Schacht Axt und Kelle: Wandergesellen und -gesellinnen arbeiten auf Sommerbaustelle

In Gömnigk (Brandenburg) trafen sich im Sommer 35 Wandergesellen und -gesellinnen, vor allem Zimmerer und Schreiner, um bei einem Sozial-, Kultur- und Wohnprojekt Hand anzulegen. Zwei Wochen lang arbeiteten die Männer und Frauen, unterstützt mit Elektrowerkzeugen von Mafell.

In Gömnigk, einem 250-Einwohner-Dorf im Südwesten Brandenburgs, hat sich 2014 die „Land und Mehr Projekt-Initiative“ gegründet. 70 km vom pulsierenden Berlin entfernt entwickelt sich in einer ehemaligen Mühle nach dem Konzept des urbanen Mietshäusersyndikats ein generationsübergreifendes Sozial-, Kultur- und Wohnprojekt. Es liegt in ländlicher Abgeschiedenheit des Naturparks Hoher Fläming.

Die Initiative bewirtschaftet mit dem Ziel größtmöglicher ökonomischer Autonomie und Nachhaltigkeit das Anwesen. Neben dem Gebäudeensemble mit 700 m² Wohn- und 1000 m² Nutzfläche umfasst das gemeinschaftliche Eigentum 7 ha Ackerland, 8 ha Wald, 1 ha Waldgarten und 1 ha Weideland. Etwa 20 Erwachsene und 10 Kinder werden nach der ersten Ausbauphase in der Mühle wohnen. Um möglichst autark zu sein, wurde eine Photovoltaikanlage installiert mit 25 kWp. Außerdem wurde das historische Wasserkraftwerk von 1927 an dem Fluss Plane, der den Hof durchfließt, mit 5 bis 10 kW elektrischer Leistung instand gesetzt und zur Hofversorgung genutzt.

Die Mühle bietet Raum für interessierte Menschen zur Mitgestaltung und zum Ausprobieren. So gibt es einen Waldgarten, der gemeinschaftlich gestaltet wird, sowie eine Holz- und Metallwerkstatt, welche genutzt werden kann. Um die notwendige Infrastruktur für BewohnerInnen und Veranstaltungen zu erhalten, wurde das Kornhaus als multifunktionaler Veranstaltungsraum gesichert und der Ausbau des Dachgeschosses des Wohngebäudes vorbereitet.

Altes Kornhaus als Veranstaltungsraum gesichert

Als Erstes nahmen sich die Wandergesellinnen und -gesellen der sogenannten „Kathedrale“ an, einem alten Kornhaus mit 77 m² Grundfläche. Das Gebäude, das mit einer Außenmauer am Mühlengraben steht, galt es zusätzlich zu stabilisieren, denn die vorherigen Nutzer hatten ungeachtet der Statik Deckenbalken herausgesägt, um in dem einstmals zweigeschossigen Gebäude durchgehende Getreidesilos einbauen zu können. Um die Außenmauern etwas von den Dachlasten zu entlasten, wurden zusätzliche Stiele direkt unter die Fußpfetten gestellt und mit diesen verbunden. Nach der Montage wurden alte und neue Stiele kunstvoll mit Schnitzereien verziert. Unter anderem sind nun die Handwerkszeichen der beteiligten Gewerke sowie die Geschichte der Mühle von 1251 bis 2017 dargestellt.

Die 24 cm x 24 cm starken Stiele wurden aus Kiefern hergestellt, die zuvor im eigenen Wald gefällt wurden. Mit einem mobilen Sägewerk wurden die Bäume aufgetrennt.

An die Stiele wurden in 2,5 m Höhe Knaggen montiert, die als Auflager für Unterzüge dienen. Durch diese war es nun möglich, in einem Bereich einen neuen Fußboden im ersten Obergeschoss auszubilden, der zum einen wieder eine aussteifende Scheibenfunktion hat und zudem als Aufenthaltsbereich bei Veranstaltungen genutzt wird.

Der Raum im Erdgeschoss kann vielfältig genutzt werden, denn hier wurde einer von ursprünglich zwei im Raum stehenden Stielen entfernt. Mit dem Einbau eines neuen Sprengwerks in diese Bestandskonstruktion werden die Lasten, die von oben auf den Punkt einwirken, wieder seitlich von diesem weggeleitet.

Maschinen mit hoher Leistung

Beim Ausarbeiten der dafür erforderlichen neuen Streben kam die Zimmerei-Handkreissäge „MKS 185 Ec“ von Mafell zum Einsatz. Sie hat eine Schnitttiefe von 185 mm und arbeitet mit einem sogenannten „CUprex“-Motor. Diese Motoren haben im Vergleich zu anderen mehr Drehmoment und mehr Leistungspotential, bei gleichzeitig kompakter Bauweise. Das wird unter anderem durch die Verwendung von mehr Kupferdraht erreicht. Die Handkreissäge wurde neben anderen Arbeiten zur Ausarbeitung der Blätter am Stielkopf verwendet, auf denen die Fußpfette ruht.

Akku-Bohrschrauber beweist Kraft und Ausdauer

Dass nicht nur die Zimmereimaschinen die notwendige Kraft und Ausdauer bei Arbeiten im Vollholz haben, bewies der Akku-Schlagbohrschrauber „ASB18 M“, gerade beim Einschrauben der langen Vollgewindeschrauben (9 x 320 mm). „Lange Akkulaufzeiten, der kraftvolle Motor und ein gutes Handling haben die Arbeiten sehr erleichtert“, berichtet einer der Zimmerleute.

20 m lange Pfetten in Dachstuhl gehoben

Neben der Sicherung des Kornhauses wurde der Ausbau des Dachgeschosses des Wohnhauses vorbereitet. Der bestehende Sparrendachstuhl wird durch den Einbau einer Firstpfette (Maße: 16 cm/28 cm) und zwei Mittelpfetten (20 cm/40 cm) in einen Pfettendachstuhl umgebaut, um darin eine Gaube zu errichten. Mit der Kervenfräse „ZK 115 Ec“, ebenfalls von Mafell, wurden die Klauen an den Gaubensparren ausgearbeitet. Zudem kam sie bei den Ausklinkungen für die Knaggen zum Einsatz. Die 20 m langen Pfetten wurden klassischerweise am Boden abgebunden und dann mithilfe eines Krans in den Dachstuhl gehoben.

Als Auflager dienen etwa 3 m lange Stiele (20 x 20 cm), die allerdings erst im Nachhinein gestellt wurden. Eine besondere Vorgabe vom Statiker verlangt für die Pfettenstöße eine Länge von 160 cm. Diese wurden mithilfe der mobilen Bandsäge „Z 5 Ec“ in kurzer Zeit ausgearbeitet und abgeplattet. „Die Führungsschienen und der gut gelagerte Schwerpunkt haben eine präzise Führung und einen sehr sauberen Schnitt ermöglicht“, sagt Andreas, fremder Tischler, der auf der Sommerbaustelle gearbeitet hat und zur Vorbereitungsgruppe (VoKo) zählte.

Die Schleppdachgaube wurde in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Hier kam das Kappschienen-System des Elektrowerkzeug-Maschinenherstellers aus Oberndorf zum Einsatz. Die Stiele und Riegel wurden mithilfe der Kappschienen-Säge „KSS 60 Ec“ abgelängt und die Sparren im Paket mit der Zimmereikettensäge „ZSX Ec“ und der Kervenfräse ausgearbeitet. Die so abgebundene Gaube wird später von der Wohn- und Arbeitsgemeinschaft selbst gerichtet.

Viel Raum für kreative Bauprojekte

Trotz der anspruchsvollen Aufgaben blieb noch Zeit für weitere Holzarbeiten. So bauten die Wandergesellen ein Spielschiff für Kinder. Für das Anpassen des Fußbodens aus Schwarten sowie Ausschnitte für Bullaugen und die wellenförmigen Bugbretter benutzten die Handwerker eine Stichsäge. Hier stellte Mafell die „P1 cc“ zur Verfügung. „Die Maschine liegt gut in der Hand und auch das Schnittergebnis – also die hohe Präzision des Schnittes – hat mich überzeugt“, sagt Andreas.

In den zwei Wochen kam bei den Wandergesellen keine Langeweile auf. Bei einem Holzschuppen und dem Stalldach wurden beschädigte Holzteile ausgebessert. Hier war das Kappschienensystem der Sägen „KSS 80 Ec“ und „KSS 400“ im Dauereinsatz. Mit der Handkreissäge „K 85 Ec“, die ebenfalls zur Verfügung stand, wurde die Schalung zugeschnitten.

Des Weiteren wurde ein Holztor mit integrierter Tür restauriert und vor zwei Eingängen zwei neue Vordächer gefertigt.

Am Ende ein Fest

Die Sommerbaustelle ging mit einem Fest am letzten Abend zu Ende. Mit den Arbeiten wurde eine gute Basis für die weiteren Bauvorhaben in der Alten Mühle geschaffen: Wenn die letzten Genehmigungshürden genommen sind, kann dank der guten Vorbereitung der Sparrendachstuhl des Wohnhauses zügig zum Pfettendachstuhl umgebaut und die abgebundene Gaube gestellt werden; der Rohbau der neuen Wohn-etage wird somit nicht mehr viel Zeit benötigen.

Gleichzeitig sind die gesicherten Dachstühle in Stall und Scheune und die Instandsetzung in der Kathedrale eine gute Grundlage, um diese Räume weiterhin zu nutzen und zu erhalten.

Autor

Volker Simon ist Geschäftsführer der Agentur nota bene in Weinstadt und betreut den Hersteller Mafell bei der Pressearbeit.

Axt und Kelle

Der Schacht Axt und Kelle ist eine 1979 gegründete Gruppe von Bauhandwerksgesellen und -gesellinnen unterschiedlichster Gewerke, zum Beispiel Zimmerleute, Maurer, Steinmetzgesellen, Dachdecker, Fliesenleger und Schreinergesellen, die alternative Baustellen abwickeln. Hier haben unter anderem die ersten Frauen gearbeitet, die freireisend auf Wanderschaft gehen wollten.

Die Mitglieder von Axt und Kelle treffen sich einmal im Jahr zum vierwöchigen SommergesellInnentreffen (SGT), wobei die ersten zwei Wochen für die Sommerbaustelle reserviert sind und die letzten beiden Wochen für die interne Jahresversammlung.

Landprojekt „Alte Mühle in Gömnigk“ in Brandenburg

Die Alte Mühle wird von der LuMPI – Land und Mehr Projekt-Initiative als Verein geführt. Etwa 20 Erwachsene und zehn Kinder leben hier gemeinschaftlich auf einem alten Mühlenanwesen, das nach und nach renoviert werden soll. Die Bewohner und Bewohnerinnen der alten Mühle Gömnigk, verstehen sich als generationsübergreifendes Sozial-, Kultur- und Wohnprojekt. Im Rahmen größtmöglicher ökonomischer Autonomie und Nachhaltigkeit hat die Gruppe das Mühlengelände gekauft und entprivatisiert.

An dem Ort soll Freiraum geschaffen werden, in dem auch unkommerzielles Arbeiten und Wirken möglich ist. Hier können Kultur- und Sozialprojekte an eine Infrastruktur andocken, um sich fern der Hektik der Großstadt in Seminaren und Workshops zu entwickeln, zu wirken und zu bilden. Außerdem wird eine ökologische und solidarische Land- und Waldwirtschaft angestrebt.

Mehr Infos unter https://muehle.noblogs.org/.

Web-Service:

www.bauhandwerk.de

Im Internet finden Sie weitere Fotos von der Sommerbaustelle in Gömnigk. Geben Sie hierzu bitte den Webcode in die Suchleiste ein.




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