Dichtes Dach für einen Bauwagen

Verklebte Dachabdichtung aus EPDM-Planen für Bauwagen in Holzbauweise

EPDM-Material (Synthesekautschuk) als Dachabdichtung zeichnet sich durch Langlebigkeit und gute Verarbeitungsmöglichkeiten aus. Bei Übergängen von Rundungen ist Dehnbarkeit gefragt. Diese Eigenschaft wurde bei der Dachabdichtung eines modernen Bauwagens sichtbar.

Tiny Houses, also kleine Häuser, bieten zwar nicht die gleiche Grundfläche wie Wohnhäuser, aber sind für viele trotzdem attraktiv. „Weniger ist mehr“, „Sein statt Haben“ und Minimalismus sind Einstellungen und Lebensformen, die für immer mehr Menschen erstrebenswert sind. Dabei entstehen auch neue Formen des Wohnens und des Zusammenlebens. 

Nicht nur der geringere Wohnraum, sondern auch der damit verbundene geringere Ressourcenverbrauch und vor allem das Leben in der Natur waren für Leonie Frohmann der Grund, einen Bauwagen zu bauen. Sie lebt auf einem Hof im Hinterland des Bodensees auf deutscher Seite. Mit Gemeinschaftsflächen, Wiesen, Wald und einem Bachlauf ist dieser Ort wie geschaffen für experimentelle Wohn- und Lebensformen und für ein naturnahes Leben. Im Bauwagen selbst gibt es keine Toilette, Dusche und auch keine voll ausgestattete Küche. Dies alles gibt es im Gemeinschaftshaus, das an einem zentralen Ort des Hofes steht.

Das mobile Zuhause der 30jährigen ruht auf einem Hänger mit Zwillingsachse, 7,50 Meter lang und 3,50 Meter breit. Diese Breite ist ein wichtiges Kriterium, denn bis 3,50 Meter kann der Bauwagen wie Ladung transportiert, also zum Beispiel auf einen Tieflader geladen werden.


Die Konstruktion des Bauwagens

Auf das stählerne Grundgerüst des Aufliegers bauten die Handwerker eine Holzrahmenkonstruktion als Grundplatte, die mit Holzfaser gedämmt ist. Die Wände sind ebenfalls in Holzrahmenbauweise ausgeführt, mit Holzfaser gedämmt und von innen mit Dreischichtplatten beplankt. Eine feuchteadaptive Dachbahn auf der Außenseite bildet die Grundlage für die vorgehängte hinterlüftete Fassade aus senkrechten, gehobelten Douglasienbrettern. Das Dach schließt mit geringem Dachüberstand ab, das war der maximalen Breite des Wagens geschuldet.

500 Prozent Dehnungsvarianz

Der Bauwagen hat zwei Besonderheiten in seiner Dachform. Zum einen ist das Dach als Tonnendach ausgeführt, zum anderen ist es in zwei Dachhälften geteilt, die eine Dachhälfte ist etwa 20 cm höher als die andere. Dieser Übergang – vom Tonnendach auf das höhere Dach – war eine der Herausforderungen für die Dachabdichtung. Zudem schließen beide Dachseiten mit einer Stirnbohle ab, das heißt, auch hier gibt es zwischen dem Tonnendach und der senkrecht aufstrebenden Bohle einen Übergang, der eine flexible Dachabdichtung und handwerkliches Geschick erforderlich machte.

Auf Grund der Herausforderungen entschieden sich die Bauwagenbauer und die Besitzerin Leonie Frohmann für eine Dachabdichtung mit EPDM-Dichtungsplanen des Herstellers Carlisle. Das Material hat eine Dehnungsvarianz von 500 Prozent und ist deshalb für solch ein Projekt mit Rundungen besonders geeignet.

EPDM-Abdichtung und Gründach

Der Holz- und Lehmbaubetrieb „Erfolgsgeheimnis Lehmbau“, der die Abdichtung vornahm, bekam bei der Dachabdichtung Unterstützung von Carlisle-Anwendungstechniker Oliver Glöckner. Der gelernte Zimmermann mit 30 Jahren Erfahrung am Bau und 20 Jahren Erfahrung mit dem Synthesekautschuk EPDM schult Betriebe in der Erstanwendung oder bei besonderen Objekten. Kennengelernt haben sich Holger Längle, der Geschäftsführer des beauftragten Holzbauunternehmens und Oliver Glöckner auf einer großen Dachbaustelle in Konstanz. Bei dem Sanierungsobjekt wurde ein Gebäude über drei Etagen mit Gründach und Wintergarten, Hauptdach und Dach des Nebengebäudes mit EPDM-Dachbahnen ausgeführt und es mussten sehr viele Details beachtet werden. „Auch da habe ich sehr viele Kniffe und Tricks aus der Praxis gelernt“, sagt Längle, der das EPDM-Material „Hertalan“ als sehr gut verarbeitbar bezeichnet. Sein Unternehmen hat sich auf das baubiologische Bauen spezialisiert, bei dem es um wohngesunde Räume mit Naturmaterialien wie Holz und Lehm geht und zunehmend auch um Dachbegrünung, was weitere Grünflächen für Mensch, Tier und Umwelt bietet. Auch das Bauwagendach von Leonie Frohmann wird nach der EPDM-Abdichtung als Gründach ausgeführt. Neben den aufgekanteten Dachrinnen aus verzinktem Blech, die vorab auf die Unterkonstruktion – bestehend aus einer Holzschalung – aufgeschraubt wurden, braucht es noch Schubschwellen und einen Kiesfang aus Lochblech, der später mit einem Spezialkleber auf die Dachplane geklebt wird.

Nachdem am Vortag von den Handwerkern wegen des angesagten Regens eine Einhausung über dem Bauwagen angebracht wurde, konnten die Arbeiten am Vormittag beginnen. Da die Dachplane geklebt wird, ist eine trockene Unterkonstruktion absolut notwendig, um die Arbeiten auszuführen.

Begonnen wurden die Arbeiten am größeren Dachteil. Die Dachschalung musste zunächst mit einem herkömmlichen Besen von Staub befreit werden. Trocken, fett- und staubfrei heißt die Devise, Oliver Glöckner reinigte also auch die Bleche für die Dachrinnen. Die Plane wurde ein wenig auf Übermaß geschnitten angeliefert. Details, zum Beispiel die Aufkantungen an der Attika im Bereich der Stirnhölzer, konnten so vor Ort einfach zugeschnitten werden.

Plane aufbringen Schritt für Schritt

Zunächst wurde die „Hertalan“-Plane von den Handwerkern über dem Dach ausgebreitet und ausgerichtet, danach direkt wieder so zusammengefaltet, dass am First mit dem Kontaktkleber „Hertalan KS 205“ die Plane fixiert werden konnte und nicht wegrutscht. Der Kleber wird mit dem Sprühgerät im Druckbehälter, der bei größeren Dachflächen wie ein Rucksack auf dem Rücken getragen werden kann, sowohl auf die Holzkonstruktion als auch auf die Bahn aufgetragen. „Wichtig ist, die Ablüftzeit zu beachten“, erklärt Oliver Glöckner. Der Kontaktkleber darf sich also nicht mehr klebrig anfühlen. Je nach Außentemperatur und Luftfeuchte beträgt die offene Zeit etwa fünf bis zehn Minuten. Der Kontaktkleber wird zum Fixieren aber auch an Übergangsstellen und Ecken oder in Bereichen, wo „Hertalan“ mit Metall verklebt wird, eingesetzt. Mit einer Druckwalze erzeugen die Handwerker den nötigen Anpressdruck, um eine dauerhafte Verklebung herzustellen.

Nach dem Fixieren in der Dachmitte beginnt der nächste Arbeitsschritt mit dem Auftrag des wasserbasierten Flächenklebers „Hertalan KS 217“ auf der Fläche. Der Kleber wird mit einer handelsüblichen Farbwalze aufgetragen und ist in 5 Liter- und 18 Liter-Gebinden erhältlich (Verbrauch laut Herstellerangaben 250 g/m²). Ist der Kleberauftrag erfolgt (die Ränder und Details bleiben ausgespart), wird die „Hertalan“-Plane ausgerollt und von den Handwerkern mit einem Besen glattgestrichen. Danach beschäftigten sich Oliver Glöckner, Holger Längle und Mitarbeiter Oliver Karolius mit den Details an der Traufe und der Stirnseite des Daches. Das Abflussblech wurde komplett mit der Plane eingebunden, dafür musste es – gleichfalls wie die Plane – mit dem Kontaktkleber eingesprüht und mit den Anpressrollen in die Ecken gepresst werden. Gerade an den Übergängen zum Dachabsatz beziehungsweise zur Attika an der Stirnseite des Daches war handwerkliches Geschick nötig. Die „Eckfalte“ sollte nicht nur sauber aussehen, sondern auch dicht sein. Dichtigkeit ist auch am Abfluss erforderlich, der durch das Abflussblech nach außen verläuft. Das Zubehör aus dem Hause Carlisle wurde von Oliver Glöckner in fachmännischer Manier und mit Fähigkeiten, die der erfahrene Handwerker aus seiner Zeit als Spengler kennt, in die Dachfläche eingebunden. Die Schürze wurde hier mit dem pastösen Kartuschenkleber „Hertalan KS 96“ verklebt und mit der Anpressrolle so gepresst, bis eine Raupe am Schürzenende sichtbar wurde. Nach etwa zwei Stunden konnte so eine Dachhälfte mit Attikaabschluss und Aufkantung zum höher gelegenen Dach abgeschlossen werden.

Gleicher Arbeitsablauf bei der kleinen Dachfläche

Fast der identische Arbeitsablauf erfolgte auf der kleineren Dachfläche. „Durch die hohe Dehnbarkeit der „Hertalan“-Plane ist das Detail am Übergang vom Tonnendach zur Senkrechten am höher gelegenen Dach überhaupt kein Problem und wir können das faltenfrei ausführen“, sagt Oliver Glöckner, der auf das Ergebnis zeigt. Die Überlängen an den Dachenden schnitten die Handwerker einfach mit einer Schere ab. Der Übergang zur niedriger gelegenen Dachfläche wurde überlappend mit dem Kartuschenkleber „Hertalan KS 96“ hergestellt.

Lange Lebensdauer für den Bauwagen

Holger Längle sagt nach getaner Arbeit: „Es hat alles gut geklappt, wir haben wieder einige Tricks und Kniffe mit nach Hause genommen und ich hoffe, das ist nicht der letzte Bauwagen, für den wir eine Dachabdichtung gemacht haben.“ Nach Abschluss der Dachabdichtungsarbeiten werden noch die Kiesfangleisten zugeschnitten und mit dem Kartuschenkleber auf die Dachplane aufgeklebt, zudem die Schubschwellen für die Begrünung montiert. Danach kann das Gründachsubstrat aufgebracht werden. Für Leonie Frohmann kann damit das naturnahe Leben im Bauwagen beginnen. Einen Stellplatz am Hof hat sie schon für sich ausgeschaut, mit Blick auf die Pferdekoppel und über Wiesen zum angrenzenden Wald. Über die Haltbarkeit der Dachabdichtung braucht sie sich wenig Sorgen zu machen: Die „Hertalan“-Dachbahn ist langlebig, Oliver Glöckner betont, dass manche Dachbahn unter einem Gründach schon 40 Jahre auf den Dächern liegt. Ein langes Leben für den Bauwagen mit dem Namen „Paulchen“ scheint damit gesichert zu sein.

Autor

Rüdiger Sinn ist Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Bau und Abdichtung eines Bauwagens mit EPDM-Synthesekautschuk

Holz- und Dacharbeiten Erfolgsgeheimnis Lehmbau GmbH, Holger Längle, 88693 Deggenhausertal, www.erfolgsgeheimnis-lehmbau.de

Fachberater Oliver Glöckner, Area Manager, Vertrieb Carlisle Construction Materials GmbH

Material Hertalan EPDM-Planen („Hertalan Easy Cover“), pastöser Kartuschenkleber „Hertalan KS 96“, wasserbasierter Flächenkleber „Hertalan KS 217“, Kontaktkleber „Hertalan KS 205“. Alle Produkte von Carlisle Construction Materials GmbH, 21079 Hamburg, www.ccm-europe.com

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