Interview mit Lukas Baumann, Mitglied der Zimmerer-Nationalmannschaft 2023

Lukas Baumann (21) ist seit zwei Jahren in der Zimmerer-Nationalmannschaft. Auf der Messe BAU 2023 in München absolvierte er ein öffentliches Training mit dem Nationalteam Deutsches Baugewerbe. Dort haben wir mit ihm über die Vorbereitungen für die Europameisterschaft im September gesprochen.

Wie bist du in die Zimmerer-Nationalmannschaft gekommen?

Lukas Baumann: Über den Zimmerer-Contest, der parallel zu den Berufsmeisterschaften stattfindet. Dieser Contest besteht aus einem viertätigen Schiftkurs und einer eintägigen Wettbewerbsaufgabe. Ins Leben gerufen wurde er für junge, engagierte Gesellen und Gesellinnen im Zimmererhandwerk bis zu einem Alter von 20 Jahren. Wer sich dort bewährt, hat gute Chancen darauf, Mitglied der Zimmerer-Nationalmannschaft zu werden. Der zweite, „offizielle“ Weg in die Nationalmannschaft führt über die Berufswettbewerbe: vom Kammerwettbewerb über den Wettbewerb auf Landesebene bis hin zu den Deutschen Meisterschaften, also dem Bundesleistungswettbewerb im Zimmererhandwerk.

Welche Rolle spielt das Alter bei der Aufnahme in die Nationalmannschaft?

Generell kann man sagen: Je jünger man ist, wenn man sich für die Nationalmannschaft der Zimmerer qualifiziert, desto besser. Wenn man 20 Jahre alt ist und seine Zimmererausbildung gerade abgeschlossen hat, dann hat man vom Alter her gute Chancen, ins Team aufgenommen zu werden. Denn die Weltmeisterschafen („Worldskills“) und Europameisterschaften („Euroskills“) der Berufe schreiben ein Alterslimit von 22 und 25 Jahren vor. Für diese beiden Wettbewerbe trainieren wir hauptsächlich und meistens braucht man dafür ein bis zwei Jahre Vorbereitungszeit. Das Geschlecht spielt übrigens keine Rolle, sowohl Zimmerer als auch Zimmerinnen können in die Nationalmannschaft aufgenommen werden. Man muss aber natürlich sein Können zeigen, um Teil des Teams zu werden. Dafür eignet sich beispielsweise der Zimmerer-Contest (siehe Infokasten rechts).

Was waren deine Gründe, am Zimmerer-Contest teilzunehmen?

Ich wollte zum einen mein Können unter Beweis stellen und zum anderen habe ich gesehen, dass es kompliziertere Sachen gibt als das, was ich schon kannte. Außerdem wollte ich das Beste aus mir herausholen und einiges dazulernen.

Wie viele Mitglieder hat die Zimmerer-Nationalmannschaft aktuell?

Momentan sind wir zu viert: Isabel Peters (20), Pascal Frauendorf (22), Jonas Lauhoff (22) und ich. Es ist wichtig, dass wir zu viert sind, denn falls unser ­Kandidat für einen Wettbewerb wie die „Euroskills“ krankheitsbedingt oder aus anderen Gründen ausfällt, stehen die anderen Teammitglieder bereit, um einzuspringen.

Zi-Nat-Leipzig_Foto-Holzbau-Deutschland_Laube-064.jpg Die Zimmerer-Nationalmannschaft im Ausbildungszentrum Biberach (v.l.n.r.): Lukas Baumann, Jonas Lauhoff, Pascal Frauendorf und Isabel Peters. Mit auf dem Bild: der stellvertretende Teamleiter Andreas Großhardt (zweiter von rechts) und Michael Rieger, einer von zwei Trainern (ganz rechts)
Foto: Laube/Holzbau Deutschland

Die Zimmerer-Nationalmannschaft im Ausbildungszentrum Biberach (v.l.n.r.): Lukas Baumann, Jonas Lauhoff, Pascal Frauendorf und Isabel Peters. Mit auf dem Bild: der stellvertretende Teamleiter Andreas Großhardt (zweiter von rechts) und Michael Rieger, einer von zwei Trainern (ganz rechts)
Foto: Laube/Holzbau Deutschland

Auf welchen Wettkampf bereitet ihr euch aktuell vor?

Wir bereiten uns auf die „Euroskills“ vor, die vom 5. bis 9. September 2023 in Danzig stattfinden. Dort wird es, anders als bei der Europameisterschaft der Zimmerer im vergangenen Jahr, keine Mannschaftswertung, sondern nur eine Einzelwertung geben.

Wer tritt bei den „Euroskills“ im September für die deutsche Zimmerer-Nationalmannschaft an?

Mein Teamkollege Jonas Lauhoff hat sich in einem Training im März diesen Jahres als Kandidat für die „Euroskills“ qualifiziert (mehr dazu lesen Sie hier). Er wird dort im September für die Zimmerer-Nationalmannschaft antreten. Gemeinsam mit den anderen Teammitgliedern und unseren Trainern werde ich ebenfalls im September nach Danzig fahren, um ihn zu unterstützen. Das stärkt den Teamgeist und zeigt, dass wir alle hinter ihm stehen. Vor den Europameisterschaften sind noch drei nicht öffentliche Trainingseinheiten geplant.

Wie laufen eure nicht öffentlichen Trainingseinheiten ab?

Wir haben mehrere Trainings im Jahr, die jeweils eine Woche dauern und bei denen wir Trainingsmodelle bauen, die so ähnlich sind wie die, die uns später in den Wettbewerben erwarten. Dabei haben wir bestimmte Zeitvorgaben und eine limitierte Anzahl an Hölzern, die wir benutzen dürfen.

Wie findest du die öffentlichen Trainings, so wie auf der Messe BAU im April in München?


Foto: Mélanie Diss / GHM

Foto: Mélanie Diss / GHM
Öffentliche Trainingstage sind sehr wichtig, um für die Zimmerer-Nationalmannschaft zu werben. Aber man kann sie eigentlich nicht direkt als Training sehen, weil wir auf Messen viele Zuschauer haben, die sich für unsere Arbeit interessieren und uns Fragen stellen. Das ist sehr wichtig, um die Zimmerer-Nationalmannschaft bekannter zu machen. Unsere wichtigsten Trainings sind aber die in den Ausbildungszentren, bei denen wir mehrere Stunden am Stück konzentriert arbeiten können. 

Wie bist du auf den Zimmererberuf gekommen?

Ich habe in der achten Klasse der Realschule ein Praktikum in einer Zimmerei gemacht und dabei gemerkt, wie gut mir das Arbeiten an der frischen Luft und mit dem Werkstoff Holz gefallen. Nach dem Schulabschluss habe ich 2017 meine Ausbildung begonnen und 2020 meine Gesellenprüfung gemacht. Seitdem arbeite ich als Zimmerer, aktuell bei der Schlosser Holzbau GmbH in Jagstzell, einem Holzbaubetrieb mit knapp über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie vier Zimmererauszubildenden (siehe online: www.schlosser-projekt.de ) Für die öffentlichen und nicht öffentlichen Trainings der Zimmerer-Nationalmannschaft stellt mich mein Arbeitgeber frei, wofür ich sehr dankbar bin.

Vielen Dank für das Gespräch!

Jetzt anmelden zum Zimmerer-Contest!

Über den Zimmerer-Contest 2023 können sich Zimmerergesellinnen und -gesellen bis zu einem Alter von 20 Jahren für einen Platz in der Nationalmannschaft der Zimmerer qualifizieren. Der Contest findet vom Montag, 7. bis Freitag, 11.8.2023 in Ansbach statt. Er beinhaltet einen viertägigen Schiftkurs und eine eintägige Wettbewerbsaufgabe. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei, nur die Anfahrtskosten und ein Teil der Kosten für die Verpflegung müssen von den Teilnehmenden gezahlt werden. Der Anmeldeschluss für den diesjährigen Zimmerer-Contest ist am 30. Juni 2023. Die besten Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Chance, Mitglied der Zimmerer-Nationalmannschaft zu werden. Wer in den Kader kommt, entscheidet die Teamleitung.

Ein Bewerbungsformular für die Anmeldung zum diesjährigen Zimmerer-Contest und mehr Informationen zur Nationalmannschaft finden Sie online unter: www.zimmerer-nationalmannschaft.de

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