Neues Zentrum für den Naturschutzbund am Bodensee

Von der Arbeit des Naturschutzbunds Deutschland profitieren Flora und Fauna. So verwundert es nicht, dass beim Bau des neuen Bodenseezentrums des Naturschutzbunds Wert auf natürliche Baustoffe gelegt wurde. Das Gebäude in Holzständerbauweise erhielt eine Dämmung aus Holzfaserdämmstoffen.

Mit dem Wollmatinger Ried, dem mit 774 Hektar größten Naturreservat am deutschen Bodenseeufer, liegt ein bedeutendes Naturparadies direkt vor der Haustür des neuen, 2018 fertiggestellten NABU-Bodenseezentrums in Reichenau. 300 verschiedene Vogel- und 330 Schmetterlingsarten leben in dem Naturreservat. Der NABU und dessen Naturführerinnen und Naturpädagogen machen das Ried für Einheimische und Touristen seit fast 50 Jahren erlebbar, hegen und pflegen es. In dem neuen Bodenseezentrum des NABU wurden zwei bisherigen Zentren (Wollmatinger Ried und Mettnau) sowie der NABU-Bezirksverband Donau-Bodensee zusammengelegt. Das neue Gebäude besteht aus zwei separaten Baukörpern mit unterschiedlich langen Gebäudekanten. Die zweigeschossigen Vielecke mit flachen Pultdächern sind zueinander versetzt angeordnet. Sie eröffnen so den Blick auf das Biotop und die Naturlandschaft. Die Nutzung natürlicher Baustoffe und erneuerbarer Energien spielten beim Bau des Bodenseezentrums eine große Rolle: So wurde Vogelschutzglas für die Fenster- und Türflächen genutzt, eine Solaranlage auf dem Dach montiert und eine Wärmepumpe für die Gebäudeversorgung installiert. Die beiden Gebäude sind als Holzständerbauten konzipiert, die mit Holzfaserdämmstoffen gedämmt wurden. Die vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) ist mit einer Schalung aus heimischem Weißtannenholz bekleidet.

In fünf Wochen aufgerichtet

Mit der baulichen Umsetzung der Gebäude wurden die Holzbauer von Ettwein Holzbau aus Villingen-Schwenningen beauftragt, die den Neubau in insgesamt 12 Monaten Bauzeit bezugsbereit fertigstellten. Dazu wurden die einzelnen, bis zu 10 m breiten und 3 m hohen Wand- und Deckenelemente des Holzständerbaus im Werk vorgefertigt und per Tieflader nach Reichenau gebracht. Fünf Wochen später stand schon der Rohbau und der Ausbau konnte beginnen.

Für die kurze Bauzeit und die termingenaue Übergabe des Neubaus war die Vorfertigung im Werk entscheidend. Mit der witterungsunabhängigen, zügigen und präzisen Montage kommen die Vorteile des modernen Holzbaus voll zum Tragen. Die 80/160 cm dicken Holzständer aus Fichte-KVH wurden gedämmt mit einer Einblasdämmung in den Gefachen. Nach innen schließen die Wände mit je einer Lage OSB-, Dämm- und Gipskartonplatten sowie Holzwerkstoffplatten ab. Nach außen sind eine Lage OSB-Platten und darüber Holzfaserdämmplatten über der Holzständerkonstruktion verlegt.

Aufbau der Außenwände

Für die Fassade der beiden Gebäude kamen rund 1000 m² Holzfaserdämmung zum Einsatz. Hinter der Wetterschale aus Weißtannenholz und der Belüftungsebene sind die feuchteunempfindlichen Holzfaserdämmplatten „Gutex Multitherm“ verlegt. Die sorptionsfähigen und diffusionsoffenen Dämmplatten sorgen laut Hersteller Gutex für eine gute Feuchteregulierung. Zudem haben sie eine hohe Kantenfestigkeit und Stoßunempfindlichkeit. Zuschneiden lassen sich die Dämmplatten mit Kreis- oder Bandsägen. Die Gutex-Holzfaserdämmstoffe werden in Waldshut-Tiengen aus Tannen- und Fichtenholz gefertigt. Sie konnten somit auf kurzem Wege in das nur 65 km vom Gutex-Werk gelegene Werk der Holzbauer gebracht werden. Auf den Holzständerelementen kamen die Holzfaserdämmplatten in 80 mm Dicke zum Einsatz. Vollflächig fugenfrei verlegt stoßen die 1760 x 600 mm großen Platten mit Nut- und Feder-Profil aneinander und wurden alle 835 mm mit Schrauben in den Holzständern verschraubt. Im Fußbodenbereich beginnend wurden die Platten im Verband verlegt, mit mindestens 30 cm Versatz. Anschlüsse an Fenster, Türen oder Gebäudekanten wurden mit speziellen Fugenbändern schlagregen- und winddicht ausgeführt. Dank der durchgehenden Hydrophobierung halten die Platten der Witterung auch ohne Wetterschutz bis zu vier Monate stand. Über den Dämmplatten wurde dennoch eine Unterdeckbahn für den langfristigen Witterungsschutz befestigt. Mit einem Hinterlüftungs-Abstand von etwa 8 cm wurden schließlich die Holzpaneele als optischer Fassadenabschluss montiert.

Von innen mit Holzfaser gedämmt

Auch alle Innenwände wurden mit Holzfaser gedämmt: Hier kamen „Gutex Thermoflex“-Dämm-Matten zum Einsatz, die in das Holzständerwerk geklemmt wurden. Mit 1350 x 575 mm sind sie für gängige Raster bemessen und lassen sich bei Bedarf zuschneiden. Ihre Flexibilität und Rückstellkraft ermöglicht eine hohlraumfreie Gefachdämmung.

Der Neubau des NABU-Bodenseezentrums, der im Oktober 2018 fertiggestellt wurde, beherbergt heute diverse Nutzungseinheiten: Im nördlichen Bau sind die Öffentlichkeitsarbeit mit einer informativen Dauerausstellung, ein Seminarraum sowie Büros untergebracht. Im südlichen Bau befinden sich die Werkstatt für die Landschaftspflege sowie ein einfacher Wohnbereich für freiwillige Mitarbeiter/-innen. Der Innenhof lädt zum Verweilen ein. Ein drittes Gebäude, das sich optisch und funktional in den Entwurf einreiht, möchte die Gemeinde Reichenau noch hinzufügen, um es als Verkaufs- und Informationsstelle zu nutzen.

Autorin

Heike Granacher ist Leiterin des Marketings bei der Gutex  Holzfaserplattenwerk GmbH & Co. KG in Waldshut-Tiengen.

Bautafel (Auswahl)

Projekt NABU-Bodenseezentrum, 78479 Reichenau, www.nabu-bodenseezentrum.de

Bauherr NABU Baden-Württemberg, 70178 Stuttgart, https://baden-wuerttemberg.nabu.de

Architektur Braun + Müller Architekten BDA, 78464 Konstanz

Holzbau Werner Ettwein GmbH, 78048 Villingen-Schwenningen, www.ettwein.de

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