Das Gründach als Umkehrdach

XPS-Dämmplatten schützen die Dachabdichtung

Gründächer entschärfen Temperaturspitzen, binden Schadstoffe, speichern Regenwasser und verlängern die Lebensdauer der darunterliegenden Abdichtung. Ein Umkehrdach mit druckfester Dämmung kann dabei die Dachabdichtung schützen und gleichzeitig die Grundlage für das Gründach bilden.

Begrünte Dächer stehen für eine Verbesserung des Stadtklimas, denn sie wirken sowohl im Sommer als auch im Winter temperaturausgleichend. Sie geben nur rund 30 Prozent des aufgenommenen Regenwassers an die Kanalisation ab, das kann für geringere Abwassergebühren sorgen. Dazu kommt, dass Gründächer große Mengen an Kohlendioxid (CO2) speichern können. Sie können Menschen Erholungsraum bieten, wenn sie als Nutzdächer oder Dachgarten ausgeführt werden, und Kleintieren als Lebensraum dienen.

Fachgerechte Planung

In den 1960er Jahren galten Flachdächer und erst recht begrünte Dächer noch als Risiko für Feuchteschäden. Mittlerweile gibt es Materialien, Technologien und Systeme, die Feuchteschäden verhindern. Gründächer sollten daher als Umkehrdächer ausgeführt werden, also als Dächer, bei denen die Dachabdichtung unter der Wärmedämmung liegt. ­Wasserresistente und druckfeste Dämmstoffe, wie „Austrotherm XPS“, schützen dabei die Abdichtung vor UV-Strahlung, Temperaturdifferenzen oder auch Hagelschlag. Sie können die Grundlage für den normgerechten Gründachaufbau bieten. Speziell für die Anwendung im Gründach bieten sich die Produkte „Austrotherm XPS Top“ sowie „XPS Top TB“ mit einem Lambdawert von 0,035 W/mK an. (Bauartgenehmigungen und Zulassungen mit Kennwerten und Aufbauempfehlungen finden Sie unter www.austrotherm.de ).

Normgerechter Aufbau

Für ein funktionierendes Umkehrdach unter einem Gründach ist ein dampfdurchlässiger Systemaufbau wichtig. So muss zwingend über der Wärmedämmung eine Drainageschicht liegen, die ausreichend belüftet ist und eine Wasserdampfdiffusion an die Umgebung zulässt.

Extensiv oder intensiv begrünt

Die Vegetationsschicht muss entsprechend der späteren Nutzung des Daches ausgewählt werden. Extensiv-Begrünungen sind Vegetationsformen, die sich weitgehend selbst erhalten und auch weiterentwickeln. Da die Wurzeln nicht so tief in den Boden eindringen, reicht bereits ein Aufbau ab 10 cm Höhe für eine Begrünung aus. Die sich weitgehend selbst erhaltenden Pflanzen werden weder bewässert noch geschnitten. Eine Begehung des Daches ist auch nur für Wartungsarbeiten vorgesehen. Dabei wird von einer Traglast von etwa 150 kg/m² ausgegangen.

Ein Dach, das hingegen für eine intensive Begrünung vorgesehen ist, benötigt einen höheren Planungsaufwand und erhöhte statische Voraussetzungen. Der Richtwert liegt hier bei einer Traglast von 500 kg/m². Die eingesetzten Dämmplatten müssen diesen hohen Druckbelastungen auf lange Sicht standhalten.

Die passende Dämmung auswählen

Eine Entscheidung, welche Dämmplatte für welche Anwendung geeignet ist, kann mit Hilfe des Bezeichnungsschlüssels getroffen werden, der auf den Produkten zu finden ist. Von Interesse ist hier die Dauerdruckspannung (Kriechverhalten), die aussagt, wie viel Gewicht auf dem Dämmstoff lasten kann, damit sich das Material innerhalb von 50 Jahren nicht mehr als zwei Prozent staucht. Dieser Wert taucht im Bezeichnungsschlüssel hinter dem Code CC auf. Bei „Austrotherm XPS Top 70“-Dämmplatten beispielsweise entspricht das Kriechverhalten CC (2/1,5/50) 250 kPa, also 25 t/m² Fläche. Erfolgen die statischen Berechnungen mit Hilfe dieses Wertes, dann ist das Dach wie ein Garten vielfältig bepflanzbar, bebaubar und begehbar. Selbst Bäume lassen sich dann auf dem Dach pflanzen. Die verwendeten Pflanzen müssen dabei natürlich bewässert und gepflegt werden.

Fertigbauteil für den Dachrand

Eine sichere Ausführung von wärmebrückenfreien Dachrandkonstruktionen für Gründächer ermöglicht das EPS-Attikaelement von Austrotherm. Das Fertigbauteil wurde speziell zur Ausbildung von nicht statisch beanspruchten Attiken entwickelt und ist eine Alternative zur herkömmlichen Attika-Bauweise. Es ist werkseitig mit einer sandfarbenen, witterungsbeständigen Oberfläche versehen und beinhaltet Montagewinkel für die Befestigung am Untergrund, ein werkseitig integriertes Gefälle von 3° sowie zwei PVC-Leisten, an die später die Attikableche angeschraubt werden.

Standardmäßig werden die Austrotherm-Attikaelemente in einer Breite von 30 bis 50 cm, einer Höhe von 40 bis 70 cm und einer Länge von 200 cm geliefert. Auf Wunsch fertigt der Hersteller jedoch auch Elemente in kundenspezifischen Abmessungen. Das Material ist darüber hinaus vor Ort zuschneidbar und anpassbar.

Die Verarbeitung des Attikaelements umfasst nur wenige Schritte: Zunächst werden die Attikaelemente vollflächig auf dem Untergrund verklebt. Die Platzierung kann dabei bündig zum Mauerwerk oder auch mit Überstand erfolgen, wobei die verklebte Auflagefläche nicht kleiner als die Auskragung sein darf. Es ist auf einen normgerechten Kleber zu achten. Dann werden die einzelnen Elemente mit Austrotherm-Stoßfugenkleber gemäß Verarbeitungsrichtlinie verbunden und mechanisch mit Hilfe des mitgelieferten Montagewinkels am Untergrund befestigt. An die im Attikaelement integrierten PVC-Montageleisten können nach bauseitiger Abdichtung die Attikableche montiert werden (nicht im Lieferumfang enthalten).

Fazit

Ein geringer Materialeinsatz und eine hohe Lebensdauer des Systemaufbaus sprechen für ein Umkehrdach als Basis eines Gründaches. Darüber hinaus sind individuelle finanzielle Zuschüsse, beispielsweise von der KfW-Bank und von vielen Städten für Gründächer möglich. Mehr Informationen zu Fördermöglichkeiten finden Sie unter: www.oekologisch-bauen.info/baustoffe/dach/foerderung-dachbegruenung.html .

Autor

Dirk Baune arbeitet im Bereich technischer Vertrieb der Austrotherm Dämmstoffe GmbH.

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