Der Dämmstoff aus dem Schwarzwald

Der alte Forststützpunkt von St Peter im Schwarzwald aus den 1970er Jahren war nicht mehr nutzbar. Nach seinem Abriss folgte der Neubau. Der Forststützpunkt ist jetzt mit Holzfasern gedämmt, die aus dem Schwarzwald stammen.

Ressourcen aus Holz stärker nutzen - das ist der Gesamttenor der mit Holz arbeitenden Unternehmen im Schwarzwald. Auch der Neubau des Forststützpunktes in St. Peter besteht hauptsächlich aus Holz und ist mit Holzfasern gedämmt.

Der Gemeinderat stimmte 2010 einem Abriss des alten Stützpunktes zu. Vier Jahre später begann der Neubau. In der Zwischenzeit wurde ein erster Architekturentwurf abgelehnt, erst der zweite Entwurf stellte die Bauherren zufrieden. Im Zuge der Bauarbeiten wurden drei Gebäude abgerissen, nur der Gebäudeteil mit Wartungshalle, Lager und Garage blieb erhalten. Im neuen Forststützpunkt sollten die Büroräume und der Maschinenbetrieb klar getrennt sein. Sowohl der Maschinenbetrieb unten als auch der Forststützpunkt oben bekamen Rangier- und Freiflächen. Auch die eigene Tankstelle und der Waschplatz wurden erneuert. Die teuren Fahrzeuge des Fuhrparks sind jetzt durch Überdächer besser geschützt als früher.

Der Neubau nimmt Gestalt an

Ein zentraler Werkhof dient als Zentrum der Anlage. Er trennt die beiden neu errichteten Gebäude. Während das untere Geschoss aus massivem Beton besteht, wurde ab dem ersten Stock fast nur noch mit Holz gebaut: die Südfassade und das Obergeschoss bestehen aus Holzrahmen, das Dach ebenfalls. Bei der Gebäudedämmung setzte Architekt Jochen Weissenrieder auf Holzfasern aus Schwarzwaldholz, auch aus ökologischen Gründen: „Die Holzfaser-Einblasdämmung stammt aus unserer Region. Wenn wir die Dämmung einmal nicht mehr brauchen, können wir sie in den Wertstoffkreislauf zurückführen.“ Kompostierbar ist der Holzfaser-Einblasdämmstoff nicht, da er Ammoniumsalze als Flammschutzmittel enthält. Er kann aber im Altholzcontainer auf dem Bauhof entsorgt werden. Der Hersteller Gutex nimmt den Dämmstoff auch zurück, um daraus neue Holzfaser-Einblasdämmung zu produzieren. Eine andere Möglichkeit ist es, den Dämmstoff wieder zu verwenden. Das geht aber nur, wenn er nicht beschädigt oder feucht ist. Die Holzfaser-Einblasdämmung von Gutex besteht aus Hackschnitzeln aus dem Sägewerk. Die entrindeten Schnitzel werden weichgekocht, zerfasert, getrocknet, verpackt und dann als Einblasdämmstoff verkauft.

Zum Einsatz kam die Holzfaser-Einblasdämmung von Gutex sowohl in den Holzrahmen der Wände als auch im Dach. Ein Spezialist für Einblasdämmung, Georg Engesser, war drei Tage lang vor Ort und brachte zügig die losen Holzfasern ein. Engesser ist selbständiger Zimmermeister und arbeitet mit einer selbst gebauten, für Holzfasern ausgelegten Einblasmaschine. „Um Holzfaser-Dämmstoff einzublasen, braucht man die doppelte Menge an Luft wie für Zellulose“, sagt Engesser. Es gibt auch Geräte, mit denen beide Materialien eingeblasen werden können. „Mit diesen Geräten erziele ich aber kein zufriedenstellendes Ergebnis“, sagt Engesser.

Dach ist doppelt regensicher

Die Holzrahmen der Wände sind von innen mit OSB-Platten beplankt. Je nach Raumnutzung sind sie ­zusätzlich mit Dreischichtplatten aus Fichtenholz versehen. Außen auf den Holzrahmen sind Gutex-„Multiplex-top“ als wasserabweisende Dämmplatten in 22 mm Dicke aufgeschraubt. Lattung und Konterlattung aus Lärchenholz tragen die unbehandelte Schalung, die auch aus Lärchenholz besteht. Die Lattung an der Fassade ist vertikal angebracht mit einem Fugenabstand von 6 mm.

Vergleichbar ist auf dem Dach die regensichere und winddichte Unterdeckplatte „Multiplex-top“ von Gutex verlegt. In einer Dicke von 28 mm liegt sie auf den Sparren. Auf dem Dach verlegten die Handwerker der Bauunternehmung Hermann zusätzlich eine diffusionsoffene Unterspannbahn. Laut Projektleiter Axel Riesle macht die Unterspannbahn auf der regensicheren Platte Sinn: sie soll eine „doppelte Sicherheit“ gegen Regen und Wind bieten. Nachdem Dachlatten und Konterlatten montiert waren, verlegten die Handwerker ein Aluminium-Dach aus vorbewittertem Titanzink. Im Dachinneren liegt eine Kastenrinne.


Vorteile von Holzfaserplatten

Die Verwendung von Holzfaserplatten als Beplankung hat mehrere Vorteile. Sie bieten einen guten Hitzeschutz im Sommer, Schallschutz und dichten die Dämmebene ab. Außerdem kann beim Einblasen der Holzfasern die Einblasdruckluft über die Platten entweichen. Die Gebläse-Leistung wurde dabei von Georg Engesser an den Gesamtaufbau angepasst.

In den Schulungsräumen des Stützpunkts sind aus akustischen Gründen zusätzlich Schalldämmdecken eingezogen, die ebenfalls Holzfaserdämmung enthalten. Das offenporige Material absorbiert die Schallwellen und trägt zur Ruhequalität für die Lernenden bei. Am Forststützpunkt St. Peter gibt es Lehrgänge für Förster wie „Grundlehrgang zur Holzernte“ und „Pflege von Jungbeständen“. Das Haus wird mit Fernwärme von der Genossenschaft „Bürger Energie St. Peter“ versorgt. Die Forstverwaltung liefert Hackschnitzel zum Heizen an das Blockheizkraftwerk. Dafür versorgt das Kraftwerk die Häuser in St. Peter mit Warmwasser.

„Wir sind stolz, bei diesem Vorzeigeprojekt mit dabei zu sein“ bestätigt Axel Riesle, Projektleiter beim Bauunternehmen Hermann. Der Forststützpunkt, der nicht nur Arbeitsplatz sondern auch repräsentativ für die Forstwirtschaft ist, kann sich sehen lassen. „Eine runde Sache, alles bis ins Detail geplant“, so der Holzbaufachmann. Auch Rolf Leimgruber, Leiter des Forststützpunkts St. Peter, spricht mit Stolz von dem Projekt und den vielfältigen Aufgaben, die hier heute und zukünftig erfüllt werden. „Die Bauphase war zwar bei laufendem Betrieb eine Herausforderung. Dafür funktioniert jetzt aber alles einfacher und besser. Das Arbeiten mit Holz im Büro und außerhalb macht Spaß.“

Autorin
Sabine Euler betreibt ein Büro für Marketing- und Kommunikationsberatung in Weilheim-Remetschwiel und unterstützt das Unternehmen Gutex bei der Pressearbeit.

Bautafel (Auswahl)

Projekt Neubau Forststützpunkt, 79271 St. Peter

Nutzfläche 685 m²

Bauzeit 2014-2015

Gesamtkosten 2,2 Mio. Euro

Bauherr/Eigentümer Land Baden-Württemberg, vertreten durch LandesforstbetriebBW

Architekten  Jochen Weissenrieder architekten bda, 79102 Freiburg, www.a-wr.de; hautau.winterhalter: architekten, 79098 Freiburg, www.hautau-winterhalter.de

Holzbau/Dachdecker Bauunternehmung Hermann, 78120 Furtwangen, www.bauunternehmung-hermann.de

Einblasdämmung Georg Engesser, 78234 Engen

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 07/2013

Durch und durch in Holz gebaut

„Wir bauen für uns“, sagen Stefan Zurin und Andrea Beringer stolz. Sie sind dabei, ihr eigenes Haus aus Holz mitzubauen. Das zukünftige Eigenheim steht auf einem Einzelgrundstück in Bonndorf...

mehr
Ausgabe 03/2020

Altbausanierung mit Holzfaserdämmsystem

Das Berliner Stadtbild ist geprägt von Häusern der Jahrhundertwende. Die sogenannten Gründerzeitbauten entstanden im Zuge der Industrialisierung zwischen 1870 bis 1914. Konstruiert mit...

mehr
Ausgabe 02/2015

Durch und durch aus Holz gebaut

„Wir bauen für uns“, sagt der Bauherr, Stefan Zurin, aus Bonndorf im Schwarzwald und ist voll motiviert, sein Haus mit möglichst viel Eigenleistung zu bauen. Die beauftragten Handwerksbetriebe...

mehr
Ausgabe 06/2018

Dämmstoff-Kombination für Berliner Dach

Holzfaser- und PIR-Dämmstoffe kombiniert in einem Flachdachaufbau
Berliner Dachlandschaft

Das Berliner Dach ist ein asymmetrisch aufgebautes Scheinsatteldach: Auf der Straßenseite gaukelt die um 60 Grad geneigte Dachfläche ein Satteldach vor. Doch in Wirklichkeit handelt es sich dabei um...

mehr
Ausgabe 02/2012

Dämmstarke Holzfaser-Einblasdämmung

Neu auf dem Markt ist eine Einblasdämmung aus Holzfasern von Gutex. Vor allem die hohe Nachfrage nach flexibel einsetzbaren ökologischen Dämmstoffen gab den Ausschlag zur Produkteinführung....

mehr