Neue Fußgängerbrücke in Holzbauweise in Aalsmeer fertiggestellt

In der niederländischen Gemeinde Aalsmeer, südwestlich von Amsterdam, ist eine neue Fußgängerbrücke in Holzbauweise entstanden, welche die Anbindung an das Gelände der Blumenversteigerung der „Royal Flora Holland“ verbessern soll. Die Realisation des Bauwerks durch das Ingenieurbüro Miebach erfolgte in enger Kooperation mit dem Rotterdamer Partner Wurck architectuur stedenbouw landschap BV und im Auftrag der Baufirma Ballast Nedam BV. Die neue Fußgängerbrücke in Aalsmeer gilt als herausragendes Beispiel für modernes Brückendesign im Holzbau und vereint Funktionalität, Ästhetik und Nachhaltigkeit.

Der Brückenträger besteht aus verleimten Fichten-Brettschichtholz-Elementen, die in einem versetzten, trapezförmigen Querschnitt angeordnet sind
Foto: Aiste Rakauskaite

Der Brückenträger besteht aus verleimten Fichten-Brettschichtholz-Elementen, die in einem versetzten, trapezförmigen Querschnitt angeordnet sind
Foto: Aiste Rakauskaite
Die Brücke verläuft parallel zur Transportbrücke von „Royal Flora Holland“. Der geringe Abstand von lediglich einem halben Meter zwischen den beiden Brücken erlaubt den Blick durch die Fenster der Fußgängerbrücke auf die Transportbrücke. Mit einer Gesamtlänge von 140,5 m und einer Breite von 3,2 m ist die neue Brücke als durchgehender Holzblockträger mit konstantem Querschnitt gebaut, getragen wird sie von Stützen aus Betonfertigteilen. Der Brückenträger besteht aus verleimten Fichten-Brettschichtholzelementen, die in einem versetzten, trapezförmigen Querschnitt angeordnet sind. Diese Konstruktion sorgt nicht nur für die notwendige Tragfähigkeit der Brücke, sondern auch für einen zuverlässigen Holzschutz.

Der Brückenträger ist in Segmente unterteilt, deren gelenkige Stöße eine einfache Montage mit wirtschaftlichen Spannweiten ermöglichten. Die Treppen für den Zugang zur Brücke sind sowohl auf der Brücke aufgelegt als auch eigenständig gegründet. Der Brückenanschluss bietet dabei ausreichend Raum für horizontale Verschiebungen zwischen dem Brückenkörper und den Treppen. Elastomer-Lager zwischen Brückenträger und Stützen sorgen für zusätzliche Flexibilität. Innenliegende Stahlprofile sichern den Brückenkörper gegen horizontale Kräfte wie Wind oder gegen Anprall aus dem darunter fließenden Verkehr ab. Auf dem Holzträger der Brücke wurden vorgefertigte Betonplatten verlegt. Mit ihrem seitlichem Überstand schützen sie das Holz vor Niederschlägen und haben einen dämpfenden Einfluss auf das Tragwerk. In Kombination mit dem gestuften Querschnitt des Brückenträgers wird das Holz so geschützt – eine Behandlung mit chemischen Holzschutzmitteln war nicht erforderlich.

Die Aufzugtürme sind mit einem Tragwerk aus Brettschichtholz (BSH) konzipiert. Dabei umschließt eine Glashülle eine Fachwerkstruktur aus senkrechten Pfosten und druck- und zugsteifen Diagonalen
Foto: Aiste Rakauskaite

Die Aufzugtürme sind mit einem Tragwerk aus Brettschichtholz (BSH) konzipiert. Dabei umschließt eine Glashülle eine Fachwerkstruktur aus senkrechten Pfosten und druck- und zugsteifen Diagonalen
Foto: Aiste Rakauskaite
Um mögliche Bewegungen zu kompensieren, sind die Aufzugstürme der Brücke selbsttragend aus Brettschichtholz konzipiert. Für die Einbindung der stählernen Fahrstuhlschienen war eine verformungsarme Struktur erforderlich, die mit Holz gewährleistet ist. Eine Glashülle umschließt dabei die Fachwerkstruktur aus senkrechten Pfosten und druck- und zugsteifen Diagonalen.

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