BG BAU und ZVDH starten neue Initiative für sicheres Arbeiten auf dem Dach

Arbeiten an Solaranlagen auf Dächern fachmännisch ausführen lassen

Mit der zunehmenden Installation von Solaranlagen auf Steil- und Flachdächern steigt auch die Zahl der Arbeiten auf Dächern und damit das Risiko von Absturzunfällen. Diese machen seit Jahren einen großen Anteil schwerer und tödlicher Arbeitsunfälle in der Baubranche aus – auch im Jahr 2025. Deshalb starten der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) und die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) nun die gemeinsame Initiative “Sicher auf dem Dach“.

Für die ersten zehn Monate des Jahres (Januar bis Oktober 2025) wurden der BG BAU nach vorläufigen Zahlen 6178 Absturzunfälle gemeldet, 26 davon endeten tödlich. Mehr als ein Drittel der tödlichen Absturzunfälle ereigneten sich vom Dach. Fast alle erfolgten nach innen, also als Durchstürze durch nicht durchtrittsichere Dachbereiche. Drei Unfälle standen im Zusammenhang mit Arbeiten an Photovoltaikanlagen, etwa bei deren Montage oder Reinigung. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 verzeichnete die BG BAU insgesamt 7231 Absturzunfälle, 26 mit tödlichem Ausgang.

Mit geeigneten Maßnahmen zur Absturzsicherung lassen sich Ab- und Durchsturzunfälle bei Arbeiten an Photovoltaikanlagen auf Steil- und Flachdächern vermeiden
Foto: Christian Ahrens / BG BAU

Mit geeigneten Maßnahmen zur Absturzsicherung lassen sich Ab- und Durchsturzunfälle bei Arbeiten an Photovoltaikanlagen auf Steil- und Flachdächern vermeiden
Foto: Christian Ahrens / BG BAU

„Absturzunfälle passieren häufig, wenn auf Dächern ohne ausreichende Sicherung gearbeitet wird“, sagt Michael Kirsch, Hauptgeschäftsführer der BG BAU und ergänzt: „Einen Unfallschwerpunkt sehen wir bei Dachbereichen mit nicht durchbruchsicheren Materialien wie Wellasbestplatten, Lichtbändern oder Lichtplatten. Wer dort die Tragfähigkeit falsch einschätzt und ungesichert arbeitet, bringt sich in Lebensgefahr.“

„Im laufenden Jahr gab es auffällig viele tödliche Durchsturzunfälle – ein deutliches Warnsignal“, erläutert Kirsch und ergänzt: „Wenn der Arbeitsschutz konsequent beachtet wird, ist sicheres Arbeiten auf dem Dach möglich. Um Unfälle zu vermeiden, ist es wichtig, dass alle Tätigkeiten auf Dächern fachgerecht ausgeführt, gut geplant und mit geeigneten Schutzmaßnahmen abgesichert werden.“

PV-Anlagen sicher installieren

Die Arbeit in der Höhe erfordert Fachkenntnisse, wie sie beispielsweise Dachdeckerinnen und Dachdecker in ihrer Ausbildung erwerben – sei es zu Themen wie Statik, Dachaufbau oder eben Arbeits- und Absturzsicherheit. Daher sei es wichtig, dass gewerbliche wie private Auftraggeber darauf achten würden, dass Arbeiten auf Dächern fachgerecht ausgeführt werden, so die BG BAU.

„Dachdeckerinnen und Dachdecker arbeiten zumeist in der Höhe – aber sie wissen, was sie tun. Mit den möglichen Risiken gehen sie professionell um und schützen sich umfassend“, sagt ZVDH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Marx. „Insofern sehen wir mit Sorge, dass mit dem PV-Boom zunehmend auch Nicht-Fachleute auf Dächer steigen, ohne sich der Gefahren wirklich bewusst zu sein.“

Neue Initiative: „Sicher auf dem Dach“

Unter dem Motto „Sicher auf dem Dach“ starten der ZVDH und die BG BAU nun eine gemeinsame Initiative, um für Absturzrisiken zu sensibilisieren und über geeignete Schutzmaßnahmen aufzuklären. André Büschkes, Dachdeckermeister und Mitglied im Vorstand der BG BAU, erklärt: „Unfälle lassen sich vermeiden, wenn man so arbeitet, wie Profis es tun. Die Initiative ‚Sicher auf dem Dach‘ ist genau der richtige Weg: Gemeinsam entwickeln Verband und Berufsgenossenschaft Maßnahmen, die in der Praxis wirklich funktionieren – damit alle am Ende ihres Arbeitstages sicher wieder nach Hause kommen.“ Er ergänzt: „Für mehr Sicherheit sorgen beispielsweise auch durchtrittsichere Materialien und Konstruktionen, hier könnte die Politik verpflichtende Kennzeichnungen einführen.“

Unter dem Motto „Sicher auf dem Dach“ starten der ZVDH und die BG BAU eine gemeinsame Initiative, um für Absturzrisiken zu sensibilisieren und über geeignete Schutzmaßnahmen aufzuklären
Quelle: BG BAU

Unter dem Motto „Sicher auf dem Dach“ starten der ZVDH und die BG BAU eine gemeinsame Initiative, um für Absturzrisiken zu sensibilisieren und über geeignete Schutzmaßnahmen aufzuklären
Quelle: BG BAU
Die Initiative „Sicher auf dem Dach“ kombiniert eine Sensibilisierungskampagne in den sozialen Medien mit neuen Sicherheitsmaterialien und Arbeitshilfen. In kurzen Beiträgen und Videos werden beispielsweise typische Gefahrensituationen auf Dächern aufgegriffen und sichere Arbeitsweisen gezeigt. Ziel ist es, Betriebe und Beschäftigte für sicheres Arbeiten auf dem Dach zu gewinnen und sie mit praxisnahen Unterlagen bei der Umsetzung von Arbeitsschutzmaßnahmen zu unterstützen.

Zudem hat die BG BAU einen Unterweisungskalender speziell für das Dachdeckerhandwerk entwickelt. Dieser führt mit zwölf Sicherheitsthemen durch das Jahr 2026 und kann für die Unterweisung der Beschäftigten genutzt werden. Wird der Kalender gut sichtbar im Betrieb ausgehängt, erinnert er bei jedem Vorbeigehen an Sicherheitsaspekte, die bei Arbeiten auf Dächern wichtig sind. Der Kalender werde laut André Büschkes vom ZVDH im Rahmen eines Pilotprojekts zunächst an rund 1000 Dachdeckerbetriebe bundesweit verschickt, die anschließend um Feedback und Kritik zum Einsatz des Kalenders im Betrieb gebeten werden.

Mehr Informationen zur neuen Initiative und zum Thema Absturzsicherung finden Sie hier.

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