Sportzentrum mit Schalendach in Dresden saniert

Das Sportzentrum in Dresden-Blasewitz hat ein gewölbtes Betonschalendach. Es besteht aus vier Hyparschalen, die beidseitig gekrümmt sind. Für die Dämmung und Abdichtung der steil geneigten Dachflächen kam nur ein verklebter Aufbau in Frage.

Ein Dach aus vier zusammengesetzten Hyparschalen bildet die Form des Wassersportzentrums Dresden-Blasewitz. Die innen nach unten gekippten Schalen lassen viel Tageslicht durch die Glasfassaden in den 36 x 36 m großen Hallenbau fallen. Ursprünglich umfasste das Rudersportzentrum neben vier Einer-Wasserbecken ein Achter-Rudersimulationsbecken, eine kleine Sporthalle und Kraft- und Sanitärräume inklusive Sauna.

Im Jahr 2002 sorgte das August-Hochwasser für erhebliche Schäden an der Gründung und den Gläsern der Fassaden des Rudersportzentrums. Eine Sanierung der Substanz war zwingend erforderlich. An den Sanierungskosten in Höhe von 1,2 Millionen Euro beteiligte sich mit 770 000 Euro der Aufbauhilfefonds Hochwasser von Bund und Land, der Rest waren Eigenmittel der Landeshauptstadt. Von 2002 bis 2006 wurde das Bauwerk saniert. Ursprünglich hatte die Stahl-Glas-Fassade eine Industrieverglasung. Im Rahmen der Sanierung wurde sie gegen modernes Sonnenschutzglas in großformatigen und farbneutralen Fenstern ausgetauscht. Im Jahr 2008 stellte das Landesamt für Denkmalpflege das Gebäude unter Denkmalschutz.

Heute finden sich in dem Sportzentrum Krafttrainings- und Trainingsbereiche für Kanuten, für den Boxsport und für Judokas. Wo früher das Achter-Rudersimulationsbecken war, entstand ein Sportbereich, der für Ballsportarten und größere Judowettkämpfe geeignet ist.

Rückbau ohne Maschinen

Undichtigkeiten an der Abdichtung der Betondachschale machten 2014 eine Sanierung des gesamten Daches nötig. Die ursprüngliche, bituminöse Abdichtung war bis dahin immer wieder mit neuen Dachbahnen überschweißt worden. Um neben der Abdichtung auch die Dämmung des Daches dem aktuellen Stand anzupassen, wurde das alte Dachschichtenpaket entfernt.

Durch das Abtragen des gesamten Schichtenpakets bis zur Betontragschale konnte einiges an Gewicht gespart werden. Das wurde beim neuen Dachaufbau genutzt, um die Dämmschicht ausreichend dick auszuführen. Zunächst mussten die Dachhandwerker um Dachdeckermeister Claus Dittrich aber das enorm dicke Abdichtungspaket samt Dämmschicht aus Polystyrol entfernen. „Wir mussten aus Rücksicht auf das dünne Betonschalendach erschütterungsarm arbeiten. Für den Abriss der alten Abdichtung durften wir daher keine Maschinen einsetzen. Der Abriss war Handarbeit und hat dementsprechend lang gedauert“, sagt Tom Scheffler, Dachdeckermeister und Prokurist der Claus Dittrich GmbH & Co. KG aus Dresden.

Steile Dachneigungen, dünner Beton

Die Entsorgung des alten Dachschichtenpakets aus Bitumenbahnen und Polystyrol war zur Bauzeit (2014) noch kein Problem. Die Dämmstoffkrise um die Entsorgung von möglicherweise HBCD-belasteten Polystyrol-Dämmstoffen kam erst zwei Jahre später. „Heute wäre die Entsorgung der alten Dachabdichtung mit anhaftendem Polystyrol-Dämmstoff teurer gewesen“, sagt Dachdeckermeister Scheffler. Der Rückbau der alten Dachabdichtung war bei Dachneigungen bis zu 45° kein leichtes Unterfangen. Nach dem Abriss trugen die Dachdecker einen bituminösen Voranstrich auf die Betontragschale auf. Der Voranstrich diente zur Haftvermittlung für die anschließend als Notabdichtung verklebte bituminöse Dampfsperre (Elastomerbitumenbahn).

Mineralwolle und Kunststoffabdichtung

Auf die bituminöse Dampfsperre folgte die Wärmedämmung aus Steinwolldämmplatten von Rockwool in 16 cm Dicke. Wegen der geringen Dicke der Betontragschale von 6 cm kam nur eine komplett verklebte Dachabdichtung in Frage. „In das Dach zu bohren, etwa um Dämmstoffdübel zu setzen, ging hier nicht. Das hätte die dünne Betonschicht nicht ausgehalten“, erklärt DDM Tom Scheffler. Die im Verband verlegten Dämmplatten wurden mit einem speziellen, auf die Dämmplatten abgestimmten Kleber von Rockwool verklebt. Mit ihrer oberseitigen Mineralvlies-Kaschierung bildete die Dämmschicht die Grundlage für die neue Abdichtung. Hier entschied sich der Bauherr für die PIB-Kunststoffdachbahn „Rhepanol fk SR“ von FDT. Die Dachbahn hat ein integriertes Kunststoffvlies und einen vorgefertigten Schweißrand. Im Dachsystem erfüllt sie die geforderte Widerstandsfähigkeit gegen Flugfeuer und strahlende Wärme. Die „Rhepanol fk SR“ war trotz der sehr stark geneigten Dachflächen mit bis zu 45° Dachneigung für die Abdichtung geeignet.

Alle „Rhepanol“-Dachbahnen sind frei von Weichmachern, Schwermetallen, Chlor, PVC und halogenen Brandschutzmitteln. Nach der Nutzungsphase sind sie laut Hersteller vollständig recycelbar. „Die Dachbahnen ließen sich gut verlegen. Der Vorteil von PIB-Bahnen ist, dass sie sich bei Hitze weniger ausdehnen als andere Dachbahnen“, meint Dachdeckermeister Tom Scheffler.

Verkleben der Kunststoffbahnen

Zur vollflächigen Verklebung der Dachbahnen trugen die Dachhandwerker einen PU-Kleber für vlieskaschierte Kunststoff-Dachbahnen von FDT auf die Dämmschicht auf und verteilten ihn. In den Kleber rollten sie anschließend die zuvor passend auf Länge zugeschnittenen Bahnen ein. Während der größte Teil der Teilflächen quer zur Längsachse abgedichtet wurde, verlegten die Dachhandwerker am „steilsten“ Bereich die Bahnen parallel zur Längsachse. „Wir mussten für dieses Dach erst einmal ein passendes Verlegemuster finden“, sagt Dachdeckermeister Tom Scheffler. Dabei nutzten die Dachhandwerker einen Rasterplan für die Verlegung der Bahnen, den die Planer von see architekten zusammen mit FDT erstellt hatten. Um die Dachbahnen miteinander zu verschweißen, nutzten die Dachdecker Schweißautomaten. Bei den steilsten Dachbereichen mussten sie die Dachbahnen aber per Hand schweißen.

Auskragende Bereiche mit Blech verkleidet

Die vier Hyparschalen sind jeweils an ihren Rändern durch einen durchlaufenden Oberzug eingegrenzt. Im Außenbereich kragen die Dachflächen dann noch über die Fassaden hinaus. Aufgrund der gekrümmten Form kragen sie am weitesten an den vier höchsten Punkten der Dachschale aus. Mit der Sanierung sollten die auskragenden Bereiche des Daches mit Blechen verkleidet werden. Dazu nutzten die Dachdecker zur Dachabdichtung passende Verbundbleche.

Handwerklich erstelltes Dachranddetail

Während die Wärmedämmung zunächst nur bis zu den Oberzügen verlegt wurde, reichten die anschließend ausgerollten Dachbahnen weit über diese hinaus. Zur Ausbildung einer Abschlusskante am fassadenseitigen Rand der Oberzüge fixierten die Handwerker abgekantete Verbundbleche im Untergrund. Die Verbundbleche konnten verschraubt werden, da die Betonaufkantung ausreichend dick war. Entlang der äußeren Schenkel der neuen Verbundblechkante führten die Klempner von DDM Claus Dittrich die Blechverkleidung der Dachüberstände hoch. Im nächsten Schritt wurden die Bleche gekürzt und abgekantet, die Wärmedämmung in passender Stärke auf den Oberzügen verklebt und eine Anschlussbahn vom fassadenseitigen Abschluss bis zur Dachfläche verlegt. Die Anschlussbahnen wurden auf der zuvor verlegten Dämmung vollflächig verklebt und am Rand zusätzlich in dem gekanteten Verbundblech verschraubt. Als nächstes verlegten die Klempner ein weiteres Verbundblech mit Tropfkante. Es bildet den sichtbaren Übergang zwischen aufgehender Blechverkleidung und Dachabdichtung. Ein Anschlussstreifen über Verbundblech und Anschlussbahn schützt das handwerklich erstellte Dachranddetail vor dem Hinterlaufen mit Wasser (Foto links oben).

Sanierung „von unten nach oben“

Bereits mit der Sanierung des Wassersportzentrums in den Jahren 2002 bis 2006 wurde der Grundstein für die Erhaltung eines der architektonischen Zeugnisse der DDR gelegt. Wenngleich die Sanierungsreihenfolge von „unten nach oben“ eher unüblich ist, wurde mit der 2014 erfolgten Dacherneuerung der Betonschalenbau zukunftsfähig gemacht. Sowohl die Dachfläche, als auch die sich ergebenden Details forderten von den Dachhandwerkern handwerkliches Geschick und Weitsicht. Alle Beteiligten, allen voran die Landeshauptstadt Dresden durch ihre Entscheidung für eine Sanierung statt eines Neubaus, haben durch das konstruktive Zusammenwirken dafür gesorgt, dass das Wassersportzentrum Dresden-Blasewitz nicht nur ansehnlich, sondern auch dauerhaft nutzbar bleibt.

Autor

Sven-Erik Tornow ist Baufachjournalist und betreibt die Agentur Flüstertüte in Köln, er betreut den Hersteller FDT  bei der Pressearbeit.

Seltene Dachform: Das Hyparschalendach

Hyparschalendächer bestehen aus einer regelmäßig doppelt-gekrümmten Fläche, die sowohl Hyperbeln, Parabeln als auch Geraden enthält. Besonderes Merkmal dieser Dachschalen ist, dass sie selbsttragend sind. Als Baustoff für das Tragwerk kommen Stahlseile zum Einsatz, durch sie werden die erforderlichen Zugkräfte geschaffen.

Die Schale selbst besteht sehr häufig aus Beton, sie kann aber auch aus anderen Materialien bestehen. In der Architektur wird die Hyparschale nahezu ausschließlich als Dachtragwerk eingesetzt. Dabei kann es sich um rechteckige oder runde Dächer handeln. Maßgeblich
entwickelt und realisiert wurde die Dachform in der DDR von dem Ingenieur und Bauunternehmer Ulrich Müther aus Binz. Ihr markant geformtes Betonschalen-Dachtragwerk zierte noch über 70 weitere Bauten der ehemaligen DDR. Die bekanntesten deutschen Bauwerke mit Hyparschalen sind die Alsterschwimmhalle in Hamburg, die Eberthalle in Ludwigshafen, die Kongresshalle in Berlin sowie das Ausflugslokal „Teepott“ am Ostseestrand in Rostock-Warnemünde. Mehr über die Sanierung von zwei Bauwerken von Ulrich Müther auf Rügen lesen Sie auf der Website der Deutschen BauZeitschrift.

Das Gebäudeensemble des Dresdner Ruderzentrums wurde 1970-1972 gebaut. Obwohl die Dachfläche des Sportzentrums doppelt gekrümmt ist, ließ sich die Schalung mit geraden Hölzern herstellen. Auf die Schalungshölzer wurde anschließend Beton gegossen und gespritzt.

Bautafel (Auswahl)

Bauherr Landeshauptstadt Dresden, Sportstätten- und Bäderbetrieb,

Projektleiter: Knutz Häntzschel

Bauzeit 10/2014-04/2015

Architekt Architekturbüro see architekten, Dresden, www.see-architekten.de

Dachdecker Dachdeckermeister Claus Dittrich GmbH & Co. KG, Dresden, www.dachschaden.de

Produkte (Auswahl)

Dachbahnen und Verbundbleche „Rhepanol fk SR“, FDT FlachdachTechnologie GmbH & Co. KG, Mannheim, www.fdt.de

Dämmung Deutsche Rockwool GmbH & Co. KG, Gladbeck, www.rockwool.de

Schweißgeräte Leister Technologies Deutschland, Hagen, www.leister.com/de

Weitere Informationen zu den Unternehmen
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