Skaio in Heilbronn: Zehn Geschosse aus Holz

Wie teuer darf Wohnen im Holzbau sein?

Der Rohbau steht, das Richtfest war Anfang Oktober: Der 10-geschossige Stahl-Holz-Hybridbau mit dem ungewöhnlichen Namen „Skaio“ ragt inmitten von anderen mehrgeschossigen Bauten auf dem Bundesgartenschaugelände (BUGA) in Heilbronn in die Höhe (der Name „Skaio“ soll für Himmel und Holz stehen: Sky = „skai“ + „o“ von Holz). Mitte Oktober hatten rund 180 Planer, Architekten, Holzbaubetriebe und Baustoffunternehmen die Möglichkeit, den Rohbau zu besichtigen und mit den ausführenden Architekten, Stadtplanern und den Vertretern des Generalunternehmens Züblin Timber ins Gespräch zu kommen. Eingeladen hatte die proHolzBW GmbH.

Der 10-Geschosser von Heilbronn reiht sich ein in eine Liste mit anderen Holzbau-Großprojekten, die in Deutschland und international entstehen, etwa das HoHo (das Holz-Hochhaus in Wien,  ein Holz-Beton-Hybrid) mit 25 Geschossen. Der Skaio dagegen ist ein Holz-Beton-Stahl-Hybrid, der Erschließungskern (Treppenhaus/Aufzugsschacht) in der Gebäudemitte ist aus Stahlbeton. Daran schließen die Geschossdecken aus Holz an, die an der Fassadenseite in Stahlträger eingebunden sind. Die BSH-Stützen in den Dimensionen 40 x 40 cm führen ab dem ersten OG bis hinauf in das neunte Geschoss. Sie leiten die Kräfte in das aus Stahlbeton gefertigte EG, das als Gewerbefläche fungieren wird. Im zehnten Geschoss findet sich ein Staffelgeschoss mit Terrasse.

Skaio ist Teil der Stadtausstellung

Erstmals in der Geschichte von Bundesgartenschauen ist eine Stadtausstellung in die Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn integriert. Neben dem Holzhochhaus gibt es weitere 21 Häuser in dem neuen Stadtquartier Neckarbogen. Die Erdgeschossflächen werden als Teil der Ausstellung für die BUGA-Besucher geöffnet sein. „Wir werden hier einen nachhaltigen Stadtteil etablieren“, sagt Hanspeter Faas, Geschäftsführer der Bundesgartenschau. Nach Berechnungen der Planer werden in dem Holzhochhaus rund 1500 m3 Holz verbaut. Damit werden rund 1500 Tonnen CO2 eingespart und bis zum Ende des Lebenszyklus gespeichert. Zur Verdeutlichung: Sechs Pkw mit einer durchschnittlichen Jahreskilometerleistung stoßen in etwa genauso viel CO2 aus. In dem Holzhochaus wurden weitestgehend konsequent Cradle to Cradle (C2C)-Prinzipien durchgesetzt. Deshalb wurden statt Verbundmaterialien zum Beispiel einstoffliche Materialien verwendet. Das wird an der Fassade sichtbar (reine Aluminiumfassade, zu 100 Prozent recyclingfähig). In der Deckenkonstruktion ist das Prinzip durch den Trockenaufbau ersichtlich: Anstatt Holz-Beton-Verbunddecken zu verwenden, bei denen der Ortbeton nass eingebracht wird und nach Ende des Lebenszyklus schwer vom Holz zu trennen ist, wurde im Trockenbau Masse in das Gebäude gebracht und mit Wabenkonstruktionen und Kiesschüttungen gearbeitet.

Das vieldiskutierte Thema Schallschutz im Holzbau wird beim Skaio auch mit Gewicht gelöst, allerdings durch Trockenbaulösungen, wie oben beschrieben. Durch den Holzbau gibt es laut Expertenmeinung generell eine Gewichtsersparung von 25 bis 30 Prozent. Das macht sich auch in der Gründung bemerkbar. Statt 1,60 m dicken Fundamenten musste man hier nur 1,30 m dick gründen. Weniger Stahlbeton bedeutet weniger CO2 – ein weiterer positiver Aspekt des Holzbaus.

Brandschutz erfordert Sprinkleranlage

Beim Hochhausbau, also der GK 5, greift beim Brandschutz die F90-Regelung, ein Gebäude muss den Flammen also 90 Minuten standhalten. Die BSH-Stützen wurden auf Abbrand berechnet. Da die geschosshohen Fenster aus optischen Gründen gefragt waren und damit ungenügend hohe Sicherheitsreserven für den Brandüberschlag von einem Geschoss zum nächsten vorhanden sind, musste ein Brandschutzkonzept erarbeitet werden. Der Bau ist deshalb mit einer Sprinkleranlage ausgestattet.

Bei 15,4 Mio. Euro Gesamtkosten ab der Kellerdecke liegt der Quadratmeterpreis – bei 3300 m2 Fläche – bei rund 4600 Euro pro Quadratmeter. Das war auch Anlass für Diskussion unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern beim Besuchstag. „Wie teuer darf der Holzbau sein?“, fragte ein Teilnehmer und argumentierte: „Bei solchen Preisen bekomme ich keinen Zuschlag bei Ausschreibungen, das ist für Bauträger und Kommunen nicht darstellbar“. Planer und Architekten hingegen verteidigten die relativ hohen Kosten damit, dass der Skaio ein Leuchtturmprojekt sei. „Es war der po­litische Wille, ein solches Gebäude mit diesem Wohnkomfort zu bauen“, sagte Anders Übelhack vom Generalunternehmer Züblin Timber. Problembewusstsein gab es aber auch: „Wir werden in Zukunft günstiger werden müssen“, sagte Architekt Markus Lager. Preiseinsparungen sind durch eine erhöhte Vorfertigung und Erfahrungen beziehungsweise Rationalisierungen bei Arbeitsabläufen zu erwarten. Derzeit laufen auf der Baustelle die Innenausbauarbeiten. Der Skaio soll zu Beginn der BUGA im März 2019 bezugsfertig sein.

Mehr Informationen zum Bau finden Sie unter www.leben-am-neckar.de/skaio.

Weitere Informationen zu den Unternehmen
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