Feuchtigkeit in Bauteilen vermeiden

Tipps für (Winter-)Baustellen und gegen Feuchtigkeit in Bauteilen und Baustoffen

Bei niedrigen Temperaturen auf der Baustelle zu arbeiten ist eine Herausforderung für Mensch und Material. Dringt Feuchtigkeit in die Baustoffe und Bauteile ein, können Schimmelpilze oder Risse entstehen. Wer sich jedoch vorher Gedanken macht und richtig plant, ist auf der sicheren Seite.

Baustellen im Winter und das Wäschewaschen haben erstaunliche Parallelen, beides hängt über die Themen Wasser, Energie und Zeit zusammen. Früher war das Wäschewaschen ein Kraftakt mit viel Handarbeit, heute erledigen Waschmaschine und Wäschetrockner diese Arbeit.

Beim Bauen ist es ähnlich, auch hier ist die Arbeit durch moderne Technik leichter und schneller geworden. Das ganzjährige Bauen bringt aber Herausforderungen mit sich und es stellt sich die Frage, wie man Abläufe regelt, um ein mangelfreies, einzugsfertiges Gebäude zu erhalten. Im Prinzip ist der Weg zu einer gelungenen Frühlings-, Sommer-, Herbst- und Winterbaustelle einfach. Es genügt, drei Punkte zu beachten: Die Reaktion des eingesetzten Materials auf die äußeren Einflüsse, die sachgerechte Bauleitung, und die Reaktion der Bauteile auf die jeweiligen Einflüsse.

So reagieren Materialien auf äußere Einflüsse

Mineralische Baustoffe zeigen sich mit wenigen Ausnahmen kaum beeindruckt von erhöhter relativer Luftfeuchtigkeit, tragen jedoch durch ihre Austrocknung einen guten Teil zur Feuchtigkeit im Gebäude bei. Anders ist die Situation bei Holz und Holzwerkstoffen unter anhaltend hoher relativer Luftfeuchtigkeit: Ungeschützte Oberflächen können von Schimmelpilzen besiedelt werden oder Stockflecken bekommen. Schimmelpilze haben Einfluss auf die Gesundheit der Bewohner und sind deshalb zu vermeiden. Eine weitere Reaktion ist die Längenänderung des Holzes durch Feuchteaufnahme. Bei der anschließenden Trocknung kann es unter anderem zu Schwindrissen an der später angebrachten Innenbekleidung kommen. Die Trocknungsdauer von Bauteilen ist also recht unterschiedlich. Das kann noch lange nach der Übergabe an den Kunden zu Beanstandungen führen. Der Landesverband Schreinerhandwerk Baden-Württemberg etwa empfiehlt daher in der Broschüre „Schimmelpilze hinter Möbeln“ innerhalb der ersten Jahre nach Fertigstellung eines Gebäudes Schränke oder Kommoden von Außenwänden aus Mauerwerk abzurücken. Denn kann keine Luft hinter den Möbeln zirkulieren, besteht die Gefahr der Schimmelpilzbildung.

Darauf sollte beim Bauablauf geachtet werden

Unabhängig von der Bauweise müssen Konstruktionen und enthaltene Materialien vor Feuchtigkeit geschützt werden. Denn durch unsachgemäßes Vorgehen kann Feuchtigkeit in Material und Gebäude eingebracht werden. Durchnässte Untergründe sind nicht dazu geeignet, Bauteile aus Holz aufzunehmen oder mit Dämmstoffen und Dampfbremse versehen zu werden. Bei durchnässten mineralischen Baustoffen besteht zudem die Gefahr von Frostsprengung.

Früher konnte der Rohbau im Sommer trocknen

Mit dem Baufortschritt wird die Gebäudehülle geschlossen, Estrich und Putz werden eingebracht. Dadurch werden hunderte Liter Wasser ins Gebäude eingetragen. Im Gebäude stellt sich dadurch ein ungeregeltes Innenklima mit moderaten Temperaturen und hoher Luftfeuchte ein. Früher konnte der Rohbau einen Sommer lang trocknen. Heute sind die Abläufe schneller, daher setzt man im Rohbau technische Trockner ein. Das Dach eines Hauses wird in der Regel in Holzbauweise erstellt. Besonders anspruchsvoll ist das vollgedämmte Flachdach in Holzbauweise: Was passiert genau in diesem Bauteil, wenn im Bauwerk über längere Zeit baubedingt erhöhte Luftfeuchtigkeit herrscht? Eine klassische Situation wird auf Winterbaustellen oft von der Bauherrschaft provoziert wenn es heißt: „Der Estrich muss noch vor Weihnachten rein! Durch die geforderte Ruhephase des Estrichs geht Zeit verloren und da zwischen Weihnachten und Neujahr das Bauvorhaben still steht, ist diese Woche gut genutzt.“ Das klingt zunächst gut, aber was passiert, wenn die Arbeiten nicht wie vereinbart nach gut einer Woche fortgesetzt werden? Welchen Einfluss haben vier Wochen Stillstand auf der Baustelle bei winterlich kalten Außentemperaturen und einem baubedingt feuchten Innenraumklima? Im günstigsten Fall haben sich auf einer vorhandenen Innenbekleidung, etwa aus Gipsbauplatten, weder Schimmel noch Stockflecken gebildet. Nach einem so langen Zeitraum hoher Luftfeuchtigkeit ist es erforderlich, konsequent zu entfeuchten. Denn je länger die Feuchtigkeit in den Materialien bleibt, desto tiefer dringt sie in die Baustoffe ein. Das Austrocknen dauert dann länger.

Feuchtigkeit in Dachschalung aus Holz

Kann die Feuchtigkeit, die in eine Dachschalung aus Holz eingedrungen ist, aber wieder austrocknen? Was passiert in den folgenden Wochen? Die hygrothermische Simulation mit „WUFI pro“ gewährt einen Einblick: Unabhängig davon, ob innenseitig des Bauteils eine feuchtevariable Dampfbremse mit Zulassung oder Bahnen mit konstanten Diffusionswiderständen eingesetzt werden, steigt in der äußeren Holzschalung des Flachdachs in vier Wochen die Materialfeuchtigkeit kontinuierlich. Wer jetzt womöglich noch einer alten, aber überholten Regel folgt und bei einer vollgedämmten Flachdach-Konstruktion eine Dampfsperre anordnen möchte, sei gewarnt: Diese Bauweise hat schon bei vielen Konstruktionen zu kapitalen Bauschäden geführt, da ungeplant eingedrungene Feuchtigkeit nicht wieder austrocknen konnte.

Bei einer nach außen diffusionsdichten Konstruktion kann die Feuchte nur nach innen austrocknen. Eine feuchtevariable Dampfbremse verhält sich in der ­Bauphase wie eine 2-m-Bahn, fördert jedoch in der Nutzungszeit die Austrocknung. Dampfbremsen mit starrem sd-Wert hingegen haben nicht genügend Aus­­trocknungspotential. Die Feuchtigkeit schaukelt sich innerhalb weniger Jahre auf und ein Bauschaden ist die Folge.

Was sagen die Normen dazu?

Die DIN 68800-2:2012-02 fordert für eine Konstruktion im Anhang A.20, dass eine feuchtevariable Dampfbremse bei baubedingt erhöhter relativer Luftfeuchtigkeit einen sd-Wert zwischen 1,5 und 2,5 m aufweisen muss. Der Hintergrund ist, dass bei Einhalten dieses „Hydrosafe“-Bereichs das Bauteil und die enthaltenen Materialien bei einem geregelten Bauablauf ausreichend geschützt sind. Gleichzeitig bieten diese Bahnen den Bauteilen sehr gute Reserven, da die Austrocknung nicht durch hohe Widerstände behindert wird. Für Dampfbremsen mit veränderlichen Diffusionswiderständen ist es von Vorteil, wenn diese über einen bauaufsichtlichen Verwendbarkeitsnachweis verfügen. Dieser kann unter anderem in Form einer allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung erbracht werden.

Was Holzbauteilen außerdem gut tut

Luftdichtheit fängt schon in der Planung an. Hier bietet es sich an, ein Luftdichtheitskonzept zu erstellen, dass dem ausführenden Unternehmer als Handlungsleitfaden dient. Der Vorteil ist, dass die luftdichte Ebene mit allen zu dichtenden Details identifiziert wird. Weiterhin wird durch Material- und Produktvorschläge festgelegt, wie einzelne Details zu lösen sind, um im Ergebnis die Luftdichtheit der Gebäudehülle zu erzielen. Hintergrundwissen und einen Leitfaden finden Sie unter https://luftdicht.info/

Autoren

Dipl.-Ing. Michael Förster leitet die Anwendungstechnik bei Pro Clima und ist Mitglied in verschiedenen DIN-Ausschüssen (DIN 4108-7 und DIN 4108-11).

Dipl.-Ing. (FH) Holztechnik Christoph Böhringer ist Anwendungstechniker bei Pro Clima und Referent der Pro Clima Wissenswerkstatt.

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