Komplett überfahrbares Seilsicherungssystem

Absturzsicherung auf dem Dach des Hoffmann-La Roche-Hochhauses

Das Hoffmann-La Roche-Hochhaus in Basel ist Hauptsitz des gleichnamigen Pharmakonzerns. Mit 178 m ist es das zurzeit höchste Gebäude der Schweiz. Für die Arbeit auf dem Dach war ein besonderes Absturzsicherungskonzept nötig. Es besteht aus einem komplett überfahrbaren Seilsicherungssystem.

Das Hochhaus entstand im Rahmen einer Neustrukturierung des Basler Stammsitzes des Konzerns Hoffmann-La Roche. Weil sich das Firmenareal flächenmäßig nicht vergrößern ließ, musste in die Höhe gebaut werden. Das neue Bürogebäude wurde aufgrund der Lage am Oberrheingraben so gebaut, dass es stärkeren Erdbeben standhält.

Im vierten Geschoss des Gebäudes befindet sich eine große Terrasse, die den Abschluss der unteren Geschosse bildet. An der Westseite verläuft das Gebäude stufenförmig nach oben.

Gegen Absturz gesichert

Auf dem Nordteil des Hochhausdaches wurde ein Hebezug mit drehbarem Teleskopausleger installiert. Er wird unter anderem für Wartungsarbeiten am Hochhaus verwendet. Fassadenelemente oberhalb des höchsten Stockwerks bilden eine Brüstung, hinter der sich der Kran und der auskragende Versorgungsschacht verbergen.

Das Gebäude wird zu rein dienstlichen Zwecken genutzt und ist nicht öffentlich zugänglich. Die Unterhaltung der technischen Gebäudeausrüstung erfordert eine umfangreiche Inspektion, Wartung und Instandsetzung. Das bringt eine hohe Anzahl an Dienstleistern mit sich, die temporär auf dem Dach arbeiten. Sie müssen entsprechend gegen Absturz gesichert sein.

Bereits bei der Planung galt es, Normen, Regelwerke und Rangfolgen einzuhalten und Ziele für den Schutz der Mitarbeiter zu definieren. Die Beplanung der Flächen übernahm die Tecton-Fladag AG. Die Dachdecker arbeiteten zusammen mit dem Lieferanten und Planer des „Lux-top ASP“-Absturzsicherungs-Systems, der Hofer Dachsicherheit GmbH aus Möhlin bei Basel.

Einmal anschlagen, frei bewegen

Auf dem Flachdach wurde ein komplett überfahrbares Seilsicherungssystem genutzt. Es wird im Idealfall in Verbindung mit einem Seilgleiter verwendet, der über das gesamte System läuft, inklusive Zwischenhaltern und Kurvenelementen. So kann sich der Dachhandwerker nach einmaligem Anschlagen über eine längere Strecke frei bewegen. Grundvoraussetzung für die richtige Montage ist allerdings die Kenntnis über die Sicherheit der Tragfähigkeit des Befestigungsuntergrundes. Für den Untergrund gibt es einen anwendungsbezogenen, sicheren Anschlagpunkt zur Befestigung der Persönlichen Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) in den absturzgefährdeten Bereichen. Für den Einsatz auf den drei Dachflächen des Roche Bürogebäudes Bau 1 wählten die Flachdachspezialisten von Tecton-Fladag das Seilsicherungssystem „Lux-Top FSE 2003“ von ST Quadrat Fall Protection. Es ist eine Kombination aus Anschlagpunkten und einem Edelstahlseil mit 8 mm Durchmesser. Das Edelstahlseil wird an den Anschlagpunkten befestigt. Das System beinhaltet verschiedene Kurvenelemente und Zwischen- und Endhalter. Es kann auch über eine längere Distanz montiert werden und passt sich an die jeweiligen Bedingungen des Arbeitsumfeldes an.

Anschlagpunkte für PSAgA

Die Anschlageinrichtung „Lux-top Asp EV 2“ besteht aus einer Grundplatte (150 x 150 x 6 mm) mit vier Bohrungen zur Befestigung. Die Platte wird mit Fischer-Bolzenankern „Faz II 10-20 A4“ im Untergrund befestigt. Auf der Grundplatte sitzt eine Stütze aus Stahl und eine darauf verschraubte Öse, damit sich Dachhandwerker mit ihrer persönlichen Schutzausrüstung (PSAgA) gegen Absturz sichern können.

Noch Jahre später nachvollziehbar

Das Vorhalten einer Absturzsicherung schließt die Montagedokumentation ein. Die vom Montagebetrieb erstellte Montagedokumentation – Bau 1 beinhaltet neben den Objektstammdaten die Dachübersichten der drei Geschossdächer 39, 40 und 50 mit Beplanung der Flachdachflächen (inklusive Dachzugängen, Aufbauten, Absturzkanten, Wartungswegen) sowie die Fotodokumentation aller Anschlagpunkte in der jeweils montierten Version. Alle Anschlagpunkte und Seilsysteme mussten in den Dachaufsichtsplan aufgenommen und durchnummeriert werden. Auf diese Nummern bezieht sich auch die Montagedokumentation. Somit ist jeder einzelne Anschlagpunkt identifizierbar und die Montage ist auch noch Jahre später durch die Dokumentation nachvollziehbar. Der Dachaufsichtsplan ist ein wichtiger Bestandteil der Montagedokumentation.

Jährliche Prüfung ist Pflicht

Die „Lux-Top Quick-Doku“-App bietet Dachhandwerkern die Möglichkeit, die Dokumentation der Befestigung von Anschlageinrichtungen digital zu erledigen. Der Hersteller reagiert mit dieser App auf Forderungen innerhalb verschiedener aktueller europäischer Vorschriften und Empfehlungen (z.B. DGUV-I201-056 und DIN EN 795:2012). Pflicht ist auch die jährliche Prüfung inklusive der Gurte und der Sicherungsanlagen durch einen Sachkundigen sowie die jährliche Unterweisung des betriebseigenen Roche-Personals.

Mit der Verdichtung des historisch gewachsenen Areals will der Konzern Hoffmann-LaRoche möglichst viele der insgesamt 9000 Arbeitsplätze in Basel an einem Standort konzentrieren. Seine Position als höchstes Gebäude des Landes wird der Roche-Turm voraussichtlich nur für rund sechs Jahre behaupten können. Schon 2021 soll ihm auf dem Roche Areal der 205 m hohe zweite Turm den Rang ablaufen. Das Sicherheitskonzept des zweiten Turms wird ebenfalls von Hofer Dachsicherheit ausgeführt und dokumentiert.

Autorin

Susanne Ruhrländer betreibt das Büro Ruhrland-PR und betreut den Hersteller ST Quadrat bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.

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