Alles unter einem ökologischen Dach

Das Gogelmosch-Haus im sächsischen Stolpen versammelt Familien, Kinder, Jugendliche und Senioren unter einem Dach. Bei der denkmalgerechten Sanierung und Erweiterung kamen Holzfaserdämmstoffe zum Einsatz – sowohl bei der Dachsanierung als auch für die Innenwanddämmung.

Stolpen ist eine Kleinstadt etwa 25 Kilometer östlich von Dresden, die bereits Anfang des 15. Jahrhunderts rund um die historische Festungsanlage Burg Stolpen entstand. Unweit dieser bis heute erhaltenen Burg befindet sich das Gogelmosch-Haus des gleichnamigen Vereins. Im Namen spiegelt sich bereits die Heimatverbundenheit der Betreiber wider: Der sächsische Begriff „Gogelmosch“ bezeichnet ein Sammelsurium von Dingen, die zukünftig von hohem Wert sein werden. Solch eine Ansammlung nützlicher Dinge und Institutionen befindet sich seit 2014 auch im Gogelmosch-Haus und bietet ein breites Angebot für alle Anwohner und Gäste. Mit Kindergarten, psychotherapeutischer Praxis, Gästewohnung, Küche mit Mittagstisch sowie anmietbaren Räumen für regemäßige oder einmalige Kurse und Veranstaltungen bringt der Gogelmosch-Verein jetzt wieder Leben in das Gebäude, das in der Vergangenheit schon die verschiedensten Nutzungen beherbergt hat: Es diente auch als Schule und Kindergarten. Nach einiger Zeit des Leerstands erwarb Anfang 2013 die ortsansässige Familie Gestring das Haus, um den ursprünglichen Gedanken des Bildungs- und Begegnungshauses wieder aufleben zu lassen. Um in ausreichender Zahl Räume zur Verfügung zu stellen, wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert und um einen Anbau erweitert. Neben der Erneuerung der Heizungsanlage wurde auch das Dach komplett saniert und gedämmt.

Komplette Dachentkernung

In den vorangegangen Jahren wurde das Dachgeschoss zwar genutzt, allerdings waren die Räume nur provisorisch abgeteilt, als Dämmung dienten einfache Gipskartonplatten, die an die Sparren geschraubt waren. Das Pfettendach des Hauses ist etwa zehn Meter hoch und durch eine Zwischendecke geteilt. Der Bereich oberhalb dieser Zwischendecke diente teilweise als Lagerfläche und war komplett ungedämmt. Für eine ordnungsgemäße Nutzung des Dachgeschosses und auch, um den aktuellen Energiestandards zu entsprechen, war eine Sanierung der rund 500 m2 Dachfläche also dringend nötig. Die Dachdeckerei Barthel aus Stolpen entkernte zunächst den gesamten Dachraum und entfernte alle über die Jahre angesammelten Einbauten. Auch die alten Dachziegel mussten einer neuen Deckung weichen. Glücklicherweise war zumindest die Balkenkonstruktion des Dachs noch intakt, sodass dies keine weiteren Instandhaltungsmaßnahmen erforderte. Nach der Entkernung blieb nur noch das Skelett des Daches übrig und der Weg war frei für die neue Raumgliederung und Dämmung. Zwischen den Sparren wurde eine Dämmschicht aus 200 mm Holzfaserdämmstoffmatten (Homatherm „holzFlex standard“) eingebracht. Eine druckfeste Ergänzung zu den flexiblen Dämmmatte sind die Unterdeckplatten „UD-Q11 protect“, ebenfalls von Homatherm. Eine Dampfsperre zwischen Sparren und Konterlattung sorgt für den nötigen Feuchteschutz. Die unter Denkmalschutz stehenden Holzbalkendecken wurden ebenfalls mit „holzFlex standard“ gedämmt, die ebenfalls zwischen die Deckenbalken geklemmt wurden. Nach Abschluss der Dämmarbeiten deckten die Dachdecker das Dach in Biberschwanzdoppeldeckung mit blaubunten Denkmalschutz-Ziegeln von Wienerberger wieder neu ein. Auf der Rauminneninnenseite wurden die neu gedämmten Dachschrägen mit Gipskartonplatten verkleidet, verspachtelt und abschließend gestrichen. Wie bei den Dämmstoffen achteten die Bauherren auch bei den Wandfarben und Putzen auf ökologische Materialien. Im Haus herrscht deshalb ein rundum wohngesundes Klima. Bodentiefe Gauben auf der Gartenseite versorgen die Räume mit viel Tageslicht und verstärken das freundliche Erscheinungsbild.

Vor Kälte und Hitze geschützt

Die bauphysikalischen Eigenschaften der Holzfaser-Dämmstoffe – dampfdiffusionsoffen und sorptionsfähig (anfallende Feuchtigkeit wird aus der Raumluft aufgenommen und wieder abgegeben) – überzeugten die Bauherren und Planer. Durch das natürlich träge Temperaturleitverhalten der Holzfasern wird der Wärmefluss durch die Wand um bis zu zehn Stunden verzögert und kommt erst in den kühleren Nachtstunden, wenn schon wieder gelüftet werden kann, im Inneren an. Diese Phasenverschiebung schützt das Dachgeschoss im Sommer vor Überhitzung.

Neben dem Dachbereich fanden die ökologischen Holzfaserdämmstoffe auch im Erdgeschoss des Hauses Verwendung. Da die Fassade des Gebäudes mit dem mit Natursteinen verkleideten Sockel und Erker unter Denkmalschutz steht, fiel eine Dämmung der Außenwände als Wärmeschutzmaßnahme aus. Während sich die weichen, flexiblen Dämmstoffe für eine Zwischensparrendämmung im Dach ideal eigen, sind sie als Innenwanddämmung nicht fest genug. Hier wurden daher die druckfesten „ID-Q11 standard“-Innendämmplatten verwendet. Diese wurden von den ­Zimmerleuten direkt mit Dämmstoffdübeln und Kle­bemörtel aus Lehm auf die Erdgeschosswände angebracht und gewährleisten nun auch hier gleichbleibend angenehme Temperaturen und verhindern große Wärmeverluste im Winter.

Bewusste Entscheidung für ökologisches Bauen

Vervollständigt wird das Raumangebot des Gogelmosch-Hauses durch einen Anbau: Der eingeschossige Flachbau öffnet sich zum Garten und bietet auf rund 180 m2 ausreichend Platz für Tanz, Musik und Veranstaltungen. Dank der guten Zusammenarbeit von Bauherren, Planern und Handwerkern konnte der Kindergarten trotz des überraschenden Mehraufwands wie geplant seine neuen Räume beziehen. Ein halbes Jahr später waren dann auch die weiteren Arbeiten komplett abgeschlossen und alle Räume nutzbar.

Aufgrund der vielen unerwarteten Baustellen musste schnell und kostenbewusst gearbeitet werden. Dennoch wollte man auf keinen Fall Abstriche in der Qualität machen. Den Anstoß zum Bauen mit nachhaltigen, umweltfreundlichen Rohstoffen gab die Begehung der Baustelle mit einer künftigen Nutzerin. Im Erkerzimmer, das noch über die originale, über siebzig Jahre alte Holz-Kassettendecke sowie Holzfußboden verfügte, entschied man sich gemeinsam, den natürlichen Charakter und Charme des Hauses so weit wie möglich zu erhalten und ökologisch wertvoll zu bauen. Nicht nur durch seine Lage unweit des Stadtwaldes, sondern auch durch seine Materialien zeigt sich das neue Gogelmosch-Haus naturverbunden und umweltbewusst. Das kommt gut an, nicht nur bei den Eigentümern: Die hohe Aufenthaltsqualität der Räume hat sich nach der Eröffnung des Hauses schnell herumgesprochen, sodass die nicht fest vermieteten Gemeinschaftsräume fast durchgehend für Yogagruppen, Musikschüler, Tanz-, Koch- und Sprachkurse sowie Krabbelgruppen ausgebucht sind. Auch für private und geschäftliche Feierlichkeiten ist das Gogelmosch-Haus sehr begehrt. Das Ziel, ein Begegnungsort für alle Altersklassen und Interessengruppen zu sein, hat das Haus nach dem Umbau und der Sanierung also voll erfüllt.

Autorin
Monique Hahnemann hat Handel- und Vertriebsmanagement studiert und ist Marketingmanagerin bei Homatherm in Berga.

Die Holzfaser-Dämmstoffe sind dampfdiffusionsoffen und sorptionsfähig und überzeugten damit den Bauherrn

Bautafel (Auswahl)

Projekt Komplettsanierung/Anbau

Gogelmosch-Haus, 01833 Stolpen

Bauherr Gogelmosch e.V., Stolpen

Verarbeiter Dachdeckerei Gerd Barthel,

01833 Stolpen

Produkte „holzFlex standard“,

„UD-Q11 protect“, „ID-Q11 standard“ (Homatherm)

Web-Service
Im Internet finden Sie weitere Fotos von der Sanierung des
Gogelmosch-Hauses in Stolpen. Geben Sie hierzu bitte den
Webcode in die Suchleiste ein.
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