Saniert und mit grünen Ziegeln gedeckt

Die neue Dachdeckung sollte auffallen, eine hohe Hagelwiderstandsklasse bieten und zur Firmenfarbe passen: Das Dach einer Versicherungsagentur in Bad Driburg wurde mit Dachziegeln in „Royalgrün“ eingedeckt. Bei leicht bewölktem Wetter kommt die Farbe der Ziegel besonders zur Geltung.

Verlegt wurden die Dachziegel von den Dachdeckern der Firma Bonk Dachtechnik aus Bad Driburg. „Ich habe dem Bauherrn verschiedene Ziegel in grün zur Auswahl vorgelegt, seine Wahl fiel aber auf den „E 58 Max Royalgrün“ von Erlus“, erklärt Christoph Bonk, Dachdeckermeister und Geschäftsführer von Bonk Dachtechnik. Der Dachziegel kann ab einer Mindestdachneigung von 10° verlegt werden und erreicht die Hagelwiderstandsklasse 5. Dabei ist er etwas schwerer als andere Ziegel. Die grüne Farbe des Ziegels kommt nicht von einer Glasur, sondern wird im Werk in den Ziegel eingebrannt.

Natürlich ging es bei der Sanierung des Daches nicht nur um die Farbe der neuen Ziegel, sondern vor allem um einen komplett neuen Dachaufbau. Der bisher ungenutzte Raum unter dem Dach sollte zu einem Büroraum ausgebaut werden. Entsprechend musste das Dach gedämmt werden.

Die Dachdecker bauten das Dach zunächst bis auf die Sparren zurück. Über den Sparren verlegten sie eine Winddichtbahn von Pavatex. Darüber verlegten sie 80 mm dicke Holzfaserdämmplatten mit Nut und Feder, als nächstes eine 4 x 6er Konter- und Traglattung für die Ziegel. Die Bemessung der Verschraubung ließ Dachdeckermeister Christoph Bonk über einen Baustoffhändler vor Ort durchführen, genau wie die Windsogberechnung für die Dachziegel. „Ich mache solche Berechnungen auch selbst, damit ich nicht aus der Übung komme. Aber in diesem Fall habe ich die Berechnung an einen Baustoffhändler aus Paderborn abgegeben“, sagt Christoph Bonk.

Gauben gedämmt und neu verkleidet

Die alten Dachgauben bauten die Dachdecker ebenfalls bis auf die tragende Konstruktion zurück, die Eckpfosten ließen sie dabei stehen. An den Wangen der Gauben bauten die Handwerker neue Balken ein. Darüber verlegten sie OSB-Platten, Dampfsperrbahnen und PU-Dämmplatten in 80 mm Dicke. Mit Stehfalzblechen verkleideten sie abschließend die Gaubenwangen. Eine der Gauben musste im Laufe der Sanierung verbreitert werden, dafür zogen die Dachdecker einen Zimmerer hinzu. Auf den Dächern der Gauben beließen die Dachdecker die alte Holzschalung bestehen. Darüber verlegten sie eine 180 mm dicke PU-Dämmung. Zum Abdichten der Gaubendächer verschweißten die Dachdecker zwei Lagen Bitumenbahnen über den PU-Dämmplatten.  „Die Dämmung an den Seiten der Gauben ist dünner, weil das Dach von innen zusätzlich eine Dämmung erhält“, erklärt Christoph Bonk. Die Montage der Innendämmung übernahm dabei ein Trockenbaubetrieb. „Ich habe die Dächer der Gauben nicht mit Holzfaserdämmplatten dämmen lassen, weil der Dachaufbau dadurch in diesem Fall zu dick geworden wäre“, sagt Christoph Bonk.

Prestigeobjekt an der Hauptstraße

Beim Verlegen der Ziegel gingen die Dachdecker systematisch vor: Zuerst verlegten sie die Ziegel an First, Graten und Gauben. Um die Ziegel zu schneiden, bauten sich die Dachdecker ein Podest oberhalb einer der Gauben. Dort schnitten sie die Ziegel mit einem Winkelschleifer, um sie anschließend an Gauben und Graten zu verlegen.

Vom Studenten zum Dachdecker

Christoph Bonk, der heute Geschäftsführer von Bonk Dachtechnik ist, hat einen ungewöhnlichen Werdegang hinter sich: Nach dem Abitur ging er zur Bundeswehr, danach fing er ein Jurastudium an. „Mein Vater war Professor für alte Geschichte, das Studieren lag in der Familie – aber ich habe schnell gemerkt, dass das nichts für mich war“, sagt der Dachdeckermeister. Mit 27 Jahren brach er sein Studium ab und suchte sich einen Dachdeckerbetrieb, um dort eine Lehre zu machen.

Mit seiner schulischen Vorbildung konnte er das erste Berufsschuljahr überspringen und so direkt im Betrieb mitarbeiten. Nachdem er seinen Gesellenbrief in der Tasche hatte, machte er noch einen Vorarbeiterlehrgang und später seinen Dachdeckermeister. „Es war etwas komisch, in der Meisterschule mit deutlich jüngeren Kollegen zu sitzen und zu lernen. Aber das hat mir nichts ausgemacht“, sagt Bonk. Heute führt er seinen eigenen Betrieb mit 15 Mitarbeitern und kann nicht über Nachwuchssorgen klagen: In diesem Jahr kommen noch zwei Auszubildende dazu, die bei ihm den Dachdeckerberuf lernen.

Die Sanierung des Daches in Bad Driburg war für Christoph Bonk in gewisser Weise ein Prestigeobjekt, weil das Haus an einer viel befahrenen Hauptstraße liegt. Die neuen Dachziegel in „Royalgrün“ kommen dabei besonders bei leicht bewölktem Wetter zur Geltung.

Autor

Stephan Thomas ist verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift dach+holzbau.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Dachsanierung und Neudeckung der LVM Versicherungsagentur Fritz Gerhold, 33014 Bad Driburg, https://gerhold.lvm.de/

Dachdecker Bonk Dachtechnik, 33014 Bad Driburg

Baustofffachhandel Johannes Happe GmbH & Co. KG, 33100 Paderborn, www.happe-baustoffmarkt.de

 

Produkte (Auswahl)

Dämmung Pavatex by Soprema GmbH, 88299 Leutkirch (Allgäu), www.pavatex.de

Dachziegel „Erlus E 58 Max Royalgrün“, Erlus AG, 84088 Neufahrn, www.erlus.de

Stehfalzbleche, Rinnen, Fallrohre haushaut - Pohl Falzprodukte GmbH, 50769 Köln, www.haushaut.com

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