Baukasten aus Holz

Das Schleswig-Holsteinische Unternehmen DeSka entschied sich bei der Planung seines Gewerbeneubaus für den nachwachsenden Rohstoff Holz und baute mit einem neuen Holzbausystem. Dabei werden die Module wie bei Spielbausteinen ineinandergesteckt. Das System kommt fast ohne Leim und Schrauben aus.

Die Firma DeSka Holzkontor GmbH importiert und vertreibt skandinavische Holzfenster sowie Massivholzdielen. DeSka versteht sich als Spezialist für raumlange Dielen, die sowohl als Mehrschichtdielen auf einem Heizestrich als auch als Massivdielen in Kombination mit einem Fußbodenheizungssystem in Trockenbauweise verwendet werden können. Die Ausstellungsräume des Holzkontors befinden sich im Schleswig-Holsteinischen Dätgen.

Als Geschäftsführer Ulrich Brahe 2011 den Neubau des Büro- und Ausstellungsgebäudes in Angriff nahm, lag es für ihn nahe, sich mit verschiedenen Holzbausystemen zu beschäftigen. „Ich wollte nicht nur ein ökologisches Material verwenden, sondern auch so viel wie möglich selbst machen“, erzählt Brahe. Die Wahl fiel auf das Massiv-Holzbausystem der Schweizer Steko AG. „Ich kannte das System sowohl aus meinem privaten Umfeld – Verwandte haben diese Bauweise bereits erfolgreich eingesetzt – als auch aus meinem Geschäftsalltag. Wir sind schon seit Jahren Vertriebspartner von Steko und haben bereits vor der Realisierung unseres eigenen Objekts mehrere dieser Bausätze verkauft.“

Wenig Planungsaufwand

Mit dem System aus Massivholz-Modulen konnte Brahe wie gewünscht ein individuell geplantes Gebäude aus nachwachsenden Bausstoffen mit einem hohen Grad an Eigenleistung erstellen. Das Holz-Bausystem basiert auf wenigen Grundelementen, die wie bei einem Spielbaukastensystem zusammengesteckt werden können. Das Kernstück bildet ein etwa 6,5 kg schweres Grundmodul aus nordeuropäischem Nadelholz mit einer Länge von 640 mm und einer Höhe von 320 oder 240 mm. Es besteht aus fünf Lagen Massivholz, die kreuzweise punktuell geklebt sind. Die Breite beträgt bei allen Bauteilen 160 mm. Die Module haben an den Unterseiten Zapfen, die in die jeweiligen Dübellöcher (immer auf der Moduloberseite) gesteckt werden. Durch unterschiedliche Modullängen können die Wände individuell gestaltet werden.

Bereits der Entwurf stammte aus der Feder des Bauherrn. Innerhalb von nur zwei Wochen gelang es mit Unterstützung der Steko-Niederlassung in Hannover und eines regionalen Montageteams ein Gebäude mit etwa 300 m2 Nutzfläche zu errichten. Nach nur insgesamt zehn Wochen Bauzeit stand das komplette Gebäude.

Steckverbindung ergibt ein statisch wirksames System

Das modulare und flexible System kam den Wünschen des Bauherrn sehr entgegen. Die CAD-unterstützte Planung arbeitet zunächst mit einem einfachen Grundraster, das durch feine Abstufungen – 16 cm horizontal und 8 cm vertikal – großen gestalterischen Freiraum lässt. In einer Wand bilden die Module dank der Steckverbindung eine statisch erfassbare Einheit und einen massiven, nicht verschiebbaren Verbund. Bei der Gestaltung der Innenräume und der Außenhaut ist der Planer durch das logische Modular-Bausystem völlig frei. Im Innenbereich können die Wände sichtbar belassen oder mit den üblichen Innenausbau-Materialien wie Gips- oder Holzwerkstoffplatten ­verkleidet werden. Die Außenfassade kann mit hinterlüfteten Werkstoffen oder mit kompakten Verputzsystemen erstellt werden.

Bauablauf

Das Errichten des Hauses erfolgte in Eigenleistung durch den Bauherrn Ulrich Brahe, für die Montage benötigte er nur wenige Tage. Auf der Baustelle wurde zunächst eine massive Bodenplatte gegossen. Darauf wurden die Wände entsprechend den detaillierten Montageplänen errichtet, die zu jedem vorkonfektionierten Bausatz mitgeliefert werden.

Im ersten Schritt wird als unterer Abschluss der Wand eine Schwelle nach Plan ausgerichtet gesetzt und mit dem Fundament verschraubt. Die Schwelle hat Zapfenlöcher, in die die ersten Module gesteckt und im Verbund hochgemauert werden. Der Elektriker und Installateur legt vorab die Planung für seine Leitungen fest. Diese werden in die noch nicht verfüllten Modulbausteine eingelegt. In regelmäßigen Abständen wurde die Wand mit Dämmung ausgefüllt, eine Vorrichtung half beim Einfüllen des Materials. Als oberer Wandabschluss – quasi als Ringanker – wird ein sogenannter „Einbinder“ mit 8 cm Höhe eingesetzt.

Als Schüttdämmstoff wurde bei dieser Baustelle ein Bläh-Glasgranulat von Poraver in die Hohlräume der Elemente eingebracht. Dieser Dämmstoff besteht aus Kügelchen von aufgeschäumtem Recyclingglas, aber auch andere Dämmstoffe sind möglich.

Die Wände auf der Raum-Innenseite wurden zum größten Teil mit Conluto Lehmbauplatten bekleidet, auch dies hat der Bauherr in Eigenarbeit erledigt. Die dänischen Holzfenster hat der Bauherr aus seinem eigenen Programm beigesteuert.

Bauwerk ohne Decke

Die Gewerbehalle hat keine horizontale Decke, die Sparren des Dachstuhls sind von unten sichtbar. Auf die Sparren wurde eine Holzweichfaser-Unterdeckplatte (35 mm) befestigt. Darauf kam eine Aufdachkonstruktion, die mit 240 mm Zellulose ausgeblasen wurde. Anschließend erfolgte die Eindeckung mit Stehfalzblechen von Zambelli. Das Gebäude wird mit einer Gasbrennwertheizung über eine Fußbodenheizung beheizt. Darauf verlegt sind massive Holzdielen aus dem Angebot des Bauherrn. Die bei Steko-Bauten übliche zweite Dämmebene der Wände wurde mit einer 80 mm Holz-Weichfaserplatten geschaffen. Die hinterlüftete Fassadenbekleidung besteht aus schiefergrau gestrichener skandinavischer Fichtenholzstülpschalung, auch durch den Bauherrn selbst verlegt.

„Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass das System Bauherren, Handwerkern und Planern ein neue Dimensionen des Bauens eröffnet“, sagt Ulrich Brahe. Es sei einfach, grundsolide, gesund und ökologisch.

Bau und Nutzung des Systems haben ihn so überzeugt, dass Ulrich Brahe heute auch als Vertriebspartner diese Art des Holzbaus in Schleswig-Holstein vorantreibt und dabei das eigene Büro- und Ausstellungsgebäude als Musterhaus nutzt.

Autorin

Martina Zingler ist freie Journalistin und PR-Beraterin in Salzgitter. Sie betreut unter anderem die Firma Steko bei der Pressearbeit. 

Bautafel (Auswahl)

Projekt Gewerbeneubau mit Steko-Holzmodulen

Bauherr Ulrich Brahe, DeSka Holzkontor GmbH, 24589 Dätgen

Planungsunterstüzung Steko Nord, 30167 Hannover, www.steko-nord.de

Hersteller Steko Holz-Bausysteme AG, CH-9008 St. Gallen,www.steko.ch

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