Energiespeicher für die Zukunft

Die Debatten um das Energie Einspeise-Gesetz haben der Solarwirtschaft geschadet. Dem Handwerk allerdings geht es relativ gut. Gerade Dachhandwerker und Zimmerleute treiben auf dem Dach die Energiewende voran. Argumentationshilfen für die Kundenberatung liefert Willi Wohlfart, Geschäftsführer bei Sunworx-Solar.

dach +holzbau: Es wird in der Solarbranche oft von der Energielüge gesprochen, was genau ist damit gemeint?

Willi Wohlfahrt: Die fossilen Energie-Riesen sehen gerade durch die starke Zunahme von Solarstromanlagen ihre Gewinne schwinden. Wenn jeder Haus­besitzer zum Selbstversorger wird, dann bricht eine beachtliche Einnahmequelle weg. Statt die Energiewende weiter voran zu treiben, wird immer wieder versucht, die Gewinne der Großen zu sichern, beispielsweise durch teure Off-Shore-Windkraftanlagen.

Aber die Kritiker der Energiewende sagen, sie werde teurer als erwartet, das ist doch korrekt, oder?

Nein, ist es nicht! In der Strompreisdebatte wird immer wieder das dreiste Märchen vom teuren Ökostrom angeführt. Was konservative Politiker und Industrievertreter aber nicht sagen ist, dass Atom- und Kohleenergie die Verbraucher unter dem Strich deutlich mehr als Ökostrom kosten. Das hat auch eine Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft gezeigt. Atomkraft und Kohle wurden vom Steuerzahler über Jahrzehnte subventioniert. Die Kosten für die Energiewende und die erneuerbaren Energien sind dagegen wesentlich niedriger. Seit 1970 wurde Atomstrom mit mindestens 187 Milliarden Euro gefördert. Energie aus Stein- und Braunkohle mit 177 Milliarden beziehungsweise 65 Milliarden. Im Vergleich dazu sind 54 Milliarden für erneuerbare Energien eher gering.

Hat die politische Diskussion um das EEG Ihrer Meinung nach geschadet?

Die Diskussion und das politische Hin und Her um die Kürzung und Abschaffung der Solarförderung haben einer Vielzahl auch namhafter Unternehmen geschadet. Nur wer Reserven hatte, überstand die Durststrecken der vergangenen Monate. Die Pleitewelle sprach für sich und ist noch in vollem Gange. Seit die schwarz-gelbe Bundesregierung, getrieben durch Bundeswirtschaftsminister Rösler und dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Brüderle, zum Kahlschlag in der PV-Industrie angesetzt haben, sind tausende Arbeitsplätze verloren gegangen und es werden noch viele folgen.

Wie beurteilen Sie die Lage für die Handwerker?

Nicht nur die Großen mit Marktmacht sollten eine Überlebenschance haben, sondern vor allem die vielen kleinen, die die Module auf die Dächer bringen und später dafür sorgen, dass die Anlagen ihren Besitzern ordentliche Stromerträge bringen! Dachdecker, Elektriker, Handwerker aus dem Baugewerbe – das sind die Arbeitsplätze, die die Branche geschaffen hat und um deren Erhalt es geht. Sie sind besonders wertvoll, da sie in vielen, besonders auch strukturschwachen Regionen entstanden sind, dort den Menschen ein Einkommen sichern und so die Abwanderungen verhindern.

Wo sehen Sie die Chancen am Markt für die nächste Zeit – in Speichertechnologien?

Getrieben durch weitere Strompreiserhöhungen und durch bezahlbare Energiespeichermöglichkeiten sehe ich den Privatkunden- und Industriemarkt wachsen. Die Eigenversorgung ist jetzt preislich schon attraktiver. Dabei spielt die Langlebigkeit der Anlagen eine große Rolle. Die Qualität der Komponenten steht im Vordergrund. Dies ist eine Chance für deutsche Modul- und Komponentenhersteller.

Was haben Sie im Programm?

Sunworx setzt dabei auf Lösungen zur annähernden Energieautarkie. Eine Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung, eine Brauchwasser-Wärmepumpe zur Warmwassererzeugung und eine intelligente Stromspeicherlösung zur Akkumulation des Sonnenstroms. Der besondere Pluspunkt an dieser Verbindung ist, dass die Wärmepumpe dank intelligenter Regelung bevorzugt mit verfügbarem PV-Strom arbeitet. Somit hat man einen geringeren Öl- oder Gasverbrauch und wesentlich weniger Energiekosten. 

Gibt es neue Entwicklungen im Speichersektor?

Aktuell arbeite ich mit drei Partnern in der CAEstorage GmbH an der Entwicklung eines hydraulisch-pneumatischen Druckluftspeichers, der bis zum Jahresende die Serienreife haben wird. Diese Technologie ermöglicht eine kostengünstige Energiespeicherung für Groß- und Kleinanlagen und wird den Speichermarkt spürbar nach vorne bringen.

Was empfehlen Sie Handwerkern, die ihre Kunden überzeugen wollen, dass eine Photovoltaik-Anlage immer noch eine sinnvolle Investition ist?

Hauptargumente sind hier ganz eindeutig die Möglichkeiten der eigenen Stromerzeugung und des Eigenverbrauchs. Mit Solarstrom kann über eine Wärmepumpe Warmwasser erzeugt werden, er kann gespeichert und bedarfsgerecht für den Haushaltsverbrauch abgerufen werden. Ich bin davon überzeugt, dass es zukünftig keine Haustechnikplanung ohne Solarstrom mehr geben wird.

Gibt es weitere Argumentationshilfen?

45 m2 Dachfläche reichen bereits für die Stromversorgung einer vierköpfigen Familie aus. 15 bis 17 Cent pro Kilowattstunde kostet der Solarstrom vom eigenen Dach und liegt so bereits heute zwischen acht und zehn Cent unter dem Preis für Haushaltsstrom, je nach Stromanbieter und Art des erzeugten Stroms. Das ist ein Anreiz bei ständig steigenden Strompreisen und macht den selbsterzeugten Solarstrom immer wertvoller. Die Erzeugungskosten bleiben gleich, egal ob die Energieversorger weiter an der Preisschraube drehen. Das gibt Preisstabilität für 25 Jahre und länger, je nach Qualität der Anlage.

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