Dämmung hinter Lärchenholzfassade

Neubau der Traube Tonbach nach Großbrand – VHF bewährt sich als Wandaufbau

Nach einem verheerenden Brand in der Traube Tonbach war eine Rettung der Bausubstanz unmöglich. Der Gebäudekomplex wurde wiederaufgebaut und erhielt eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade. Ausgeführt wurde die Fassade mit einer nichtbrennbaren Mineralwolldämmung und einer Holzschindelbekleidung.

Die Nachricht vom verheerenden Brand in der Nacht auf den 5. Januar 2020 verbreitete sich unter den Liebhabern feiner Kulinarik – leider im wahrsten Sinne des Wortes – wie ein „Lauffeuer“: Die vollständige Zerstörung des Stammhauses des 5-Sterne-Superior-Hotels Traube Tonbach im nördlichen Schwarzwald erzwang die Schließung von gleich drei Restaurants, zwei davon überregional bekannt und mehrfach ausgezeichnet. Das bekannteste von ihnen, die Schwarzwaldstube, glänzte über 25 Jahre mit innovativer Drei-Sterne-Küche. Bereits kurz nach der Katastrophe war für die Hoteleigentümer klar, dass die renommierten Gastronomiebetriebe in einem neugestalteten Umfeld fortgeführt werden sollten.

Unter anderem die lange Branddauer machte eine Rettung der alten Bausubstanz des Gasthauses unmöglich. Stattdessen entschieden sich die Eigentümer für den Abriss der Brandruine und die Neuerrichtung eines Dreigiebel-Gebäudekomplexes – damit war der Startschuss für eine fast zweijährige Planungs- und Bauphase gefallen.

 Neue Gasträume, Wirtschafts- und Servicetrakt

Ziel des Neubaus war es zum einen, die Grundfläche der vorhandenen Hanglage optimal zu nutzen und zum anderen, gleichermaßen funktionale und atmos-phärisch stimmige Räumlichkeiten zu schaffen. „Äußerlich fügen sich die neuen Gebäude in ihrer Form und dank der Auswahl entsprechender Baumaterialien äußerst harmonisch in die schwarzwaldtypische Umgebung ein“, sagt Architekt Rainer Günter, der die Bauleitung für das Großprojekt übernahm. Im Inneren sollten auf rund 420 m2 stimmungsvoll eingerichtete Gasträume für die drei À-la-Carte-Restaurants „Schwarzwaldstube“, „1789“ und „Schatzhauser“ entstehen. „Mindestens ebenso wichtig – und flächenmäßig fast fünfmal so groß – war die Realisierung des modernen Wirtschafts- und Servicetraktes inklusive Kühlhäusern, Trockenlager und integrierter Warenanlieferung“, sagt Rainer Günter.

Holzunterkonstruktion auf Betonwänden

Zwei, die sich vor allem mit dem äußeren Erscheinungsbild der „neuen-alten“ Traube Tonbach beschäftigt haben, sind Ernst Schleh und Thomas Springmann von der Zimmerei Schleh GmbH aus Baiersbronn. Gemeinsam mit Kollegen der ebenfalls ortsansässigen Jochen Günther Zimmerei und Holzbau Haist GmbH waren sie im Rahmen der gegründeten „Arbeitsgemeinschaft Fassade“ zwischen Herbst 2021 und Frühjahr 2022 mit der Dämmung und Gestaltung der Außenwände des Neubaus beschäftigt. Diese sollten als vorgehängte hinterlüftete Fassaden mit Holzunterkonstruktion realisiert werden. „Die Basis bildeten Betonaußenwände mit einer Fläche von insgesamt circa 900 m2, wobei wir die drei Baukörper zum Teil parallel bearbeitet haben, je nach Baufortschritt der Vorgewerke“, so Thomas Springmann, „in einem ersten Schritt haben wir senkrecht 80 x 80 mm Rahmenhölzer als Unterkonstruktion an den Wänden befestigt. Zwischen diese haben wir dann die erste von zwei Dämmschichten eingelegt.“ Zum Einsatz kamen hier 80 mm dicke, nichtbrennbare „Ultimate FSP-034“-Fassadendämmplatten von Isover. Anschließend folgten horizontal montierte Rahmenhölzer, ebenfalls wieder 80 x 80 mm, und eine weitere, 80 mm dicke Dämmlage aus „Ultimate FSP-034“-Dämmplatten. Die Fassadendämmplatten sind einseitig mit einem schwarzen Vlies zum Witterungsschutz kaschiert. Als zusätzlicher Witterungsschutz wurde abschließend noch eine diffusionsoffene Unterspannbahn über der Dämmebene verlegt. 

Bekleidung aus vorpatinierter Lärche

Mit dem so ausgeführten Wandaufbau wird ein U-Wert von 0,24 W/m2K erzielt. Die Belüftungsebene wird durch eine 30 mm hohe, vertikale Konterlattung sichergestellt, auf die wiederum eine Rauspundschalung angebracht wurde. Die abschließende Fassadenbekleidung erfolgte mit vorpatinierten Holzschindeln aus Lärche.

„Durch die Vorbehandlung der Schindeln mit einer Vergrauungslasur ergibt sich eine dunklere und leicht angeraute Holzanmutung, wodurch die Fassade unmittelbar nach der Bekleidung die gewünschte ‚Schwarzwald-Ästhetik‘ erhält“, sagt Thomas Springmann, „für das harmonische Erscheinungsbild der Gebäude spielt dieses Lärchenholz eine wichtige Rolle. Entsprechend detailgenau haben wir auch viele verschiedene Konstruktionen wie Pfeiler oder schräg verlaufende Brüstungen für Treppenaufgänge mit diesen Schindeln bekleidet. Und es wurde natürlich viel Augenmerk speziell auf die Anschlüsse etwa an die Fenster und Dachflächen gelegt.“

Die rund 43 000 Schindeln wurden mit speziellen Drahtstiften per Druckluftnagler geschossen. Zur Ausrichtung wurde jede Reihe mit einer Schnur gefluchtet und die Schindeln danach ausgerichtet.

Vorgehängte hinterlüftete Fassade bietet Vorteile

Die Lärchenholzschindeln vermitteln den ursprünglichen Charme eines historischen Gebäudes. Die vorgehängte hinterlüftete Fassadenkonstruktion überzeugt mit ihren bauphysikalischen Eigenschaften. Durch die konstruktive Trennung der Funktionsschichten (Massivwand, Dämmung und Bekleidung) entsteht ein Hinterlüf­tungsraum. Dieser sorgt dafür, dass Feuchte sicher abtransportiert wird, während die Dämmung für den Wärme- und Schallschutz sorgt. Mit Dämmstoffen wie den „Ultimate FSP-034“ Fassadendämmplatten mit vergleichsweise niedrigen Wärmeleitfähigkeiten lässt sich ein guter Wärme- und Kälteschutz realisieren. Durch den zuverlässigen Abtransport von Bau- und Diffusionsfeuchte aus der Fassadenkonstruktion wird darüberhinaus die Bausubstanz geschützt. Mit der „Ultimate“-Mineralwolldämmung ist zugleich ein Brandschutz gemäß Euroklasse A1 (nichtbrennbar) mit einem Schmelzpunkt von > 1000 °C sichergestellt. In Kombination mit einer modernen Sicherheits- und Brandschutztechnik im Inneren sind auf diese Weise Gebäude entstanden, die einer Wiederholung der Ereignisse vom Januar 2020 aktiv entgegenarbeiten.

 

Autor

Tobias Kugler ist Gebietsleiter für den Nordschwarzwald im Vertrieb Hochbau der Saint-Gobain Isover G+H AG.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau des Stammhauses des Hotels Traube Tonbach in Baiersbronn

Bauherr Hotel Traube Tonbach, Familie Finkbeiner KG, Baiersbronn

Entwurfsplanung ARP Architektenpartnerschaft, Stuttgart, www.arp-stuttgart.de

Bauleitung a+r günter architekten, Baiersbronn

Fassade Arbeitsgemeinschaft aus Jochen Günther Zimmerei (www.guenther-zimmerei.de), Holzbau Haist GmbH (www.holzbau-haist.de) und Zimmerei Schleh GmbH (www.zimmerei-schleh.de), alle aus Baiersbronn

Dämmstoff „Ultimate FSP-034“-Fassadendämmplatten (2 x 80 mm), WLG 035, Euroklasse A1, Saint-Gobain Isover G+H AG, Ludwigshafen, www.isover.de

Holzschindeln Schindelzentrum Allgäu, www.schindelzentrum.de


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