Kita erhält Dach aus Gummigranulat mit Kunststoffabdichtungsbahnen

Das Dach der Kita in Heimbach-Weis ist ein bunter, kreativer Spielpark auf 840 m² Fläche. Die Konstruktion unter dem großen Dach aus Gummigranulat fertigte der Dachdeckerbetrieb Werhand aus Neuwied. Er montierte eine Gefälledämmung mit einer darüber liegenden Kunststoffabdichtungsbahn.

40 neue Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren, das bietet der Erweiterungsbau der städtischen Kindertagesstätte „Kinderplanet“. Die Kita im Neuwieder Stadtteil Heimbach-Weis ist ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt, bei dem die körperlichen Belastungen für die Erzieher und Erzieherinnen gesenkt werden sollen und das Umfeld für Kinder und Erwachsene gesundheitsfördernd gestaltet wurde. Ein Blickfang ist das Flachdach des Neubaus: Farbige Fallschutzböden aus Gummigranulat der Polytan GmbH verwandeln die rund 840 m² große Dachfläche in eine die Fantasie anregende und vor Verletzungen schützende Spiellandschaft für Kinder. Abgedichtet wurde das Flachdach mit einer Kunststoffabdichtungsbahn aus flexiblen Polyolefinen (FPO) der Sika Deutschland GmbH.

Vorbildliches Bauen

Erzieherinnen und Erzieher sind während ihres Arbeitsalltags so manchen körperlichen Belastungen ausgesetzt: Dazu gehört neben dem Sitzen auf zu kleinen Stühlen die Arbeit in gebückter Haltung und eine gewisse Lärmbelastung. Das hinterlässt Spuren. Als bundesweit einmaliges Pilotprojekt wurde die Kita „Kinderplanet“ daher von M+ Architekten aus Koblenz so geplant, dass sich die Arbeitsbelastung reduziert: Kinder steigen, wenn ihnen Schuhe an- oder ausgezogen werden, auf ein Podest, die Gitterbetten, in denen kleine Kinder Mittagsschlaf halten, haben Türen, damit die Erzieher die Kinder nicht heben müssen. Außerdem gibt es Wickeltische, auf die die Kinder selbst klettern können. Das alles soll das Muskel-Skelett-System der Erzieherinnen und Erzieher schonen. Sogar wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Projekten „Ergonomisches Klassenzimmer“ und „ErgoKita“ der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) flossen in die Gestaltung der Kita mit ein.

Lichtdurchflutet und klar strukturiert

Der eingeschossige Neubau bietet mit 900 m² fast doppelt so viel Grundfläche wie der dreigeschossige, sanierte und ebenfalls ergonomisch optimierte Bestand. Die Räumlichkeiten sind lichtdurchflutet. Für die gewünschte Helligkeit sorgen zum einen vier Oberlichter in der Decke, zum anderen lassen die transparenten Trennwände der Gruppenräume viel Licht ins Gebäudeinnere.

Spielwiese auf dem Flachdach

Durch die geschickte Ausnutzung der Topografie ist das Kita-Dach vom Erdgeschoss des Bestands ebenerdig zugänglich. Die Spielterrasse kommt ohne herkömmliches Spielgerät aus, allein die farbige Bodengestaltung soll die Kreativität der Kinder fördern. So wird die blaue Fläche als Meer befahren, die grüne dient als Wiese und die rechteckigen Lichtbänder werden zur Straße umfunktioniert. Die insgesamt 840 m2 große Dachfläche wird dadurch in 12 Einzelflächen unterteilt: Die zwischen 60 und 90 m2 großen Flächen aus dem Fallschutzbelag Polytan FS leuchten in unterschiedlichen Farben. Durch die kontrastreiche Auswahl setzen sich die Flächen deutlich voneinander ab und gliedern die Dachlandschaft optisch.

Schicht für Schicht die passende Wahl

Der Aufbau des Flachdachs setzt sich aus verschiedenen Schichten zusammen: Auf die Betondecke brachte man zunächst eine Bitumenbahnendampfsperre und eine XPS-Gefälledämmung auf. Danach folgte das Leckage-Ortungssystem „Sika Roof Control System“, das eine Dichtigkeitsprüfung während der gesamten Nutzungsdauer ermöglicht. Zu jedem Zeitpunkt und zu beliebigen Intervallen ist die abgedichtete Fläche danach überprüfbar. Undichtigkeiten werden punktgenau ermittelt und lassen sich schnell und kostengünstig orten. Das dafür notwendige elektrisch leitfähige Spezialglasvlies wurde zwischen Wärmedämmung und Kunststoffabdichtungsbahn eingefügt. Im Anschluss verlegte man lose die Kunststoffabdichtungsbahn „Sarnafil TG 66-20“. Die Dachbahn basiert auf flexiblen Polyolefinen (FPO) mit einer innenliegenden Verstärkung aus Glasvlies. Die aus Sicht des Herstellers wirtschaftlichen und verarbeitungsfreundlichen 2 m breiten Bahnen verringern die Anzahl der zu verschweißenden Nähte. Das geschieht bei den FPO-Dachbahnen mit üblichen Heißluftschweißgeräten ohne die Verwendung einer offenen Flamme. Im nächsten Schritt am Dach erfolgte eine Messung am „Roof Control System“. Dafür werden in der Regel pro 1500 m2 zwei Kontaktplatten auf dem Spezialglasvlies angebracht. Darüber installierte RCS-Rohre ermöglichen einen sicheren und geschützten Zugang zu den Kontaktstellen. Nach erfolgreicher Initialmessung konnten am Kita-Dach keine Undichtigkeiten oder Beschädigungen festgestellt werden. Für alle am Bau Beteiligten ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit und eine Bestätigung für die gute Verarbeitung. Insbesondere bei Dächern, bei denen nach den Dachbahnen noch weitere Schichten folgen, ermöglicht das Leckage-Ortungssystem eine genaue Dokumentation der Dichtigkeit. Den weiteren Arbeiten am Kita-Dach stand somit nichts mehr im Weg: Als Abschluss verlegten die Handwerker den wasserdurchlässigen und fugenlos aufgebrachten Fallschutzboden „Polytan FS“. Der Übergang zwischen Dachabdichtung und Fallschutzboden gelang problemlos: Nach zwei Lagen Polyestervlies in Kombination mit einem Leichtestrich verlegte man direkt den Fallschutzboden. Ausgehärtet und begehbar war die Oberfläche nach etwa 24 Stunden. Neben den gestalterischen Vorzügen schützt der wasserdurchlässige Bodenbelag durch seine stoßdämpfende Wirkung die Kinder vor Verletzungen.

Alle Herausforderungen am Dach gemeistert

Auf das Team der Werhand GmbH & Co. kam am Dach eine besondere Herausforderung zu: Neben den vielen Anschlüssen und Durchdringungen planten die Architekten eine spezielle Lichtkuppelkonstruktion: Die Oberlichter sollten als Sonderkonstruktion bündig mit dem Spielbelag abschließen. Während der Ausführung wurde der Anschluss in die Konstruktion der Oberlichter als Fest-Los Flansch eingebunden.

Bei der zusätzlichen, mechanischen Befestigung der Sarnafil Kunststoffabdichtungsbahn setzte man auf das „Sarnabar“-Schienenbefestigungssystem von Sika. Der Neuwieder Dachdeckerbetrieb konnte bei diesem Projekt auf seine langjährigen Erfahrungen mit den FPO-Dachbahnen und deren Verarbeitung zurückgreifen. Denn um das optimale Zusammenspiel zwischen den eingesetzten Dachabdichtungsprodukten und der Ausführung der Dacharbeiten sicher zu stellen und zu dokumentieren, wurde das Kita-Dach als sogenanntes „TÜV SÜD “-Dach ausgeführt. Diese Zertifizierung beginnt bei der Produktionskontrolle der FPO-Kunststoffbahn, der Begleitung durch hierfür qualifizierte, vom TÜV SÜD zertifizierte Sika-Anwendungstechniker sowie produktspezifische Sarnafil-Schulungen für den ausführenden Handwerksbetrieb. Das bietet dem Bauherren und dem Planer Sicherheit und Qualität bei der Dachabdichtung.

Autor

Marco Sorger ist Regionalleiter Technik und Verkauf im Bereich Roofing für die Region Mitte bei der Sika Deutschland GmbH in Stuttgart.

Bautafel (Auswahl)

Objekt Städtische Kindertagesstätte „Kinderplanet“, 56566 Neuwied-Heimbach-Weis

Bauherr GSG Gemeindliche Siedlungsgesellschaft Neuwied mbH, 56564 Neuwied

Architek M+ Architekten GbR, Zimmermann.Mogulkoc, 56070 Koblenz mit Prof. Henner Herrmanns

Hersteller Dachabdichtung Sika Deutschland GmbH, Stuttgart, www.deu.sika.com

Produkte „Sarnafil TG 66-20“-Kunststoffabdichtungsbahn aus FPO, „Sika Roof Control System“

Dachdecker-Betrieb  Werhand GmbH & Co. KG, 56567 Neuwied, www.werhand.de

Fallschutzbelag Polytan FS, Polytan GmbH, 86666 Burgheim, www.polytan.com

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