Zwei Möglichkeiten für den Anschluss an den Aufsatzkranz

Abdichten von Flachdachfenstern mit PVC-Schiene oder durch Hochführen der Bahn am Aufsetzkranz

Flachdachfenster lassen sich an die wasserführenden Ebene der Dachabdichtung anschließen, indem man eine Kunststoffdachbahn mit einer PVC-Schiene im Fußflansch verbindet. Aber auch das Hochführen der Bahn am Aufsetzkranz ist gängige Praxis. Wir zeigen, wie beide Varianten funktionieren.

Wie der Anschluss von PVC-P-Abdichtungsbahnen an Lichtkuppelaufsetzkränze funktioniert, zeigte Michael Schaaf, Dozent am Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks, im Rahmen einer Schulung bei Lamilux. Wir zeigen im Folgenden die einzelnen Schritte für den Anschluss von Kunststoffdachbahnen an den Aufsatzkranz. Bevor die Materialien verarbeitet werden, empfiehlt sich eine Temperatur- und Schweißprobe. Zwar geben die Hersteller von PVC-Bahnen meist Verarbeitungstemperaturen an, doch je nach den klimatischen Bedingungen auf der Baustelle variieren diese. Oft werden deshalb bauseits Schweißproben verlangt, die zu dokumentieren sind. Dazu schafft man eine homogene Verbindung zwischen zwei PVC-Bahnen. Gegebenenfalls muss die Temperatur später beim Verschweißen mit der Hart-PVC-Schiene noch einmal angepasst werden, da die Mischung der beiden Oberflächen variiert. Gut zu sehen ist das auch an der Rauchentwicklung: Ist der Rauch zu stark, ist der Föhn zu heiß. Die Materialien drohen dann durchzubrennen. Entsteht gar kein Rauch, kann es sein, dass keine Verbindung entsteht, da das Warmgasgerät zu kalt ist.

Schweißprobe und Schertest

Zunächst säubert man die Düse des Heißluftföhns mit einer Drahtbürste von groben Verschmutzungen, die bei der Nahtfügung entstehen und sich sonst im Nahtbereich absetzen. Für die Probenaht müssen die beiden Stücke nach der Fachregel für Abdichtungen mindestens 4 cm überlappen. An zwei äußeren Stellen werden sie zusammengeheftet, bevor der Handwerker die Naht dann von einer Seite zur anderen mit dem Heißluftföhn verschweißt und mit den Fingern andrückt. Bei einer kleineren Schweißdüse muss dieser Vorgang wiederholt werden, wobei sich bei der zweiten Naht das Andrücken mit einer Rolle empfiehlt. Bei längeren Nähten empfiehlt sich die Verwendung einer vier Zentimeter breiten Düse.

Nun überprüft der Dachdecker, ob die Naht homogen verschweißt ist. Dafür schneidet er das Probestück senkrecht zur Naht auseinander und reißt die Naht von einem Ende zum anderen auseinander. Im Optimalfall lässt sich die Naht jetzt nicht mehr trennen, stattdessen reißt das Bahnenmaterial. Dann ist die Schweißprobe geglückt. Dieser Schertest kann in Längs- und Querrichtung durchgeführt werden.

PVC-Bahn auf Schiene im Fußflansch schweißen

Flachdachfenster von Lamilux haben optional eine PVC-Anschlussschiene, die im Fußflansch des Aufsatzkranzes einlaminiert ist. Daran kann der Dachdecker seine PVC-Bahn direkt anschließen. Wie die Bahnen geführt werden sollen, überlegt man sich bereits vorab. Dabei ist zu beachten, dass angrenzende Bahnen gemäß Flachdachrichtlinie mindestens 4 cm überlappen und die gefügten Schweißnähte mindestens 2 cm breit sein müssen.

Michael Schaaf ging in der Schulung wie folgt vor: Er legte die erste Bahn an und heftete sie an mindestens zwei Punkten an der PVC-Schiene fest. Die Enden werden mit etwa 45 Grad von der Ecke des Aufsatzkranzes weg schräg abgeschnitten. Das ist nicht nur eine optische Maßnahme, es verlängert auch den Kapillarkanal und mindert so die Gefahr des kapillaren Wassereintritts. Danach wird die PVC-Bahn entlang der gehefteten Markierung geschlossen und mit einer kleinen Rolle angedrückt. Die Rolle wird mit geringem Abstand vor der Föhndüse geführt. Dazwischen muss die Düse immer wieder mit der Drahtbürste gereinigt werden. Charakteristisch für PVC ist, dass der Werkstoff sich bei Hitze ausdehnt. Das muss natürlich auch beim Verschweißen bedacht werden: Wenn die erwärmten Stellen weiter werden als die kalten Stellen, entstehen deutlich sichtbare Wellen. Gerade deshalb empfiehlt es sich, die Bereiche grob vorzuheften.

Nun wird der Kapillarkanal geschlossen, indem die Bahnkante entlang des Schnittes erhitzt und glattgezogen wird. Das vermeidet den Kanal, der sich nur so nachhaltig und dicht verschließen lässt.

Wenn keine Hart-PVC-Schiene vorhanden ist

Eine andere Möglichkeit des Anschlusses ist es, mit der PVC-Bahn an den Aufsatzkranz ranzugehen und sie mindesten 15 cm weit nach oben zu führen. Am oberen Ende muss die Bahn mechanisch fixiert werden. Hierfür hat Lamilux vorkonfektionierte Klemmprofile im Programm, womit die Bahn am Kranz befestigt wird. Die PVC-Bahn wird nun wieder an den Aufsatzkranz geheftet und angeschweißt.

Wie weit die Bahn nach unten hin in die wasserführende Ebene hineinreichen muss, geben der Hersteller und die Fixierungsvariante in der Fläche vor. Im konkreten Beispiel sind es 10 cm. An den Ecken des Aufsatzkranzes müssen die Bahnen mindestens vier Zentimeter überlappen. Dafür schneidet man eine Bahn an dem Punkt, an dem die wasserführende Ebene und die Ecke aufeinandertreffen, keilförmig 5 cm weit ein. Den Keil sollte man etwas ausschneiden, da die Bahn beim Umlegen ums Eck sonst überlappt und sich aufstellt. Die Eckausbildung ist allerdings nicht eindeutig geregelt, das macht jeder Handwerker anders. Nun glättet man den Kapillarkanal wieder, dann schließt man die angrenzende Bahn an.

Abdichten der Ecken

Danach müssen die Kapillarkanäle alle in einer Mindestbreite von 2 cm glatt sein, damit eine Lichtkuppel-ecke platziert werden kann. Diese Ecke ist allerdings für 90 Grad Ecken konzipiert, wohingegen Aufsatzkränze oft schräg sind. Deswegen geht der Dachdecker hier nach einer bewährten Methode vor: Er heftet zunächst die Schenkel der Ecke und drückt sie mit den Fingern, einem Eckröllchen oder einem Kehlnahtschieber an. Dann schweißt er sie auf der wasserführenden Ebene fest. Als nächstes verschweißt er die rechte und linke Tasche mit der hochgeführten PVC-Bahn und arbeitet das Material von unten nach oben heraus. Das ist wichtig, da ansonsten Wellen entstehen können. Zwischendurch kann es zudem erforderlich werden, das Warmgasgerät aus der Tasche zu entfernen, da es sonst zu einem Hitzestau und Lochbildung kommen kann.

Kontrolle der Nähte

Ob eine Naht richtig verschweißt ist, ermittelt der Dachdecker mittels einer Nahtkontrolle. Sobald alle Nähte abgekühlt sind, fährt er sie mit der Prüfnadel nach. Wo er zwischen die Bahnen hinein kann, muss noch einmal nachgearbeitet werden, da sonst Undichtigkeiten existieren. Alternative Methoden der Nahtkontrolle sind beispielsweise die Vakuumglocke oder eine Anblasprüfung der Nahtkante. Der Standard auf Flächenabdichtungen ist jedoch die Verwendung einer Prüfnadel, die aber keinesfalls zu spitz sein darf.

Fazit

Beim Anschluss von Aufsatzkränzen mit Hart-PVC-Schiene an die Dachabdichtung verkürzt sich die zu fügende Naht und liegt in der horizontalen Ebene. Das erleichtert das Verschweißen im Vergleich zur Arbeit in der Vertikalen am Aufsetzkranz. Allerdings sind die Hart-PVC-Schienen nur mit dafür freigegebenen Dachbahnen nutzbar. Das Hochführen der Anschlussbahn hingegen ist mit nahezu jedem Abdichtungsmaterial ausführbar (unter Verwendung entsprechender Formteile für die Ecken). Allerdings hat auch diese Variante Nachteile: Hierbei entstehen mehr Nähte und Details und die Gefahr von Fügefehlern an den Ecken steigt.

Autorin

Sabrina Schwab ist Pressereferentin bei der Lamilux Heinrich Strunz GmbH. 

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