Zimmerer trainieren für die Weltmeisterschaft

Nationalmannschaft der Zimmerer trainiert für die WorldSkills 2019 in Kazan

Die Weltmeisterschaft der Berufe 2019 findet im August im russischen Kazan statt. Alexander Bruns und Lukas Nafz aus der Zimmerer-Nationalmannschaft sind für die Teilnahme qualifiziert, aber nur einer von beiden wird in Kazan antreten. Wer es sein wird, das entscheidet sich bis Anfang Mai.

Auf der Messe BAU in München absolvierten Alexander Bruns und Lukas Nafz aus der Zimmerer-Nationalmannschaft ein öffentliches Training. Sechs Tage arbeiteten die beiden am Stand des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes. „Wir investieren beide sehr viel Freizeit in das Training für die Nationalmannschaft“, sagt Alexander Bruns. Er habe im letzten Jahr viel unbezahlten Urlaub genommen für die Termine mit der Nationalmannschaft. „Die Anstrengung und die Arbeit, die wir investieren, machen sich aber bezahlt. Man wird selbstbewusster und lernt sehr viel dazu“, meint Bruns. Der Zimmerergeselle arbeitet, wenn er gerade nicht für die Nationalmannschaft der Zimmerer trainiert, in der Zimmerei Wolfgang Schlatter in Kleinkarlbach (Rheinland-Pfalz).

Alexander Bruns ist seit 2016 in der Nationalmannschaft der Zimmerer und amtierender Zimmerer-Europameister. Sein Teamkollege Lukas Nafz kam nach Gewinn der Deutschen Meisterschaft der Bauberufe 2017 ins Team. Nafz wurde bei der EM im letzten Jahr Dritter. Über die Teilnahme an der Europameisterschaft haben beide schon Wettbewerbserfahrung gesammelt. Einer von beiden wird bei der Berufsweltmeisterschaft WorldSkills 2019 in August im russischen Kazan antreten. Wer der offizielle WM-Kandidat wird, entscheidet sich im Mai.

Im jährlichen Wechsel finden die Europameisterschaft der Zimmerer und die Berufsweltmeisterschaften (WorldSkills) statt. Das deutsche Team war bei den vergangenen Europameisterschaften der Zimmerer sehr erfolgreich. Seit 2012 holte das deutsche Team vier Mal Gold. Die Konkurrenz bei den WorldSkills ist jedoch härter als bei der Europameisterschaft. Das zeigt ein Rückblick auf die letzten WorldSkills 2017 in Abu Dhabi: Hier belegte der deutsche Kandidat Kevin Hofacker nur den 7. Platz. Die Goldmedaille ging an einen Zimmerer aus Korea. „Die Koreaner trainieren aber auch ganz anders als wir“, sagt Lukas Nafz, Geselle in der Zimmerei Nafz in Horb (Baden-Württemberg). Fast ein Jahr würden die sich ausschließlich dem Training für die Weltmeisterschaft widmen. „Wir hingegen absolvieren das Training neben unserem Berufsalltag“, sagt Lukas Nafz, fast schon etwas neidisch.

Nicht jedes Training ist öffentlich

Bis zu den WorldSkills im August stehen für Lukas Nafz und Alexander Bruns noch mehrere Trainingseinheiten an. Nicht jedes Training ist öffentlich. „Wir trainieren unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowohl im Bundesbildungszentrum des Zimmerer- und Ausbaugewerbes in Kassel als auch im Zimmerer-Ausbildungszentrum in Biberach“, sagt Nafz. Zusätzlich absolviert die Nationalmannschaft der Zimmerer Trainingseinheiten bei ihren Sponsoren (Leistungspartnern), im letzten Jahr etwa bei den Firmen Erlus und Velux. Die Mischung aus privatem und öffentlichem Training findet Lukas Nafz sinnvoll: „Bei den öffentlichen Terminen geht es eher darum, unseren Beruf zu repräsentieren. Bei den nicht öffentlichen Übungseinheiten arbeiten wir unter Wettbewerbsbedingungen und Zeitdruck.“

Abbund auf traditionelle Art

Bei der WM haben die Zimmerer vier Tage Zeit, um das Wettbewerbsmodell fertig zu stellen. Zurzeit arbeiten die Zimmerer bei ihren regelmäßigen Übungseinheiten mit der Aufgabe der WorldSkills 2017, dem Bau eines anspruchsvollen Pavillons und eines Tisches aus Holz. Den Abbund der Holzteile machen die Zimmerer dabei im Maßstab 1:1. Die Aufgabe für die World Skills 2019 steht allerdings noch nicht fest. Jedes Mitglied der Wettbewerbsjury kann eine Aufgabe für den Wettbewerb vorschlagen. Alle Experten können dann für eine der Aufgaben abstimmen. Steht die Aufgabe für die WorldSkills fest, wird sie noch von einem externen Experten um 30 Prozent abgeändert und erst zum Wettbewerbsstart bekannt gegeben. Die Zimmerer wissen also vorher nicht, was sie genau erwartet.

Botschafter für das Handwerk

Die Zimmerer der Nationalmannschaft sind Vorbilder für den Nachwuchs und Botschafter für das Handwerk: Im November letzten Jahres war Europameister Alexander Bruns etwa auf dem Bundesparteitag der Grünen in Leipzig zu Gast. Dort kam er mit den Parteimitgliedern über Themen, die das Handwerk betreffen, ins Gespräch. Im August letzten Jahres trainierte die Zimmerer-Nationalmannschaft außerdem beim Tag der offenen Tür im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat. „Es geht darum, Werbung für das Handwerk zu machen und Themen, die uns betreffen, in die Politik zu tragen“, sagt Alexanders Bruns. Auf der Messe BAU Anfang Januar ging es für die beiden Zimmerer aber nicht nur darum, für die Weltmeisterschaft der Berufe im russischen Kazan zu trainieren. Die Zimmerer warben auf der Messe auch für ihren Beruf, standen für Fragen bereit und statteten ihren Sponsoren Besuche ab. 19 Hersteller von Baustoffen, Bauelementen und Werkzeugen fördern als Leistungspartner die Nationalmannschaft der Zimmerer. Sie wird außerdem getragen von Holzbau Deutschland, dem Bund deutscher Zimmermeister.Ende April steht für Lukas Nafz und Alexander Bruns ein entscheidendes Training im Zimmerer-

Ausbildungszentrum Biberach an. Denn nach dem Training entscheidet die Teamleitung, wer von beiden zur WM fahren darf. Bewertet wird dabei nicht nur, wer in dem letzten Training am schnellsten und genausten gearbeitet hat, sondern wie die Leistung des Kandidaten insgesamt in der Nationalmannschaft war.

Im August wird´s ernst

Anfang August fährt der Kandidat, der an der Berufsweltmeisterschaft teilnimmt, zu einem einwöchigen Abschlusstraining des Nationalteams des deutschen Baugewerbes. Hier wird dann nochmal mit den besten Maurern, Stuckateuren, Fliesenlegern und Zimmerern gemeinsam für die Weltmeisterschaft der Berufe trainiert.

Nach dieser letzten Vorbereitung wird es dann ernst: Am 22.8. beginnen die Weltmeisterschaften im russischen Kazan, die bis zum 27.8. dauern. Dann zeigt sich, ob sich die intensive Vorbereitung gelohnt hat und Lukas Nafz oder Alexander Bruns den Sprung aufs Podest schaffen.

Autor

Stephan Thomas ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau in Gütersloh.

Die Zimmerer-Nationalmannschaft

Die Zimmerer-Nationalmannschaft hat zur Zeit fünf Mitglieder. Nach der Deutschen Meisterschaft der Bauberufe kommen jedes Jahr neue Mitglieder hinzu. Im letzten Jahr waren das Philipp Kaiser (19) aus Rot an der Rot, der den ersten Platz bei der Meisterschaft 2018 belegte, außerdem Fabian Gies (20) aus Dernau und Patrick Steinbach (20) aus Hasselroth.

Eine Auswahl der Zimmerer-Nationalmannschaft tritt im jährlichen Wechsel bei der Berufsweltmeisterschaft „WorldSkills“ und der EM der Berufe an. Während bei der EM ein Dreierteam antritt, ist es bei der WM nur ein Kandidat. Die drei neuen Teammitglieder trainieren jetzt schon mit Fokus auf die Zimmerer-Europameisterschaft 2020 und die World Skills 2021. Seit 2012 ist das deutsche Team ungeschlagener Europameister der Zimmerer. Bei den WorldSkills gewann zuletzt 2015 ein deutscher Kandidat Gold, der Zimmerer Simon Rehm. Jedes Teammitglied darf einen Wettbewerb nur einmal bestreiten. Mehr Informationen finden Sie unter www.zimmerer-nationalmannschaft.de

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