Transformation und Umbau einer Lagerhalle

Ehemalige Lagerhalle in Holzbauweise wird zum „Velux LKR Innovation House“

Mit dem Umbau einer 30 Jahre alten Lagerhalle setzt der Dachfensterhersteller Velux Maßstäbe für den schonenden Ressourcenumgang. Durch die Bestandsnutzung wurden bei der Realisierung des „Velux LKR Innovation House“ über 55 Prozent des Baumaterials eingespart.

Basis für den Umbau war ein 30 Jahre altes Lagergebäude im dänischen Østbirk. Lars Kann-Rasmussen (LKR), Sohn des Gründers und damaliger Vorstandsvorsitzender der Velux-Gruppe, ließ dieses Anfang der 1990er-Jahre aus Holz bauen, um zu erforschen, wie nachhaltig die Verwendung von Holz als primärer Baustoff ist. Diesem Ansatz verdankte das 1995 ­eingeweihte Gebäude seinen Namen „Experiment aus Holz“. Bis heute hat sich dieses Experiment bewährt, selbst das Holz der Fassade ist nach wie vor in einem sehr guten Zustand. „Unser übergeordnetes Ziel war es, so viel wie möglich vom Gebäude zu erhalten und es in die Zukunft zu führen“, erklärt Architektin Mette Tony von Praksis Arkitekter ihre Entwurfsidee und die Wiederverwendung der Bestandsmaterialien. Aus diesem Ansatz heraus wurde das alte Lagerhaus in ein 14 000 m² großes, helles und modernes Arbeitsumfeld umgebaut und transformiert.

Tageslicht für moderne Arbeitsplätze

Die wichtigste Aufgabe beim Umbau war laut Architektin Mette Tony, viel Tageslicht in das ehemalige Lagergebäude zu lassen. „Indem man das Gebäude aufschnitt und zwei Innenhöfe einbaute, konnte man die Natur von außen nach innen holen“, fasst Mette Tony die wesentlichen Prämissen für den  Umbau zusammen. In den geschlossenen Baukörper des Lagers wurden zwei Atrien eingefügt und begrünt – der erste Schritt zu mehr Tageslicht und für mehr Blickverbindungen zur Natur.

Velux LKR Innovation House in Ostbirk/DK Die Dachfenster und Oberlichter sorgen für lichtdurchflutete Räume und machen Tages- und Jahreszeiten im Inneren des Gebäudes erlebbar
Foto: Velux / Adam Mørk

Die Dachfenster und Oberlichter sorgen für lichtdurchflutete Räume und machen Tages- und Jahreszeiten im Inneren des Gebäudes erlebbar
Foto: Velux / Adam Mørk
Um auch in der Tiefe des Gebäudes helle Arbeitsbedingungen zu schaffen, war jedoch mehr nötig. „Als wir das riesige Dach sahen, dachten wir sofort, wir könnten eine Landschaft aus Velux-Dachfenstern gestalten“, beschreibt Mette Tony die zweite wesentliche Veränderung. Dieser Gedanke wurde konsequent mit Velux-Produkten umgesetzt: 387 elektrisch betriebene Schwingfenster, zwei Ausstiegsfenster mit Türfunktion für den Handwerkerausstieg aufs Dach und 26 „Modular Skylights“ kamen zum Einsatz, alle 3-fach-verglast. Für angenehme Temperaturen im Sommer wurden alle Dachfenster mit außenliegenden Hitzeschutz-Markisen ausgestattet. Bei den „Modular Skylights“ wurden die Sonnenschutz-Rollos innen angebracht.

Ressourcenschonender Umbau

Velux LKR Innovation House in Ostbirk/DK Die 30 Jahre alte Fassade war in gutem Zustand und musste nur teilweise erneuert werden
Foto: Velux / Adam Mørk

Die 30 Jahre alte Fassade war in gutem Zustand und musste nur teilweise erneuert werden
Foto: Velux / Adam Mørk
Bei der Revitalisierung der Lagerhalle konnten 55 Prozent bzw. 4476 t Baumaterial eingespart werden, indem so viel Bestandsmaterial wie möglich wiederverwendet oder umgenutzt wurde. Wesentlich dafür waren der Erhalt und die Umnutzung der Holz- und Dachkonstruktion, der Betonplatte, der Dachüberstände und tragenden Holzbalken aus Brettschichtholz sowie der Fassaden und Betoninnenwände. Das Fassadenholz wurde zur Dämmung der Außenwand sorgfältig ­demontiert und anschließend neu aufgebracht. Die für die Ausschnitte der Innenhöfe entfernten Brettschichtholzrahmen kamen in Nebengebäuden oder für den Bau von Möbeln zum Einsatz. Die vorhandene Dachfläche erhielt eine neue Dämmung und neue Oberlichter. Das Holz, das bei den Dachfensterausschnitten anfiel, kam bei den neuen Innenhof-Fassaden zum Einsatz. Auch für Reparaturen wurde altes Bestandsholz eingesetzt.

Der vorhandene Betonboden konnte weiter genutzt werden. Die zum Teil zurückgebauten Betoninnenwände wurden teilweise beim Bau der Treppenkerne eingesetzt, andere im Außenbereich für die Pflasterung verwendet. Leichtbauwände aus Gipskarton und Mineralwolle wurden recycelt. Entfernte Vordächer wurden als Teil der Nebengebäude auf dem Gelände wiederverwendet. Zudem wurden viele Pflastersteine rund um das Gebäude entfernt und auf Parkplätzen, an Nebengebäuden oder auf Fußwegen verarbeitet.

Bedarfsorientierte Raumklimatisierung

Das „LKR Innovation House“ konzentriert sich konsequent auf natürliche Ressourcen und energetische Optimierung. Ein intelligentes System zur natürlichen Lüftung, gesteuert über 400 „WindowMaster WMX 804“ Kettenantriebe, die per „Motorlink“ zentral und zonenweise betätigt werden, stellt ganzjährig eine bedarfsorientierte Frischluftzufuhr sicher. Die neuen Velux-Dachfenster bringen Tageslicht ins Gebäude, reduzieren den Bedarf an künstlicher Beleuchtung und unterstützen das passive Raumklima-Management. Im Zusammenspiel mit der thermisch optimierten Gebäudestruktur konnte so ein sehr niedriger CO2-Fussabdruck erreicht werden: Mit nur 4,6 kg CO2e/m2/Jahr liegt das „Velux LKR Innovation House“ weit unter den dänischen Vorschriften für ­Bürogebäude und deutlich unter dem erst ab 2029 geltenden Grenzwert von 6,1 kg CO2e/m2/Jahr.

Die Gestaltung des thermischen Komforts in den natürlich belüfteten Räumen erfolgte anhand des adaptiven Komfortmodells. Das berücksichtigt die Auswirkungen des Außenklimas auf den Innenraumkomfort und geht davon aus, dass sich Menschen im Laufe des Jahres an unterschiedliche Temperaturen anpassen und auch selbst Einfluss auf das Innenraumklima nehmen können. Ein Ansatz, der nicht nur den Bedarf an mechanischer Kühlung reduziert, sondern auch die Verbindung zwischen den Nutzenden und der Umgebung stärkt. Das Modell wird häufig zur Bewertung natürlich belüfteter Gebäude verwendet. Das „LKR Innovation House“ ist demnach in die Kategorie 2 eingestuft. Das bedeutet, dass die Innentemperatur innerhalb eines gemäß der europäischen Norm EN 16798 definierten Komfortbereichs bleibt und diesbezüglich keine Abstriche gemacht werden müssen.

Arbeiten im „LKR Innovation House“

Im neuen „Velux LKR Innovation House“ in Østbirk arbeiten rund 500 Mitarbeitende der Velux-Gruppe an der Weiterentwicklung von Dachfenstern und Zubehör sowie anderen Velux-Produkten. Das gesamte Gebäude ist durch informelle Treffpunkte und Arbeitsbereiche geprägt. Alle Räume sind gleichberechtigt angeordnet und ihre Funktionen sind klar erkennbar, wodurch ein einladendes Arbeitsumfeld entsteht. Betritt man das lichtdurchflutete Foyer, fällt sofort einer der großen begrünten Innenhöfe ins Auge. Dank der großflächig verglasten Fassaden ermöglicht er den Einblick in große Teile des Gebäudes und man erhält schnell einen Überblick, wo sich die unterschiedlichen Nutzungsbereiche befinden.

Velux LKR Innovation House in Ostbirk/DK Die offene Raumgestaltung fördert die Zusammenarbeit und schafft Kreativität für Innovationen
Foto: Velux / Adam Mørk

Die offene Raumgestaltung fördert die Zusammenarbeit und schafft Kreativität für Innovationen
Foto: Velux / Adam Mørk
Das Foyer mit seiner hohen Decke dient als Fläche für Ausstellungen und Besprechungen sowie als ­Showroom, Lounge und Empfangsbereich und hat eine direkte Verbindung zu Werkstätten, Büros und Auditorium. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Forum – ein Schauplatz für wechselnde Veranstaltungen, Vorträge und Konferenzen, die Menschen aus aller Welt zusammenbringen. Im Zentrum des „LKR Innovation House“ liegt die Kantine, umgeben von den beiden begrünten Innenhöfen, was den Speisesaal zu einer Art „grünem Herzen“ des Hauses macht. Die beiden Innenhöfe bringen Tageslicht und frische Luft in die Mitte der ehemaligen Halle und ermöglichen zusätzliche Arbeitsplätze mit direktem Außenbezug.

Hohes Maß an Tageslicht

Das „LKR Innovation House“ führt die Forschungs- und Entwicklungsbereiche des Dachfensterherstellers in einer Umgebung zusammen, die Kreativität und Kooperation fördert. Von jedem Raum und jedem Arbeitsplatz aus haben alle Mitarbeitenden direkten Zugang zu Tageslicht und Außenflächen. Entstanden ist ein Standort, der ein hohes Maß an Tageslicht und gesundem Raumklima bieten soll, um zu Wohlbefinden und Gesundheit der Nutzenden beizutragen.

Der Umbau des Lagergebäudes unter Erhaltung oder Umnutzung der Materialien, aus denen es ursprünglich gebaut wurde, zeigt: Renovierungsprojekte können die gleiche Schönheit, Funktionalität und Leistungsfähigkeit wie ein Neubau bieten, ohne die Umwelt in dessen Ausmaß zu beanspruchen.

Autor

Maik Seete ist Leiter der Public Relations bei der Velux Deutschland GmbH in Hamburg und verantwortlich für die Region Nordeuropa.

Bautafel (Auswahl)

Objekt „LKR Innovation House“, Østbirk/DK

Bauherrschaft Velux-Gruppe

Architektur Praksis arkitekter, praksisarkitekter.dk

Generalunternehmen KG Hansen (Baumanagement), www.kgh.dk

Tageslichtplanung Oculight, www.oculightdynamics.com

Landschaftsplanung Det blå Landskab, Aarhus (DK), www.somdetblaa.dk

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