Wissenstransfer gibt es nicht nur an der Uni

Die Haas Group hat bereits im Jahr 2012 in die komplett neue Abteilung Forschung & Entwicklung investiert.
Nach gut einem Jahr Arbeit ziehen Mitarbeiter und Initiatoren eine erste Zwischenbilanz. Eines ist klar:
Wissenstransfer gibt es nicht nur an der Uni, sondern auch im Unternehmen.

Die neu geschaffene Abteilung Forschung & Entwicklung stellt eine leistungsfähige Schnittstelle zwischen der Firmengruppe und externen Forschungseinrichtungen dar. „Diese Transferleistung musste zuvor neben dem Tagesgeschäft erbracht werden“, erklärt Xaver Alexander Haas, Mitglied der Geschäftsführung in der Haas Group. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung soll Wissen aufbereiten, bereitstellen und zielorientiert anwendbar machen.

Die Abteilung wird die Weiterentwicklung von Produktionen und Produkten sowie die Optimierung bei der Bauwerksumsetzung forcieren. Als Abteilungsleiter konnte Robert Jöbstl gewonnen werden. Der diplomierte Bauingenieur verfügt zum einen über jahrelange Erfahrung in der Grundlagen- und Anwendungsforschung. Zum anderen hatte er der Haas Group über die Technische Universität Graz schon zuvor beratend zur Seite gestanden.

„Letztendlich geht es darum verlässliche Produkte zur Serienreife zu bringen. Dem geht aber immer eine lange Entwicklungsphase, von der Grundlagenforschung über die angewandte Forschung bis hin zur Vorentwicklung, voran. Wir fördern sinnvolle Projekte an Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen, um einen gezielten Wissenstransfer zu garantieren. So verschaffen wir uns einen Vorsprung und können immer zukunftsfähige Produkte sowie optimale Beratungen und Anwendungstechniken anbieten“, sagt Robert Jöbstl über sein Tätigkeitsfeld in der neu geschaffenen Abteilung. Darüber hinaus begleitet sein Büro auch nicht minder wichtige formal-rechtliche Aspekte wie zum Beispiel Normen und Zulassungen und leistet darüber hinaus auch noch Hilfe im Qualitätsmanagement.

Über die Forschungs- und Entwicklungsabteilung sprach die dach+holzbau mit Xaver A. Haas.

Herr Haas, Sie sprachen bei der Eröffnung der neuen Abteilung von „Holzbau mit Köpfchen“. Was meinen Sie damit?

Wenn ich von „Holzbau mit Köpfchen“ spreche, meine ich damit, dass im Holzbau noch sehr viel mehr möglich ist, als er bis dato leistet. Ich bin der festen Überzeugung, dass vor allem im konstruktiven Holzbau die Zukunft der Holzbaubranche liegt. Es ist mein Anspruch und der Anspruch der gesamten Haas Group, intellig ente Lösungen für die neuen Anforderungen an holzbautechnische Konstruktionen zu generieren.

Wie setzen Sie diesen Anspruch um?

Ein wichtiges Moment ist in dieser Hinsicht ohne Frage die neue Abteilung  Forschung & Entwicklung in der Haas Group. Gemeinsam mit der TU Graz und anderen Forschungsinstituten, zum Beispiel in München, Stuttgart, Karlsruhe, Wien und Brünn, forschen wir kontinuierlich an neuen Einsatzgebieten für Holz und verbessern die bereits bestehenden. Nur durch zielgerichtete Forschung ist das Fortkommen unseres Unternehmens und der gesamten Branche sicherzustellen. Die Erforschung neuer und die Weiterentwicklung bestehender Holzbaulösungen stellt einen maßgeblichen Wettbewerbsvorteil dar.

Worin liegen die Vorteile und Fallstricke einer so intensiven Forschungsarbeit im unternehmerischen Alltag?

Forschung schärft die Sinne für neue Erkenntnisse, die zum Beispiel aus dem universitären Bereich kommen. Das ist ein ganz klarer Vorteil. Es muss aber auch gelingen, neue Ideen und Ansätze auf eigene Herausforderungen anzuwenden. Es geht also darum, die teilweise abstrakten Forschungsergebnisse für die eigene Anwendung, die Anforderung unserer Zielmärkte und auch im Sinne eigener Ideen unserer Ingenieure und Mitarbeiter in eine industrielle Umsetzung zu transformieren.

Gibt es konkrete Beispiele, wo die
Forschung und Entwicklung für den
Kunden greifbar beziehungsweise
sichtbar geworden ist?

In der Tat – das beste Beispiel dafür, wo uns der Wissenstransfer weitergeholfen hat, ist die neue Climaprotect-Massivholzplatte. Durch zahlreiche Gespräche, Diskussionen aber auch Literatur kamen wir zu der Überzeugung, dass wir unsere Massivholzplatten noch umweltbewusster herstellen können. Gemeinsam mit universitären und betrieblichen Forschungseinrichtungen ist es uns gelungen, bereits im Vorhinein für die Zukunft geplante Verschärfungen zu
übertreffen. So liegt die Formaldehydausdünstung unserer Climaprotect durchschnittlich bei nur 0,02 ppm. Dass wir die verschärfte EU-Norm schon im Voraus übertroffen haben, ist ein Alleinstellungsmarkmal der Haas Group. Ohne gezielte und kontinuierliche Forschungsarbeit wäre das nicht möglich gewesen. Der Kunde profitiert, weil er ein zukunftsfähiges Produkt an die Hand bekommt.
Es gibt aber noch weitere Anwendungsbereiche, in denen die Forschungsarbeit unseren Kunden zu Gute kommt. Wir arbeiten daran, schlankere und gleichzeitig belastbarere Bauteile herzustellen. Dazu forschen wir an kombinierten Aufbauten für Holzträger. Ziel ist insgesamt eine Reduktion des Materialeinsatzes. Damit erhöhen wir noch einmal die Nachhaltigkeit unserer Produkte und können sie an den Kunden weitergeben.

Wagen wir einen Ausblick: Wohin soll die Reise gehen? Wie schätzen Sie, wird sich die Holzbaubranche weiterentwickeln?

Ich gehe davon aus, dass die hervorragenden Eigenschaften des Naturbaustoffes Holz noch besser ausgenutzt werden können. Damit meine ich sowohl den konstruktiven sowie den dämmtechnischen als auch den energetischen Bereich. Derzeit forschen wir beispielsweise daran, wie man unterschiedliche Holzarten stabil miteinander verkleben kann. Resistenz und Zugfestigkeiten verschiedener Holzarten stehen dabei im Zentrum unserer Versuche. Außerdem liegt unser Forschungsfokus auf intelligenten Konstruktionen und einem optimalen Produkteinsatz. Eines unserer wichtigsten Projekte ist das Vorantreiben von Standardisierungen im Holzbau. Hier bestehet vor allem im Bereich der Anschlüsse und bei den Konstruktionen Handlungsbedarf. Aber auch auf den mehrgeschossigen Holzbau konzentrieren wir uns.
In Zukunft wird es also darum gehen, das Leistungsmaximum im Holzbau zu erreichen. Wenn man nachdenkt und sich allen Möglichkeiten gegenüber offen zeigt, wird es der Branche und auch uns ge­lingen.
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