Neues Wohnquartier „Kokoni One“ in Holzbauweise entsteht in Berlin

Grün wohnen, auch in der Großstadt, wird immer attraktiver – in zweierlei Hinsicht: Sowohl eine grüne Umgebung als auch grüne Energiegewinnung spielen für viele Mieter und Eigenheimbesitzer eine wichtige Rolle. In Berlin ist nun ein neues Wohnquartier entstanden, das beides bietet – und noch mehr.

Im Berliner Stadtteil Pankow, im Ortsteil Französisch-Buchholz, ist ein besonderes Projekt realisiert worden: Der Bau von 32 Doppel- und Reihenhäusern mit Holzfassaden, außergewöhnlicher Häuserform inspiriert vom „Berliner Dach“, nachhaltigem Energiekonzept mit Erdwärme und Photovoltaik und dezentraler Warmwasseraufbereitung. Gebaut wurden die Häuser in Holzrahmenbauweise, dabei kamen „OSB/3 sensitiv EN300“-Platten von Swiss Krono zum Einsatz, die aus Pappelholz hergestellt werden und als besonders emissionsarm gelten. Die „OSB/3 sensitiv“-Platten sind außerdem fast geruchsfrei, weshalb sie bei besonders hohen Anforderungen an die Luftqualität verwendet werden.


Im Wohnquartier „Kokoni One“ in Berlin sind 32 Wohnhäuser in Holzrahmenbauweise mit Holzfassaden und nachhaltigem Energiekonzept entstanden
Foto: Swiss Krono / Paul Gerdes


Im Wohnquartier „Kokoni One“ in Berlin sind 32 Wohnhäuser in Holzrahmenbauweise mit Holzfassaden und nachhaltigem Energiekonzept entstanden
Foto: Swiss Krono / Paul Gerdes

Das Wohnquartier „Kokoni One“ in Berlin-Pankow, geplant von ZRS Architekten und Ingenieure, besteht aus 84 Wohneinheiten auf 23 000 m2 Grundstücksfläche. Realisiert wurden verschiedene Häuservarianten für unterschiedlich große Haushalte und Familien­konstellationen. Interessierte konnten sich ihr ­Gebäude individuell zusammenstellen. Die Innenwände der Häuser sind dabei nicht tragend und können bei sich verändernden Wünschen oder Wohnanforderungen ganz leicht umgebaut werden.

Innerhalb des Wohnquartiers sind immer acht bis zehn Häuser um einen Gemeinschaftshof gruppiert, sodass kleine Nachbarschaften entstehen. Der zentrale Treffpunkt ist eine Streuobstwiese, die zusammen mit e­inem Spielplatz, einer Workout-Anlage und einem Gemeinschaftshaus den Mittelpunkt des Quartiers bildet.

Ressourcenschonung und Energieeinsparung

Der Nachhaltigkeitsexperte Dag Schaffarczyk, ­Geschäftsführer der Firma Spreeplan, begleitete die ­Planungen des Wohnquartiers „Kokoni One“ von Beginn an. Auf seine Beratung hin ließ sich der Investor des Wohnquartiers schon in Vorbereitung des Workshop-Verfahrens zur Architektenauswahl davon überzeugen, Zwei-, Drei- und Vierspänner anstelle von ­Einfamilienhäusern planen zu lassen. „Wenn man zwei, drei oder vier Gebäude zu einem Objekt zusammensetzt, ergibt das allein durch den Wegfall von Außenwänden ein wesentlich besseres Verhältnis von Fläche zu Volumen“, erklärt Schaffarczyk. Außerdem war er federführend daran beteiligt, bestimmte Kriterien für die Nachhaltigkeit aufzusetzen, zum Beispiel hinsichtlich energetischer Versorgung der Gebäude, Grundstücks­aufteilung, Biodiversität, Wasserkreisläufe, Ausstattung der Gebäude mit Solaranlagen, Energieverteilung und mehr.

Insgesamt lässt sich sagen, dass Dag Schaffarczyk ­Aspekte wie Ressourcenschonung, Flächeneffizienz und Energieeinsparung schon im Vorfeld der Planung maßgeblich vorantrieb. Hinsichtlich der Bauweise sagt er: „Wir haben uns sehr für den Holzrahmenbau stark gemacht, weil er viel ressourcenschonender ist als beispielsweise CLT, da er nur einen Bruchteil der Ressource Holz verbraucht.“

Holzrahmenbauweise

Die Nachhaltigkeitskriterien wurden über die Planung und Umsetzung hinweg vom Büro ZRS Architekten und Ingenieure weiterentwickelt und umgesetzt. So wurden alle Gebäude in Holzrahmenbauweise errichtet. Die Außenwände wurden dabei mit Zellulose gedämmt und mit Lärchenholz verkleidet.

Die Wandelemente in Holzrahmenbauweise wurden im Werk vorgefertigt und mit OSB-Platten beplankt
Foto: Swiss Krono / Martin Wissen Photography

Die Wandelemente in Holzrahmenbauweise wurden im Werk vorgefertigt und mit OSB-Platten beplankt
Foto: Swiss Krono / Martin Wissen Photography
Auf Keller sowie Verbundmaterialien oder Verbund­bauweisen wurde beim Neubau der Wohnhäuser verzichtet. Die geneigten Dächer wurden gedämmt und mit PV-Anlagen ausgestattet. Die Dacheindeckung ist hinterlüftet ausgeführt, sodass eine diffusionsoffene Dachkonstruktion entsteht. Damit ist der Rohbau vollständig kreislauffähig.

Lediglich die 20 cm dünne Bodenplatte der Wohnhäuser besteht aus Stahlbeton. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro „Hausladen“ wurde außerdem ein Energiekonzept frei von fossilen Energieträgern für das Wohnquartier geschaffen. Photovoltaikdächer für die Solarstromerzeugung, Erdwärmenutzung und die dezentrale Warmwasseraufbereitung sind feste Bestandteile des ökologischen Konzepts.

Vorfertigung und Montage der Holzrahmenelemente

Im Werk von Terhalle Holzbau wurde eine Zelluloseeinblasdämmung in die Gefache der Holzrahmenbauelemente eingebracht
Foto: Swiss Krono / Martin Wissen Photography

Im Werk von Terhalle Holzbau wurde eine Zelluloseeinblasdämmung in die Gefache der Holzrahmenbauelemente eingebracht
Foto: Swiss Krono / Martin Wissen Photography
Das Unternehmen Terhalle hat die zum Teil sehr großformatigen Wand- und Dachelemente in Holzrahmenbauweise für die Wohnhäuser im Werk in Ottenstein/Ahaus witterungsunabhängig vorgefertigt. Dabei wurden die Wandelemente im Werk gedämmt, Fenster eingebaut und die Fassadenver­kleidung werkseitig montiert. Über 1800 ­Elemente für Außen- und Innenwände, Gebäudetrennwände und Dächer wurden dabei hergestellt, dabei kamen mehr als 14 200 m2 „Swiss Krono OSB/3 sensitiv“-Platten zur Verwendung.

Auf der Baustelle wurden die Wandelemente per Kran eingehoben und montiert
Foto: Swiss Krono / andreasschwarz.net

Auf der Baustelle wurden die Wandelemente per Kran eingehoben und montiert
Foto: Swiss Krono / andreasschwarz.net
In der Reihenfolge der Montage wurden die ­Elemente auf Sattelschlepper geladen und nach Berlin transportiert. Anschließend entstanden dort Stück für Stück die verschiedenen Häuser. Bei dem Holzbauunternehmen saß jeder Handgriff: Von der Anlieferung und Verladung über das Bedienen des Kranes und das exakte Positionieren bis zum end­gültigen Montieren der Holzbauelemente. Damit der Baufortschritt auch in der dunklen Jahreszeit nicht stoppte, wurde die Baustelle im Herbst und Winter ab dem Nachmittag mit großen Scheinwerfern erhellt. So konnte die Montage bis in die Abendstunden erfolgen. Die Grundsteinlegung für das Wohnquartier war im September 2022, das erste Haus war bereits im Juni 2023 bezugsfertig.

Zukunftsfähiges Wohnen

Das neue Wohnquartier „Kokoni One“ bietet eine ruhige Wohnumgebung, die aber dennoch zentrumsnah gelegen ist, verschiedene Wohnungsgrößen in unterschiedlich großen Häusern, ist sozial und gleichzeitig doch individuell angelegt – und vor allem klimafreundlich, nachhaltig und zukunftsfähig geplant und gebaut.

Mehr über die Planung und Entstehung des Wohnquartiers „Kokoni One“ erfahren Sie auf der Website von Swiss Krono.

Autorin

Ute Bachmann ist freie Redakteurin für Holzbauthemen.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau des Wohnquartiers „Kokoni One“ in Berlin Pankow

Projektenwicklung Incept, Berlin, www.incept.dev

Nachhaltigkeitskonzept Spreeplan Projekt, Berlin, ­www.spreeplan.de

Generalplanung, Architektur, Brandschutz, Bauphysik, Tragwerksplanung und Schallschutz ZRS Architekten und Ingenieure, Berlin, www.zrs.berlin

TGA Planung HDH Berlin, www.hdh-ingenieure.de

Energiekonzept Ingenieurbüro Hausladen, Kirchheim, www.ibhausladen.de

Holzbau Vorfertigung und Montage der Wand- und Deckenelemente: Terhalle Unternehmensgruppe, Ahaus, www.terhalle.de

Landschaftsplanung Schönherr Landschaftsarchitekten, Berlin, www.schoenherr.la

„Klimaschutzpartner des Jahres 2024“

Der Preis „Klimaschutzpartner des Jahres“ zeichnet zukunftsorientierte Projekte und Pläne „made in Berlin“ aus. Die Klimaschutzpartner Berlin sind ein Bündnis aus Architekten-, Bau- und Handwerkskammern und Handwerksverbänden. Eine Fachjury wählt aus den Einreichungen die besten Projekte in drei Kategorien aus. „Kokoni One“ hat in der Kategorie „Realisierte Projekte“ die Fachjury überzeugt und bei den folgenden Kriterien besonders gepunktet:

● Vorbildcharakter des Projektes, das zum Nachahmen anregt

● Beitrag zum Klimaschutz, insbesondere klimaentlastende Effekte und schonender Umgang mit natürlichen Ressourcen

● Mix aus klimaschonender Technologie und baulichen Maßnahmen

● Ganzheitlicher Ansatz über die reine CO2-Einsparung hinaus

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