Schnelle Abdichtung im Südturm

Plattform im Südturm des Kölner Doms mit Flüssigkunststoff abgedichtet

Der Südturm des Kölner Doms ist mit seiner Aussichtsplattform auf fast 100 m Höhe ein Besuchermagnet. Im Laufe der Jahre zog sich auf einer der Ebenen des Turms allerdings Feuchtigkeit durch Risse im Boden in das Gewölbe. Eine neue, trittsichere und langfristig zuverlässige Neuabdichtung war nötig.

Im Herzen Kölns ragen die Spitzen des 157 m hohen Doms weit über die umliegenden Gebäude hinaus. Der Kölner Dom ist eine der größten Kathedralen im gotischen Baustil und seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe. Das Wahrzeichen der Stadt baulich zu erhalten, ist die Aufgabe der Dombauhütte Köln mit ihren rund 100 Handwerkern. Da durch die Corona-Pandemie im Sommer 2020 keine Touristen empfangen werden konnten, wurde die Zeit genutzt, um den Südturm zu restaurieren, der mit seiner Aussichtsplattform auf knapp 100 m Höhe normalerweise ein Besuchermagnet ist.

Rissigen Gussasphalt abdichten

Die Turmbesteigung im Dom führt an der Glockenstube mit der größten frei schwingenden Kirchenglocke der Welt vorbei zu einem Plateau auf etwa 75 m Höhe. Von dort führt eine Metalltreppe auf die Aussichtsebene mit Rundblick. Oben angekommen, werden Besucher nach insgesamt über 530 Stufen mit einer wunderbaren Aussicht über die Kölner Innenstadt und den Rhein belohnt. Auf der letzten Fläche vor der Plattform sollte, neben der Entfernung von Wandschmierereien, auch der Boden ausgebessert werden. Im 19. Jahrhundert hatte man groben Gussasphalt zur Abdichtung des darunterliegenden Gewölbes eingesetzt, der jedoch im Laufe der Zeit porös und rissig geworden war. Da keine verschließbaren Fenster im Südturm sind, regnete es herein und Feuchtigkeit zog ins Gewölbe. Um den Gussasphalt zu egalisieren und langfristig abzudichten, kamen die 2-Komponenten-Abdichtungslösungen von Franken Systems zum Einsatz.

Abdichtung in fünf Tagen

Guido Schmitz, Dachdecker, ist bei der Dombauhütte für Abdichtungsarbeiten zuständig und sagt: „Umweltschutz wird am Kölner Dom relativ groß geschrieben, deshalb wollen wir dort keine Abdichtungsmaterialien einsetzen, die mit Lösemitteln versetzt sind, um den Naturstein zu schonen. Daher haben wir uns vor über eineinhalb Jahren für Franken Systems entschieden und arbeiten bei Flächenabdichtungen künftig nur noch mit diesem Hersteller zusammen.“ In fünf Tagen brachten Guido Schmitz und zwei Anwendungstechniker von Franken Systems die Grundierung, Abdichtung, Dekorschicht mit Oberflächenschutz und Versiegelung auf der etwa 200 m² großen Fläche im Südturm auf.

Material per Winde und Seilbahn transportiert

Allein der Transport des fast zwei Tonnen schweren Materials zum Plateau in 75 m Höhe beanspruchte bereits einen Arbeitstag. Da ein Aufzug defekt war und der Weg über die schmale Treppe zu anstrengend gewesen wäre, war Kreativität gefragt. Mit einer elektrischen Seilwinde zogen die Handwerker die Eimer vom Fußboden des Kölner Doms durch einen Schlussstein hoch bis auf die Ebene in 45 m Höhe. Von dort beförderten sie diese mit einem kleinen Aufzug im Nordturm auf 100 m Höhe und anschließend mit einer Seilbahn zum Südturm.

Ausbessern und Grundieren

Nachdem die Logistik geklärt war, konnte die eigentliche Arbeit beginnen. Zunächst ebneten und grundierten die Fachhandwerker den rissigen Boden. Fugen und Unebenheiten besserten sie mit der 2-komponentigen Grundierung „PR 120 (BT-Grundierung)“ aus. Diese mischten die Handwerker mit Quarzsand und trugen sie mit einer Glättkelle auf. Da den Südturm täglich 2500 bis 3000 Besucher besteigen und die neue Oberfläche lange halten soll, spielte die Verschleißfestigkeit des Abdichtungsmaterials eine große Rolle. Darüber hinaus ist die Grundierung geruchsneutral und benzylalkohol- sowie nonylphenolfrei.

Langzeitschutz mit Flüssigkunststoff und Vlies

Am nächsten Tag brachte Dachdecker Guido Schmitz mit den beiden Anwendungstechnikern auf der 200 m² großen Fläche den Flüssigkunststoff „Frankolon Textura“ mit einer Polyestervlieseinlage auf. Die lösemittelfreie Abdichtung verteilten die Handwerker gleichmäßig mit einem Zahnspachtel und arbeiteten das vorher zugeschnittene Vlies mit einer Walze ein. Anschließend wurde eine weitere Schicht des Flüssigkunststoffs aufgetragen. Da im Südturm keine verschließbaren Fenster eingebaut sind, war es wichtig, dass der verwendete Flüssigkunststoff witterungsstabil und kälteflexibel ist. „Frankolon Textura“ erfüllt diese Eigenschaften und kann sowohl innen als auch außen eingesetzt werden. Außerdem bietet die weichmacherfreie Abdichtung gute Hafteigenschaften zum Untergrund.

Arbeiten ohne Zeitdruck

„Selbst als Anfänger lässt sich das Material sehr, sehr gut verarbeiten. Es bindet nicht so schnell ab, sodass man nicht unter Zeitdruck ist und dennoch ein ansprechendes Ergebnis erhält“, berichtet Guido Schmitz. Für den Fachmann sind das wichtige Aspekte, da er normalerweise allein arbeitet. In diesem Fall mussten die Ausbesserungsarbeiten an der großen Fläche im Besucherbereich jedoch schnell gehen. Künftig wird Guido Schmitz weitere Routine in der Arbeit mit Abdichtungsprodukten von Franken Systems gewinnen: Bei Schulungen des Herstellers erhält er weitere Tipps zur Verarbeitung der Produkte und den Umgang mit schnellreagierendem Material.

Natürliche Optik im historischen Turm

Da die Besucherebene im Südturm stark frequentiert und somit hoch belastet ist, brachten die Handwerker auf den ausgehärteten Flüssigkunststoff einen trittsicheren Oberflächenschutz auf: Mit einer Nylonfell-rolle verteilten sie zunächst die Zwischenschicht „Revopur TC300“ als Haftbrücke für den Quarzsand. Darauf streuten sie den „Revopur Coloritquarzsand“ in Grau-Schwarz als Rutschhemmung und dekorative Gestaltung. Das transparente und lichtechte „Revopur TC320“ versiegelt im letzten Schritt die Oberfläche und erhöht die mechanische sowie chemische Beständigkeit. Die 2-komponentige Mischung ist schnellhärtend und konnte nach kurzer Zeit belastet werden.

Guido Schmitz ist zufrieden mit dem Ergebnis der Abdichtungsarbeiten und beurteilt die Produkte von Franken Systems als einfach zu verarbeiten und langlebig. Dass die Produkte des Herstellers lösemittelfrei sind, habe für ihn den Vorteil, dass er keine Dämpfe einatme und ohne Schutzmaske arbeiten könne. Franken Systems verzichtet bei den Flüssigkunststoffen der Systeme „Frankosil“, „Revopur“ und „Frankolon“ auf Weich­macher und Lösemittel. Alle Rezepturen sind nach Herstellerangaben frei von schwermetallhaltigen Pigmenten und Katalysatoren sowie halogenhaltigen organischen Verbindungen. Sie enthalten keine krebserregenden Stoffe, sind biozid- sowie fungizidfrei und nicht kennzeichnungspflichtig.

Die Beschaffung des Materials für die Abdichtung der Plattform im Südturm des Doms funktionierte laut Guido Schmitz reibungslos, von der Bestellung bis zur Lieferung vergingen nur vier Tage. Die Aussichtsplattform auf 100 m Höhe dichtete er anschließend allein ab und hat auch schon das nächste Projekt in Sicht – in einem so großen und jahrhundertealten Gebäude gibt es schließlich immer etwas zu tun.

Autor

Dipl.-Ing. Harald Apel ist Leiter der Anwendungstechnik bei Franken Systems.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Sanierung und Abdichtung einer Besucherplattform auf 75 m Höhe im Südturm des Kölner Doms, Sommer 2020

Abdichtungsarbeiten Guido Schmitz, Dachdecker der Dombauhütte Köln; Anwendungstechniker von Franken Systems, Gollhofen, www.franken-systems.de

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