, an die die Flächenabdichtung angeschlossen werden musste. Der Synthesekautschuk EPDM ist sehr flexibel und zeichnet sich durch ein dauerelastisches Verhalten mit einer Reißdehnung von über 500 Prozent aus. Die „Resitrix“-Dichtungsbahnen konnten wir wegen ihrer durchgehenden, unterseitigen Beschichtung an jeder beliebigen Stelle mittels Heißluft verschweißen“, so van Haagen. Details ließen sich so einfach aus Zuschnitten der Bahn ausbilden und es waren keine speziellen Anschlussbahnen erforderlich. „Ein weiterer Vorteil war, dass wir für die Verarbeitung keine offene Flamme gebraucht haben und deshalb keine Brandgefahr bestand.“ Das sei ein sehr beruhigendes Gefühl gewesen, insbesondere wegen der hölzernen Fassaden und Belagsbretter, die zum Einsatz kamen, so van Haagen. Ein weiteres Argument für den Fachmann, den Werkstoff zu nehmen, lag in der sehr hohen Alterungs- beziehungsweise Witterungsbeständigkeit des EPDM und der damit verbundenen Langlebigkeit.

Windlast: Schwierige Randbedingungen

Neben den vielen Details, die es abzudichten galt, hatten die Dachhandwerker noch weitere Herausforderungen bei diesem Projekt zu meistern. Das Pakhuis liegt in der Nähe des Hotels New York im Stadtteil Kop van Zuid, unweit der Maas, und ist umgeben von Hochhäusern. Die Umgebungsbedingungen sorgen für starke Windströmungen, die die Montage der Wärmedämmung und der Dachabdichtung erschwerten. Dies wurde bei der Berechnung der Windlast natürlich berücksichtigt, unter anderem durch die Anzahl der Befestiger. Die Arbeiten stellten für das Team von Udo Dakbedekkingen also keine alltägliche Aufgabe dar, auch in logistischer Hinsicht. Die Materialien für den Bau der Dachterrasse und der Studios wurden mit Hilfe eines Krans auf das Dach gebracht. Dieser stand an einer Kaimauer, die einmal pro Woche als Anlegeplatz für Kreuzfahrtschiffe genutzt wird. Einmal in der Woche füllte sich der Kai mit Hunderten von Menschen, die auf die Schiffe hinauf- und herunterstiegen. An diesen Tagen konnte der Kran nicht benutzt werden.

Insgesamt ist das Dach ein Beispiel für die Möglichkeiten der Mehrfachnutzung des vorhandenen Raumes im städtischen Bereich und der Verbindung von Tradition und Moderne.

Autorin

Kirsten Ohlendorf ist zuständig für PR und Corporate Communication bei der Carlisle Construction Materials GmbH in Hamburg.

Bautafel / Baubeteiligte (Auswahl)

Objekt Pakhuis Meesteren, NL-3072 AR Rotterdam

Bauherr „Room Mate“-Hotels

Ausführender Dachdeckerbetrieb UDO Dakbedekkingen B.V., NL-4941 SE Raamsdonksveer, www.udo-dakbedekkingen.nl

Architekten awg Architecten C.V.B.A, 2000 Antwerpen (Belgien), www.awg.be

Bauzeit 2015 bis 2017

Dachabdichtung EPDM-Dichtungsbahn „Resitrix MB“, Carlisle Construction Materials Europe, www.ccm-europe.com/de

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