TRI 2018 – Smarte Lösungen für die Zukunft des Bauens

Das 12 internationale Symposium für energieeffiziente und nachhaltige Architektur, TRI 2018 in Bregenz, zeichnete sich ein weiteres Mal durch hochkarätige Vorträge abseits des Mainstreams aus. Mit der Themensetzung „Low Tech versus High Tech“ tat sich ein großes Spannungsfeld des modernen Bauens auf. Die Fragestellung lautete: „Wie heizen und kühlen wir in Zukunft ohne Öl, Gas und Atomstrom?“

Energieeffizient, ressourcenschonend, wirtschaftlich

Eine Definition von Lowtech lieferten Sabine Erber und Robert Mair vom Energieinstitut Vorarlberg, die Gebäude im Bodenseeraum analysieren. So sind Lowtech-Gebäude nach deren Definition energieeffizient, ressourcenschonend und wirtschaftlich. Sie sind robust und auf lange Lebensdauer ausgelegt. Ihre Baukonstruktion ist entsprechend geplant und ausgeführt und bietet dem Nutzer Behaglichkeit im gesamten Jahresverlauf. Die noch notwendige, reduzierte Gebäudetechnik ist einfach in der Bedienung und Instandhaltung.

Lehm – Baustoff der Zukunft?

Wie Lowtech-Gebäude par excellance umgesetzt werden können, zeigte Robert Rauch mit seinen Lehmhaus-Projekten. Seit 30 Jahren ist er in dem Bereich tätig und präsentierte eine Auswahl an Gebäude, die sich durch minimalen Einsatz von Gebäude- und Lüftungstechnik auszeichnen. Das derzeitige Vorzeigeprojekt ist das Kräuterlager von Ricola im Schweizerischen Laufen mit einem kubischen Baukörper aus Stampflehm. Die Fassadenelemente wurden aus regionalen Rohstoffen aus benachbarten Lehmgruben gefertigt. Die Lehmbaustoffe wirken ausgleichend auf Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen. Rauch versprach eine Renaissance des Lehmbaus, schließlich würden auf der Erde rund 3 Mrd. Menschen in Lehmhäusern wohnen. „Lehm hat für mich Zukunft“, so Rauch.

Lowtech-Produkt Holz

Der Einsatz von Holz wird bei vielen Bauprojekten im gleichen Atemzug mit Lowtech verwendet. Holz als natürlicher Baustoff  ist feuchtigkeitsausgleichend und dient darüber hinaus auch als Speichermasse beim „Solaren Bauen“. Architekt Andrea Ruedi plant seit Jahren solare Direktgewinnhäuser, die mit möglichst wenig Technik auskommen. Bei einer Schulsanierung in Chur wurde das Gebäude durch Holz im Innern nicht nur optisch aufgewertet, sondern bekam durch den Einbau im Deckenbereich eine Schallschutzfunktion und wurde als Speichermasse eingesetzt.

Exkursion mit Mehrwert

Wie immer ging es bei der TRI-Veranstaltung bei der Exkursion zu ausgewählten Bauten. Kaum zu glauben, dass bei öffentlichen Bauten Lehm als Innenputz eingesetzt werden kann. Das Vorarlberger Landesmuseum macht dies vor. Auch beim Materialeinsatz von Holz zeigten sich die Planer zukunftsweisend. Sowohl der Fußboden ab dem 1. OG bis ins 5. OG des Landesmuseums als auch die Treppen sind aus sägerauen Eichendieleng gefertigt.

Dass sich eine Willkommenskultur auch in Baustilen widerspiegeln kann, zeigt das Beispiel eines Gebäudeensembles in der Gemeinde Götzis in Vorarlberg. Planer Andreas Postner kommt dabei auch seine Erfahrung in jungen Jahren als Streetworker zugute. In Götzis realisierte er zusammen mit den Architektenkollegen Hermann Kaufmann und Konrad Duelli den „Transfer-Wohnraum Vorarlberg“. Die Gebäude sind in Holzrahmenbauweise geplant und realisiert und mir einer sägerauen Holzschalung versehen.

Lowtech oder Hightech – wer macht das Rennen?

Spannend wurde es in einer Art Wettbewerb über das Spannungsverhältnis zwischen Lowtech und Hightech. Hier standen sich Thomas Auer (Geschäftsführer von Transsolar Energietechnik), der die Position „einfach Lowtech“ vertrat und Mike Pichler (Siemens Österreich) gegenüber, der für die „Smart Hightech“-Line stand. Während Pichler versuchte, den Nutzen der Gebäudetechnik aufzuzeigen, zeigte Thomas Auer an Beispielen auf, dass Technik in der Regel (durch die Komplexität) viel mehr Probleme schafft als sie zu lösen. Seine Hypothese: Lüftungs- und Haustechnik kaschiert die Fehler in der Planung. Die Hardware sei fehleranfällig, zudem gebe es ein Platzproblem: 10 Prozent der Fläche gingen durch Gebäudetechnik verloren. Am Beispiel eines alten Schulgebäudes von 1902 in München wurde deutlich, dass die Schule in Sachen Komfort vergleichsweise gut abschneidet.

Die TRI 2018 war eine Veranstaltung, die den TeilnehmerInnen Anregungen mit auf den Weg gab und zum Denken anregte. Die Veranstaltung ist ein MUSS für alle, die über den Tellerrand blicken, sich mit Gegebenheiten nicht zufrieden geben und den Austausch unter Gleichgesinnten schätzen.

Kompletter Bericht zum Download

Den ausführlichen Bericht zum Symposium TRI 2018 finden Sie hier zum Download:

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