Schutz vor abrutschendem Schnee

Schneefanggitter auf dem Walmdach eines neu gebauten Patrizierhauses in Schwelm

Die Winter werden milder, in vielen Regionen schneit es seltener. Aber wenn es schneit, müssen nach wie vor, besonders an Verkehrsflächen, Vorkehrungen zum Schutz von Passanten getroffen werden. Beim Neubau eines Patrizierhauses in Schwelm wurde daher im Nachhinein ein Schneefanggitter eingebaut.

Das alte, regionaltypisch schieferverkleidete Wohn- und Geschäftshaus am Bürgerplatz in Schwelm, der Kreisstadt des Ennepe-Ruhr-Kreises nordöstlich von Wuppertal, wird im Volksmund „Patrizierhaus“ genannt. Es wurde um das Jahr 1700 errichtet und diente der benachbarten Privatbrauerei von 1830 bis 2011 als Verwaltungsgebäude. 2018 erwarb die städtische Sparkasse Schwelm das Gebäude, um dort die Firmenkundenberatung und das „Private Banking“ unterzubringen. Ein Gutachter stellte allerdings so große Mängel an der Bausubstanz fest, dass eine Sanierung des Denkmals nicht möglich war. Es blieb nur der Abriss, der das Stadtbild am Bürgerplatz zerstört hätte. So beschloss die Sparkasse, das alte „Patrizierhaus“ durch einen Neubau in ähnlicher Form zu ersetzen und so den vertrauten Anblick wiederherzustellen. Auch beim Walmdach orientierte man sich, von den Gauben abgesehen, in Absprache mit der Denkmalpflege am alten Dachbild. First, Grate und Gauben des Daches wurden mit Schiefer eingedeckt, die Dachflächen mit ähnlichen Tondachziegeln wie beim Bestandsgebäude.

Landesbauordnung macht klare Vorgaben

Der Neubau des Patrizierhauses in Schwelm: Ohne Schneefanggitter im Winter besteht Dachlawinengefahr für Passanten. Eine kleine Menge des Schnees liegt noch auf dem Dach, der Großteil ist aber schon abgerutscht
Foto: Klöber

Der Neubau des Patrizierhauses in Schwelm: Ohne Schneefanggitter im Winter besteht Dachlawinengefahr für Passanten. Eine kleine Menge des Schnees liegt noch auf dem Dach, der Großteil ist aber schon abgerutscht
Foto: Klöber
So weit, so gut. Doch dann fiel der erste Schnee, und davon sogar recht viel. Immerhin liegt Schwelm in einer Höhe zwischen 181 und 352 m ü. NN. Bei Tauwetter kam der Schnee auf den glatten, neuen Dachziegeln bei 45° Dachneigung ins Rutschen. Ein Bauzaun umzäunte zu dieser Zeit noch den Gefahrenbereich rund um das Gebäude, sodass nichts passierte. Doch es gab Handlungsbedarf, denn das Gebäude ist auf drei Seiten von Verkehrsflächen umgeben. Hier trat also die optionale Verpflichtung aus der Landesbauordnung NRW in § 35 Abs. 8 in Kraft: „Bei Dächern an Verkehrsflächen und über Eingängen können Vorrichtungen zum Schutz gegen das Herabfallen von Schnee und Eis verlangt werden.“ Das korrespondiert mit dem ZVDH-Merkblatt „Einbauteile bei Dachdeckungen“ (April 2022). Dort heißt es: „Das Erfordernis zum Einbau von Schnee- und Eisschutzanlagen ergibt sich aus den Bestimmungen der Landesbauordnungen, den örtlichen Bestimmungen sowie der Verkehrssicherungspflicht des Hauseigentümers.“

Schnee mit Gittern ausgebremst

Das „Trapac Universal“-Schneefanggittersystem besteht aus feuerverzinktem Stahl mit Pulverlackbeschichtung. Es ist witterungs-, frost- und alterungsbeständig
Grafik: Klöber

Das „Trapac Universal“-Schneefanggittersystem besteht aus feuerverzinktem Stahl mit Pulverlackbeschichtung. Es ist witterungs-, frost- und alterungsbeständig
Grafik: Klöber
Die Wahl der „Vorrichtung zum Schutz gegen das Herabfallen von Schnee“ fiel auf das „Trapac Universal-Schneefanggittersystem“ von Klöber, eine universelle Lösung zum Schutz vor abrutschenden Schnee­­massen auf dem Dach. Das System lässt sich auf profilierten Bedachungsmaterialien einfach und schnell montieren. Es besteht aus Schneefanggitterhaltern für Tondachziegel, Schneefanggittern und geeigneten Verbindungsmitteln und wurde für das Projekt in Schwelm in Schwarz (RAL 9005) geliefert.

Die Schneefangmontage ist hier an der vorderen Traufe schon abgeschlossen und an der rechten Traufseite noch in Arbeit
Foto: Klöber

Die Schneefangmontage ist hier an der vorderen Traufe schon abgeschlossen und an der rechten Traufseite noch in Arbeit
Foto: Klöber
Der Auftrag zur Nachrüstung ging an das Remscheider Dachdeckerunternehmen Jörg Magies uG. Da das Gerüst am „Neuen Patrizierhaus“ bereits abgebaut war, mussten Dachdeckermeister Jörg Magies und seine Mitarbeiter die Montage von einer Hubarbeitsbühne aus vornehmen. Dazu wurde eine Reihe der Dachziegel abgedeckt. Zwischen die 30/50 Traglatten wurde ein 120 mm breites Unterstützungsbrett in Lattenstärke montiert. Hier hakten die Dachdecker im 600 mm-Abstand die Stützen des Schneefanggitters ein, deckten die Tondachziegel wieder ein und hängten die drei Meter langen Schneefanggitter bis zum Einrasten in die Stützen ein. Als letztes wurden die Gitter mit Schneefanggitterverbindern verbunden. Der Schneefang zieht sich entlang aller vier Traufseiten, mit Ausnahme eines kleinen Teils der Rückseite, an der eine Gaube die Dachfläche unterbricht. Der nächste, schneereiche Winter kann also kommen und wird rund um das „Neue Patrizierhaus“ in Schwelm niemanden mehr unangenehm überraschen.

 

Autor


Georg Ostra ist seit fast 30 Jahren für den Bereich Anwendungstechnik der Marke Klöber (BMI Deutschland) verantwortlich.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau eines „Patrizierhauses“ in Schwelm mit nachträglichem Einbau von Schneefanggittern

Bauherr Sparkasse Schwelm-Sprockhövel, Schwelm

Planung Schmeing Bau GmbH, Bocholt, www.schmeing-baugruppe.de  

Ausführung Dachdeckermeister Jörg Magies uG, Remscheid

Produkte „Trapac Universal“-Schneefanggittersystem der Marke Klöber

Hersteller BMI Deutschland GmbH, https://kloeber.de/

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