Dreistöckige Schulerweiterung aus Holz

Ein neuer Holzbau prägt das Schulareal im schweizerischen Nottwil. Das dreistöckige Erweiterungsgebäude überzeugt mit einem flexiblen Raumkonzept und ökologischer Konsequenz, denn die Schule ist aus Holz gebaut. Innovative Deckenelemente sorgen für Schallschutz und optimale Raumakustik.

Ein eleganter Kubus erweitert die Dorfschulanlage Nottwil im Schweizer Kanton Luzern. Mit seiner schlanken und klar strukturierten Anmutung soll sich das  Schulgebäude in Form und Materialität elegant in die Topographie des Surentals einfügen. Das gesamte Gebäude besteht aus Holz – bis hin zum Tragwerk, das in Holzsystembauweise errichtet wurde. Die Schweizer Architekten Graber & Steiger legten Wert auf ein schlichtes räumliches Konzept, das zukünftigen Erweiterungen größtmöglichen Spielraum lässt. So erlaubt die einfache Raumstruktur der Schule eine flexible Nutzung der Flächen – das dreigeschossige, 50 Meter lange, 15 Meter breite und 14 Meter hohe Gebäude kann auf einfache Weise mit einem Anbau erweitert werden.

Komplett aus heimischem Holz

Das Schulgebäude mit sechs Klassenzimmern für die Primarschule sowie zwei Kindergärten besteht innen wie außen aus heimischem Holz. Wo bei anderen Gebäuden oftmals Beton zum Einsatz kommt, wurde im Schulgebäude Nottwil mit Ausnahme einzelner Stahlträger konsequent Holz als Baustoff verwendet. „Für das sichtbare Primärtragwerk und die Fassadenschalung haben wir jede Menge Weißtanne verwendet. Insgesamt wurden 280 m³ heimisches Holz verbaut,“ berichtet Adrian Stocker, Projektleiter des ausführenden Holzbauunternehmens Kost Holz- und Gesamtbau.

Holz verleiht gute Akustik und gesundes Raumklima

Das Tragwerk wurde mit Brettschichtholz realisiert, bei Böden und Decken kamen Elemente von Lignatur zum Einsatz. Die Innenwände sind mit Fichten- und Tannenholz-Dreischichtplatten verkleidet. Der Linoleum-Bodenbelag mit darunterliegenden Vollholzelementen ist besonders robust. Diese Materialien sorgen für eine angenehme Akustik und damit gute Lernumgebung und verleihen den Räumen ein großzügiges Raumgefühl. Das Holz schafft ein gesundes Raumklima mit einer guten Raumlufthygiene. Durch die positiven Wärmedämmeigenschaften lässt sich zudem die winterliche Kälte mit geringem Energieaufwand ausgleichen und die sommerliche Wärme abwehren.

Treppenhaus erfüllt Brandschutz

In punkto Statik erforderten die geschossweise abwechselnd auf der See- und der Bergseite angeordneten Flurbereiche besonderes Augenmerk – und auch die Spannweite der Decken mit über acht Metern musste gut geplant sein. Hinsichtlich des Brandschutzes konnten die Schulräume ausgeklammert werden, denn der Kern des Neubaus, das Treppenhaus, erfüllt mit Brandschutztüren die Anforderungen an den Brandschutz vollends. Von außen verleiht die zweifach behandelte Fassadenschalung aus Weißtannenholz mit ihren hervorstehenden Lisenen dem Schulgebäude eine klare Struktur mit eleganter Anmutung. Die hinterlüftete Fassade sorgt für eine natürliche Luftzirkulation, verhindert Feuchtigkeitsbildung und sorgt für Wärmedämmung. Über zwei Zugangsstege aus Lärchenholz ist der Neubau mit dem bestehenden Schulhausareal verbunden. Für die Geschossdecken und den Dachabschluss wählten die Architekten Flä-chenelemente des schweizerischen Herstellers Lignatur. Ihre bauphysikalischen Eigenschaften entsprechen den Anforderungen an moderne Schulbauten. So beträgt der Brandwiderstand der Holzelemente REI60, für den Schallschutz wurden sie als „Lignatur silence12“-Elemente mit Tieftontilgern aufgebaut. Die patentierten Tilger dämpfen Körperschallschwingungen im Tieftonbereich und minimieren die Übertragung von Gehgeräuschen.

Der darüber liegende Bodenaufbau mit 60 mm Splittschüttung, einer 30 mm dicken Trittschalldämmung und 80 mm Zementestrich verbessert zusätzlich die schalldämmenden Eigenschaften. Um die Raumakustik zu optimieren, ist die Untersicht der Holzelemente des „Akustik Typs 9.1“ mit einer Streifenschlitzung und hinterlegten Absorberplatten versehen. In Sichtqualität ausgeführt und im Werk mit einem Lichtschutz behandelt, um die helle und freundliche Optik langfristig zu erhalten, bilden die Decken aus Fichtenholz ein attraktives Gestaltungselement im Raum. Mit 360 mm Bauhöhe überspannen  die Akustikelemente in den Klassenräumen acht Meter. Der hohe Vorfertigungsgrad der Bauteile im Werk soll eine hohe Verarbeitungsqualität garantieren und trägt zu einer effizienten Baustellenabwicklung bei. „Die Lignatur-Elemente wurden bis ins kleinste Detail geplant. Das versicherte uns einen reibungslosen Montageablauf,“ sagt Projektleiter Adrian Stocker. So punktet das neue Schulgebäude auch unter dem Blickwinkel der Bauzeit: Durch den wirtschaftlichen Holzsystembau konnte diese im Vergleich zu herkömmlichen Bauweisen deutlich reduziert werden.

Autorin

Petra Steiner ist Architektin und Journalistin, sie arbeitet bei der Agentur Proesler Kommunikation in Tübingen und betreut den Hersteller Lignatur bei der Pressearbeit.

Bautafel (Auswahl)

Objekt Neubau Schulgebäude in CH-6207 Nottwil

Bauherr/Auftraggeberin Gemeinde Nottwil

Architekt Graber & Steiger Architekten,

CH-6004 Luzern, www.grabersteiger.ch/de

Holzbau Kost Holzbau und Gesamtbau, CH-6403 Küssnacht, www.kost.ch

Herstellerindex (Auswahl)

Deckenelemente „Lignatur silence12“, Lignatur AG, CH-9104 Waldstatt, www.lignatur.ch

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