Geschick, Wille und gutes Werkzeug

Rekonstruktion der Mühlenscheune der Harnbacher Mühle 2010

Mühlenkraft e.V. – der Name wiegt schwer, aber er ist Programm: Der Verein hat sich der einst stattlichen Harnbacher Mühle am Oberlauf der Pegnitz (Bayern) angenommen. Im Sommer hatten reisende Handwerker auf der Baustelle die Möglichkeit, ihr Können und Wissen für den Wiederaufbau einzubringen. 

Aus der einst stattlichen Harnbacher Mühle am Oberlauf der Pegnitz soll auf 20 Hektar ein lebendiger Ort zum Leben und Arbeiten für Menschen mit und ohne Behinderung werden. Einen ersten Baustein für das Projekt des Vereins Mühlenkraft e.V. haben junge Gesellen mit der Rekonstruktion der Mühlenscheune gelegt.

Die Harnbacher Mühle liegt im Herzen des Landstriches Hersbrucker Schweiz, 40 km nordöstlich von Nürnberg. Wo sonst normalerweise nur Wanderer inmitten des schönen Tals der Pegnitz halt machen, wurde zwischen Ende Juli und Ende August 2010 eine kleine Zeltstadt für 70 reisende Handwerker errichtet. Ihr erklärtes Ziel: Während der sogenannten Sommerbaustelle sollte eine Scheune im alten Handwerksstil gebaut werden. Trotz des straffen Zeitplanes und der ungünstigen Wetterverhältnisse konnte nach vier Wochen mit den stolzen Gesellen Richtfest gefeiert werden.  

2018 besuchten die Gesellinnen und Gesellen des Schachts Axt und Kelle erneut die Harnbachmühle in Hartensein - lesen Sie hier mehr darüber.

Traditionelle Materialien und Bauformen

Verantwortlich für den Bau war eine sechsköpfige Truppe, die sich schon vor der Sommerbaustelle um die nötige Vorbereitungen kümmerte. Die jungen Männer und Frauen organisierten die Baupläne, stellten die Infrastruktur mit Schlaf- und Waschplätzen her und bauten Essenszelte auf.  

Die Arbeit an der Mühle stand unter dem Zeichen, traditionelle Materialien und Bauformen zu verwenden. Nach alter handwerklicher Sitte wurden die Holzkonstruktionen mit Zapfenverbindungen hergestellt und zusätzlich mit Holznägeln fixiert. Hilfe von professionellen Seite gab es auch: Die Zapfen und Nuten haben die Zimmerleute mit dem Kettenstemmer LS 103 Ec der Firma Mafell erstellt. Beim Abbund kamen dann zusätzlich das Kapp-Sägesystem KSS 400, die Handkreissäge KSP 85 Fc und die Zimmerei-Handkreissäge MKS 185 Ec zum Einsatz.  

Die Handwerker bauten aber nicht nur die Mühlenscheune wieder auf, sondern fertigten eine Treppe, zimmerten Tore, schmiedeten am Amboss die Beschläge und nähten ein Sonnensegel. Alles gemäß altem handwerklichem Brauchtum.

Die erstellte Mühlenscheune ist für den Verein Mühlenkraft das erste wirkliche Dach über dem Kopf. Später soll der Bau als Werk- und Kulturscheune Werkstätten und Veranstaltungsräume beherbergen. Teil des Projektes ist die Zusammenarbeit zwischen Menschen mit Behinderung und Menschen ohne Einschränkungen. Die pädagogisch begleitete Um- und Neubauphase der Harnbacher Mühle ist bereits Bestandteil des integrativen Projekts: So möchten die Initiatoren Berufschüler und Schüler mit Förderbedarf im körperlich-motorischen und geistigen Bereich durch das gemeinsame Arbeiten unterstützen. In der Harnbacher Mühle sollen – so die Vision – später betreute Wohnungen, Werkstätten und ein Gasthaus mit Herberge entstehen. 

Die jungen Handwerker waren nach getaner und schweißtreibender Arbeit glücklich und stolz, das Projekt zu unterstützen. „Wir wollen mit unserem ehrenamtlichen Engagement der Gesellschaft direkt etwas zurückgeben. Schließlich ist sie es, die es uns ermöglicht, die traditionelle Wanderschaft aufrecht zu erhalten“, sagte eine Teilnehmerin der Vorbereitungsgruppe.

Autor

Volker Simon ist Journalist und Geschäftsführer der Agentur Nota Bene Communications in Weinstadt (www.nota-bene-com.de).

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