Neues Dach für alte Mühle

Trotz schwieriger Dachgeometrie konnte das Dach der Ölmühle in Wittenberge innerhalb kurzer Zeit energetisch saniert und mit einer Flachdachabdichtung dauerhaft wetterfest gemacht werden. Die Planung, die Verarbeitung und die Produkte kamen aus einer Hand.

In Wittenberge, rund siebzig Kilometer nordwestlich von Berlin an der Elbe, steht die erste und damit älteste Ölmühle Deutschlands. Als eines der wichtigsten Bauten des Zeitalters der Industrialisierung schreibt die Ölmühle des Bankiersohns Salomon Herz noch vor dem Ankommen des amerikanischen Nähmaschinenherstellers Singer 1903 in Wittenberge Stadtgeschichte. Nachdem die Mühle 1991 im Zuge der Wiedervereinigung nach 126 Jahren Produktion geschlossen wurde stand der spektakuläre Klinkerbau vollkommen leer. Kürzlich ließ die Stadt Wittenberge die alte Ölmühle renovieren. Die Vedag GmbH, Hersteller von Flachdachabdichtungen, übernahm dabei sowohl die Abdichtungen als auch die Dacharbeiten.

 

Komplexe Arbeiten waren der Dachgeometrie geschuldet

„Das Interessante an den Arbeiten an der Ölmühle war die Dachgeometrie“, so Olaf Weis, Gebietsmanager bei Vedag. Der Komplex besteht unter anderen aus zwei Türmen, in denen früher gemahlen wurde. Die Arbeiten waren komplex: Zunächst wurde die Dachhaut der Türme bis auf den Beton abgerissen. Danach mussten Maurerarbeiten vorgenommen werden, um die notwendige ebene Fläche für den Neuaufbau des Dachpakets zu schaffen. Nachdem die komplette Fläche mit einem speziellen lösemittelhaltigen Anstrich vorgestrichen wurde, folgte der Dämmaufbau: Zunächst verlegten die Handwerker die Dampfsperrbahn Vedagard SKB Plus. „Diese Bahn wird mit Quernahtversatz durch Abziehen des oberseitigen Längsrandstreifens und der unterseitigen Trennfolie kaltselbstklebend aufgebracht“, erklärt Olaf Weiß. Die etwa 8 cm großen Nahtüberdeckungen werden thermisch aktiviert und unter Druck verklebt, die Dämmstoffplatte wird also in die Oberseite der Fläche eingeflammt.

Darauf folgten Dachdämmplatten EPS 040 100kpa in 100mm Stärke, deren Form an die besondere Geometrie der Kuppeln der Türme angepasst wurde. Nach der Dämmung wurde die erste Abdichtungslage Vedatop EPS SU verlegt und zusätzlich im Traufbereich mit Tellerschrauben und Dübeln fixiert, um das Abrutschen der Bahn zu vermeiden. „Die Ölmühle befindet sich an einem sehr windigen Ort und wir wollten betreffend der Windlasten auf Nummer sicher gehen“, sagt Weis. Die Oberlagsbahnen Turbo TO wurden parallel zu den Traufseiten und zusätzlich in den Längsnähten mechanisch befestigt. „Normalerweise werden die Bahnen nur von oben nach unten fixiert“, erklärt Weis, „aber da wir, abgesehen von den Witterungsverhältnissen, auch mit einer schwierigen Dachneigung zu kämpfen hatten, gingen wir ähnlich wie bei den Unterlagsbahnen vor“. Letztendlich wurde die Mauerabdeckung montiert und die einzelnen Türmchen mit Zink abgedeckt.

 

Grundsanierung machte weitere Arbeiten nötig

Auch das Dach des Bettenhauses wurde von Grund auf erneuert. „Zunächst wurden alle Anschlüsse sowie die Dachrinne entfernt und alles bis auf den Beton abgerissen“, erklärt der Experte von Vedag. Danach mussten erneut Maurerarbeiten durchgeführt werden, zudem ersetzten die Handwerker defekte Ziegel und losen Putz an Anschlüssen und an den Türmen. Der Untergrund wurde, wie auch bereits bei den Türmen, vorgestrichen und darauf Dampfsperrbitumenschweißbahnen Vedatect AL V60 S 4 punktweise aufgeschweißt. Danach wurden EPS 035-Dämmplatten in 150 mm Stärke aufgebracht und mit einem PU-Kleber verklebt. Auf die Dämmplatten wurden als erste Lage die Unterlagsbahn Vedatop SU und als Oberlagsbahn erneut die Turbo TO verlegt. „Der Vorteil dieser besonderen Oberlagsbahn ist die unkomplizierte und schnelle Verlegung“, sagt Olaf Weis, „sie verbindet sich bereits durch thermische Aktivierung mit dem Untergrund und ist zehn Meter länger als gewöhnliche Oberlagsbahnen.“ Dies bedeute weniger Umschläge und Schweißnähte – somit würde sich auch die Verlegezeit um gut die Hälfte verringern. Anschließend wurden sowohl der Dachrand als auch die Traufen nochmal mechanisch gesichert.  

Die Dacharbeiten waren nur ein Teil der aufwändigen Sanierungsarbeiten des Komplexes. Die alte Ölmühle wurde neunmonatiger Bauzeit zu einem Hotel mit Veranstaltungsraum umgestaltet. Die Stadt Wittenberge erhofft sich dadurch unter anderem die Stärkung des Tourismus in der Region.

 

 

Autorin


Ragna Schwarz ist freie Autorin in München und Geschäftsführerin von Compact Communications GbR.

„Wegen der Windlasten mussten wir auf Nummer sicher gehen“

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