Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Bauen mit Holz wird ab dem nächsten Jahr in Nordrhein-Westfalen einfacher: Ab Januar 2019 ist der Holzbau in NRW, der bis jetzt auf drei Geschosse beschränkt war, offiziell bis zur Hochhausgrenze von 22 m erlaubt. Das klingt erst einmal gut. Für viele Bauherren, Architekten und Holzbauer kommt die neue Landesbauordnung aber reichlich spät. Auch für den Architekten Kay Künzel, der ein fünfgeschossiges Studentenwohnheim in Bonn gebaut hat. Die Projektbeteiligten mussten für den Holzbau den mühsamen Weg der Einzelfallgenehmigung gehen – aber mit Erfolg, das Studentenwohnheim wurde 2017 fertig und damit zwei Jahre bevor der Holzbau bis zu fünf Geschossen in NRW offiziell zugelassen war. Mehr über den Bau des Studentenwohnheims, das sich dank eines ausgefeilten Energiekonzepts autark mit Warmwasser, Heizung und Solarstrom versorgt, lesen Sie ab Seite 50.

Nordrhein-Westfalen ist neben Berlin, Hamburg und Baden-Württemberg eines der wenigen Bundesländer, in denen der Holzbau bis zur Hochhausgrenze zulässig ist. Insgesamt könnte aber in Deutschland mehr mit Holz gebaut werden. Das zeigt die Statistik 2018 von Holzbau Deutschland: Genehmigte Wohngebäude, die überwiegend mit dem Baustoff Holz gebaut wurden, gab es 2017 am meisten in Süddeutschland (Baden-Württemberg 30 Prozent, Bayern 21,4 Prozent). In Norddeutschland ist der Holzbauanteil deutlich geringer. In NRW wurden 2017 sogar nur 11,5 Prozent der genehmigten Wohngebäude überwiegend mit Holz gebaut. Warum hat nun ausgerechnet NRW eine so holzbaufreundliche neue Landesbauordnung? Matthias Eisfeld, Geschäftsführer des Landesbeirats Holz NRW, meint: Nordrhein-Westfalen ist das bevölkerungsreichste Bundesland. Dem Holzbau werde hier mit der fortschrittlichen Landesbauordnung ein sehr großer Markt geöffnet. „Das allein baut schon einen Druck auf, dem man sich nicht entziehen kann“, sagt er im Interview mit der dach+holzbau. Für ihn ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich alle Bundesländer dem Holzbau bis zur Gebäudeklasse 5 öffnen. Warum der Holzbau in Deutschland gegenüber anderen Bauweisen lange benachteiligt wurde und was sich ändern muss, damit mehr mit Holz gebaut wird, lesen Sie ab Seite 10.

In Deutschland wird (laut Statistik 2018 von Holzbau Deutschland) beim Wohnungsbau seit Jahren immer mehr auf Holz gesetzt: 2007 gab es nur 12 400 genehmigte Wohngebäude in Holzbauweise. Im vergangenen Jahr waren es schon 21 000. Das ist gut für alle Zimmerer, Holzhausbauer, Holzbauingenieure und jeden, der mit Holz arbeitet – denn es heißt, dass der Holzbau an Bedeutung gewinnt und dass ihnen die Arbeit nicht so schnell ausgehen wird.

Frohes Schaffen wünscht Ihnen,

Die Zahl genehmigter Wohngebäude in Holzbauweise ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen!

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