Neubau eines Hochschulsportzentrums in Wernigerode
Nachhaltigkeit als zentrales Thema des NeubauprojektsIm Harz hat das Bauen mit Holz eine jahrhundertelange Tradition. Es gibt dort unzählige Beispiele für Häuser in Fachwerkbauweise; die meisten davon, mehr als 1300, stehen in der UNESCO-Weltkulturerbestadt Quedlinburg. In Wernigerode am Harz sind immerhin rund 600 Fachwerkhäuser erhalten. Vor diesem Hintergrund erscheint der Einsatz des Baustoffs Holz bei Neubauprojekten obligatorisch – so auch beim Hochschulsportzentrum in Wernigerode, das 2024 eingeweiht wurde.
Auf dem Hochschulcampus in Wernigerode entstand ab 2023 auf der Freifläche neben dem Haus 9 der „Papierfabrik“ ein neues Fitness- und Gymnastikzentrum, das den alten Fitnessbereich im Keller von Haus 2 ablöst und das Hochschulsport- und Fitnessangebot für Studierende erweitert. Geplant wurde es vom Architektenbüro abq GbR in Quedlinburg, errichtet und ausgebaut von der Scharf Systembauelemente in Wolkenstein-Hilmersdorf und regionalen Handwerksbetrieben.
Das Obergeschoss des Hochschulsportzentrums scheint aufgrund seiner Auskragung über dem Erdgeschoss zu schweben
Foto: Architekturbüro abq GbR/ Victoria Kulb
Das zweigeschossige, barrierefreie, nicht unterkellerte Gebäude wurde an einem Hang erstellt und fällt durch seine moderne Architektur auf. Das Obergeschoss scheint aufgrund seiner Auskragung nach Süden und Westen über dem Erdgeschoss zu schweben. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien für die Fassade: Das Obergeschoss erhielt eine Fassadenverkleidung aus Holz, das Erdgeschoss weist verputzte Flächen auf.
Nachhaltiges Baukonzept
Das Sportzentrum folgt dem von der Senatskommission „Nachhaltige Hochschule Harz“ begleiteten Konzept des nachhaltigen Bauens, das ein Jahr zuvor erstmals bei dem in kompletter Holzbauweise errichteten neuen Campus-Zentrum umgesetzt wurde. Dem Aspekt der Nachhaltigkeit trägt es unter anderem durch die Verwendung von einheimischem und zertifiziertem Holz sowie langlebigen, umwelt- und gesundheitsverträglichen Materialien Rechnung. Entsprechend wurde das Obergeschoss des Sportzentrums als Holzrahmenkonstruktion ausgeführt, die aus Gründen der Statik durch Stahlbetonbauteile ergänzt wurde.
Um im etwa 185 m2 großen Fitnessraum Stützenfreiheit zu erreichen, wurden Holzfachwerkbinder verwendet
Foto: Architekturbüro abq GbR/ Victoria Kulb
Um Stützenfreiheit in den Trainings- und Gymnastikräumen zu erreichen, wurden für die Decke über dem Obergeschoss Holzfachwerkbinder gewählt. Das Erdgeschoss besteht aus tragenden und aussteifenden Mauerwerkswänden sowie Stahlbetonwänden. Nichttragende Wände wurden in Trockenbauweise errichtet. Die Außenwände und die auskragenden Bereiche der Stahlbetondecke erhielten ein Wärmedämm-Verbundsystem aus Mineralwolle. Das Flachdach wurde ebenfalls mit Mineralwolldämmplatten gedämmt.
Alle Außen- und Innenanstriche des Gebäudes wurden mit mineralischen Farben ausgeführt, für die Böden wurden zu großen Teilen Linoleumbeläge gewählt. Die technische Gebäudeausstattung umfasst eine Luft-Wasser-Wärmepumpe, die in Kombination mit einer Gas-Brennwert-Therme das Gebäude mit Wärme für Heizung und Warmwasser versorgt. Für ein gutes Raumklima sorgt eine mechanische Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach unterstützt die Eigenstromversorgung.
Die Fassadenverkleidung wurde aus werkseitig vorbeschichteten Holzprofilen erstellt. Als Beschichtung sah das Architekturbüro „Keim Lignosil-Color“ vor, eine deckende mineralische Farbbeschichtung für Holz im Außenbereich, die hohen Feuchteschutz und UV-Stabilität bietet.