Sauna-Grotte aus 3D-Holz

Außen kontrolliert verkohlte Bretter, innen mit der CNC-Fräse geformte Paneele. Was innen und außen formal nicht zueinander passen will, findet im verwendeten Zedernholz seine Entsprechung. Die Schreinerei MCM baute dank 3D-Technologie mit dem Zedernholz eine innen organisch geformte Sauna.

Dieser Artikel erschien erstmals in Ausgabe 4.2019 der bauhandwerk.

Nördlich von Toronto liegt im kanadischen Bundesstaat Ontario die Insel Sans Souci inmitten zahlreicher kleiner zumeist unbewohnter Inseln der Georgian Bay, der größten Bucht des Huronsees. Am Seeufer der Privatinsel entwarfen die Architekten und Designer von Partisans aus Toronto eine Sauna, die sich als schwarzer Kubus aus dem Granitgestein der Uferfelsen bis zur Wasserlinie herauszuschieben scheint. Im Inneren ist die von Felsgrotten inspirierte Sauna mit 75 m² vergleichsweise groß. Während ihre Fassade aus schwarzem Holz gradlinig rechten Winkeln folgt, erinnern die Holzoberflächen im Inneren eher an Felsen, denen fortwährend umspült und ausgewaschen die Brandung des Meeres eine fließende Form aufgezwungen hat. Natürlich ist es kein Stein, sondern feingeschliffenes Zedernholz, aus dem die heller, organisch-skulptural geschwungene Innenschale der Sauna besteht. Ein großes ovales Fenster gibt den Blick über die Wasserfläche des Sees nach Nordwesten frei, über ein Oberlicht fällt zusätzlich Tageslicht in die Sauna ein.

 

Mit CNC-Fräse gefertigte Zedernholz-Paneele

Damit sich die Sauna später mit möglichst wenigen Eingriffen in die felsige Uferlandschaft einpassen lässt, wurde das Gelände im Vorfeld mit einem 3D-Scanner von Leica vermessen. Die so gewonnenen 90 Millionen-Datenpunkte arbeiteten die Planer mit Autodesk ReCap als Planungsgrundlage auf und entwarfen im Anschluss mit den 3D-Renderingprogrammen Rhinoceros und Grasshopper die Sauna passgenau als 3-D-Modell. In enger Abstimmung mit der ausführenden Schreinerei MCM - Millworks Custom Manufacturing Inc. entstand auch der geschwungene Saunainnenraum am Computer. Anstatt der in Nordamerika im Saunabau zumeist verwendeten Holzsorte Western Red Cedar (botanisch: Thuja Plicata) wählten die Architekten die in Ontario häufig vorkommende Northern White Cedar (botanisch: Thuja Occidentalis), deren astlochreichere Maserung den urwüchsigen Charakter der dortigen Landschaft unterstreicht. Aus 19 cm dicken unbehandelten Zedernholzbohlen von bis zu 1,22 x 2,44 m Größe fertigten die Schreiner mit der CNC-Fräse insgesamt 117 jeweils in Form und Radius einzigartige Paneele für den Innenraum.

 

Verkohlte Holzoberfläche als Wetterschutz

Das Klima ist rau auf der Insel im Huronsee. Im Sommer zeigt das Thermometer dort nicht selten 35° Celsius an, im Winter sinken die Temperaturen bis auf -35° Celsius. Um die Fassade auf natürliche Weise witterungsbeständig zu machen, wurden die sägerauen Zedernholzplanken mit einer Länge von bis zu 4,57 m mit der aus Fernost stammenden Shou-Sugi-Ban-Methode behandelt. Ursprünglich hat man hierzu je drei Bretter zu einem Schornstein zusammengebunden und am unteren Ende ein Feuer entfacht. Die Flammen stiegen im dreieckigen Schornstein empor und verkohlten dabei einseitig die Holzoberfläche der Bretter. In Japan wurde auf diese Weise seit Jahrtausenden Zedernholz gegenüber klimatischen Schwankungen haltbar gemacht. Heute wird in der Regel in einem Ofen kontrollierte eine Kohleschicht in die Holz-oberfläche eingebrannt.

Transport mit Tieflader und Lastkahn

In der Schreinerwerkstatt von MCM in Toronto montierte man den Baukörper der Sauna mit einer tragenden Stahl-Leichtbau-Unterkonstruktion und Holzrahmen weitgehend vor. Dann folgte für den Baukörper eine kleine Odyssee mit unterschiedlichen Transportmitteln: Zunächst mit dem Tieflader transportiert ging es in etwa drei Stunden ins nördlich gelegene Parry Sound. Dort auf einen Lastkahn umgeladen ging es weiter auf dem Wasserweg. Der Transport zur weitabgelegenen Insel dauerte noch einmal fünf Stunden. Vor Ort hatte das Bauunternehmen Jordan Construction Group mittlerweile mit Sprengkapseln einige Kubikmeter des Granitgesteins am Ufer entfernt und eine Bodenplatte auf Stahlbetonfundamenten erstellt. Um dem Druck der Eisschollen im Winter standzuhalten, mussten die Punktfundamente mit 30 cm Durchmesser besonders bewehrt werden. Mit dem Kran hievten die Handwerker den vormontierten Baukörper an seinen Standort und verankerten ihn mit 23 cm langen Bolzen im Untergrund. Die geschwungenen Paneele verbanden die Schreiner von MCM vor Ort über integrierte Stahlklammern unsichtbar miteinander. Zwischen der Fassade und Dämmung angeordnete Luftkammern schützen vor Schimmelbildung und Fäulnis im Wandaufbau. Die Fenster bestehen aus pulverbeschichteten Aluminium-Rahmen mit einer Isolierwärmeschutzverglasung, die vor Wärmeverlusten schützt und so für ein angenehmes Klima in der Sauna sorgt. Die beiden elektrischen Saunaöfen versorgt eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Frischluft. Aufgrund der passgenauen Planung unter Einsatz von 3-D-Technologie betrug die Bauzeit vor Ort von der Anlieferung übers Wasser bis zur Fertigstellung nur 12 Tage.

 

Autorin

Dipl.-Ing. Katharina Ricklefs wechselte nach dem Architekturstudium in Braunschweig zum Journalismus nach Hamburg. Als freie Autorin und Redakteurin schreibt sie regelmäßig für Magazine im Bereich Architektur, Design und Bauwesen. www.katharinaricklefs.de

Baubeteiligte (Auswahl)

Architekten

Partisans, Toronto, www.partisanprojects.com

Rohbauarbeiten

Jordan Group Construction, Vaughan,

www.jordangc.com

Schreinerarbeiten

MCM – Millworks Custom Manufacturing Inc.,

Toronto, www.mcminc.biz

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