Ausgebremst: Planung von Schneesicherungen mit Braas-Programm

Was die Planung und Ausführung von Schneesicherungsmaßnahmen für das geneigte Dach angeht, sind die Regelwerke des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks sehr umfassend. Online-Programme helfen bei der Berechnung der Schneelast.

Mit der bauaufsichtlichen Einführung der DIN EN 1991 Eurocode 1-3: „Einwirkungen auf Tragwerke – Schneelasten“ als technische Bestimmung wurden auch die Regelwerke des ZVDH angepasst. Laut ZVDH-Merkblatt „Einbauteile bei Dachdeckungen“ soll schon seit Juli 2013 die Befestigung und Montage unter Beachtung der Herstellerangaben erfolgen. Auch der statische Nachweis ist vom Hersteller der Schneeschutzsysteme zu führen. Er muss den Nachweis für die Tragfähigkeit des Systems nach den eingeführten technischen Baubestimmungen der DIN EN 1991 bis zur Befestigung im oder am Gebäude unter Berücksichtigung des vorhandenen Untergrundes erbringen. Daraus ergibt sich für den Planer und Dachhandwerker eine generelle Planungs- und Nachweispflicht. Die Grundlagen für die Berechnung sind in den ZVDH-Hinweisen zur Lastenermittlung enthalten.

Schneesicherungssysteme vergleichen

Damit ein statischer Nachweis geführt werden kann, müssen die eingesetzten Produkte bemessen und geprüft sein. Im Regelwerk ist auch eine Prüfpflicht in Anlehnung an die ÖNORM B 3418 „Planung und Ausführung von Schneeschutzsystemen auf Dächern“ für die von der Industrie angebotenen Schneeschutzanlagen enthalten. Das entsprechende Verfahren zur Prüfung von Schneeschutzsystemen ist beim ZVDH hinterlegt.

Dabei ist die Planung für den Dachhandwerker nicht nur ein Mehraufwand. Durch das einheitliche Prüfverfahren ergibt sich die Gelegenheit, objektiv die Schneesicherungssysteme der Hersteller zu vergleichen. Doch nicht nur der Vergleich ist interessant. In der Konsequenz können sich auch haftungs- und vertragsrechtliche Fragen ergeben. Dabei ist zu beachten, dass auch die Unterkonstruktion in die Bemessung der Schneeschutzsysteme mit einfließt. Darauf muss der Handwerker achten. Denn viele Hersteller und Anbieter von Schneeschutzsystemen weisen die ausreichende Tragfähigkeit der Unterkonstruktion nicht nach. Der Einbau hat nach der Herstellerverarbeitungsvorschrift zu erfolgen. Somit wäre für die Unterkonstruktion zusätzlich ein Statiker einzubeziehen.

Schneefangberechnungstool vereinfacht Nachweis

Ein statischer Nachweis mit Berücksichtigung der Unterkonstruktion lässt sich mit einem Berechnungstool für geprüfte Produkte erstellen (das Schneelastberechnungstool von Braas finden Sie unter www.braas.de/profis/profi-services/berechnungstools/schneefangberechnung.html). Für den statischen Nachweis wird die Belastungsseite mit der einwirkenden Schneelast ermittelt. Dieser Schneelast werden die eingesetzten Schneeschutzsysteme nun als berechnete Widerstandsseite entgegengesetzt. Bei der Bemessung der Schneeschutzsysteme werden die Angaben der Hersteller zur Tragfähigkeit der geplanten Schneeschutzsysteme berücksichtigt. Dabei braucht der Handwerker keine Kenntnisse der Formeln, die hinter den Berechnungen stehen, sondern muss nur folgende Parameter in das Berechnungstool eingeben:

die Schneelastzone,

die Höhe des Geländes,

die Dachneigung,

Sparrenachsabstand,

Dimension der Traglatte,

die Länge vom First bis zur Schneefangkonstruk­tion,

die Anwendung „Verkehrssicherung“ (Schutz von Verkehrswegen vor herunterfallendem Schnee) oder „Schutz tieferliegender Gebäudeteile“

Der Handwerker kann dann mit den Systemen planen. Dabei vergleicht er nicht nur den Preis, sondern auch Aspekte wie Produktleistungen und Einbauzeit. Besonders praktisch ist, dass der statische Nachweis für die Bauakte ausgedruckt und dem Bauherrn übergeben werden kann. Die Vorgaben des statischen Nachweises und die Herstellerverarbeitungsvorschrift geben dem Handwerker Sicherheit für einen fachgerechten Einbau. Sie dienen als Nachweis für eine mangelfreie und somit abnahmefähige Leistung.

Bei unzureichender Dimensionierung des Systems oder bei Nichtberücksichtigung der Unterkonstruktion ist die geschuldete Leistung ansonsten unter Umständen mangelhaft. Gleiches gilt auch, wenn ein anderes Schneesicherungssystem als das gerechnete eingebaut wird.

Abtragen der Schneelast durch die Dämmung

Mit dem Schneefangberechnungstool ist eine Berechnung für Schneesicherung auch bei einer Aufsparrendämmung möglich. Das System „DivoDämm EasyFix“ ermöglicht dabei die Abtragung der Schneelasten durch die Dämmung in den Sparren.

Ein normalerweise notwendiger Einzelnachweis für die Befestigung der Schneesicherung auf der Aufsparrendämmung ist nicht erforderlich, denn für den „DivoDämm EasyFix“ liegt eine europäische Zulassung (ETA-17/0748) vor.

Zuerst wird der „DivoDämm EasyFix“ auf der Konterlatte über jedem Sparren im Kreuzungspunkt zu Traglatte oder Brett der Schneefangunterkonstruktion angesetzt. Für die Übertragung der Lasten in den Sparren wird dieser anschließend mit zwei Doppelgewindeschrauben mit einem Durchmesser von 7,5 mm unter einem Winkel von 60° gegenläufig durch die Konterlatte gemäß zugehöriger Verlegeanleitung auf dem Sparren befestigt.

Das Berechnungstool dimensioniert, je nach Schneebelastung, die Unterkonstruktion der Schneefangsysteme mit Traglatten/-brettern auf Konterlatten und Sparren. Im Ergebnis sind auch die Schraubenbilder für die Befestigung der Traglatten beziehungsweise Bretter auf den Konterlatten enthalten.

Schneefanggitter, Rundhölzer oder Alpinrohre

Stabile und geprüfte Schneefangsysteme bestehen aus einer Grundpfanne aus hochstabilem, pulverbeschichtetem Aluminium. Dafür liegt beispielsweise beim Hersteller Braas eine europäische Zulassung (ETA-16/0087) vor. Die Grundpfanne ist in Farbe und Form auf die Dachdeckung abgestimmt und kann durch Schneefanggitter, Rundhölzer oder Alpinrohre als Schneefang ergänzt werden. Diese können einfach variabel auf der Grundpfanne aufgesteckt und eingerastet werden. Das notwendige Ausnehmen der Kopfverfalzung und die kritische Punktbelastung von alternativen Sparrenankern entfällt. Da auf eine Ziegelbearbeitung verzichtet werden kann, ist die Aluminiumpfanne regeneintragssicher. Je nach statischer Anforderung wird die Grundpfanne etwa mit einer Dachlatte, einer Doppellatte oder einem Tragbrett montiert. Die Befestigung der Alupfanne auf der Holzdachkonstruktion ist sparrenunabhängig mit flexiblen Stützenabständen durchführbar.

Systeme in mehreren Reihen

In schneereichen Gebieten kann der Abstand der Grundpfannen mit Stützen verkleinert oder das Schneefangsystem in mehreren Reihen übereinander verlegt werden. Als alternative Schneehaltesysteme werden Schneestopphaken zum Zurückhalten des Schnees auf der Dachfläche eingesetzt. So kann die Gefahr durch abrutschenden Schnee und Eis minimiert werden. Auch die Gefahr von Pfannenbruch bei extremer Schnee- oder Eislast wird verringert.

Der Dachhandwerker hat bei der Grundpfanne die Sicherheit, dass diese in vollem Umfang dem ZVDH „Merkblatt Einbauteile“ entspricht und somit Teil der allgemein anerkannten Regeln der Technik ist.

Geprüfte Systeme und Online-Berechnungstools

Ein statischer Nachweis der Schneesicherung ist in der Praxis unkompliziert möglich. Durch geprüfte Systeme und Online-Berechnungstools können die Schneesicherungssysteme nach Regelwerk als berechnete Widerstandsseite den Anforderungen aus der ermittelten Schneelast entgegengesetzt werden. Bei der Bemessung werden die Angaben der jeweiligen Hersteller zur Tragfähigkeit der geplanten Schneeschutzsysteme berücksichtigt. Ergänzt wird der Nachweis der Unterkonstruktion ebenfalls durch das Berechnungstool des Herstellers oder eines Statikers. Die Montage des gewählten Schneesicherungssystems erfolgt nach der Verlegeanleitung des Herstellers.

 Autor

Horst Pavel ist Leiter der Anwendungstechnik bei der Braas GmbH in Oberursel.

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