Steigende Preise und Lieferengpässe

Faktenblatt des ZVDH nennt Gründe und Folgen der aktuellen Holzkrise

Hohe Preise für Dachlatten, Schalungsholz und andere Schnittholzprodukte beschäftigen derzeit viele Dachdecker- und Zimmereibetriebe. Ein aktuelles Faktenblatt des Zentralverbands des deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) nennt Gründe und Folgen der aktuellen Holzkrise.

Der ZVDH nennt in dem Faktenblatt eine hohe Nachfrage nach Nadelschnittholz aus den USA als einen Grund für die Holzknappheit hierzulande. Kanada als Holzlieferant der USA sei größtenteils ausgefallen, was zum einen an noch bestehenden Handelsbeschränkungen zwischen beiden Ländern und zum anderen an einem hohen Schädlingsbefall in den kanadischen Wäldern liege. Der ZVDH nennt im Faktenblatt konkrete Zahlen: Die Amerikaner haben allein im Januar und Februar 2021 rund 33 Prozent mehr Nadelschnittholz aus Deutschland importiert. Deutschland ist damit nach Kanada inzwischen der zweitgrößte Holzlieferant der USA.

Exportanteil ist nicht gestiegen – aber Abnehmerländer haben sich geändert

Momentan wird häufig kritisiert, dass viel deutsches Holz nach China exportiert wird, das besser hierzulande genutzt werden sollte. Laut den Recherchen des ZVDH ist der Export von Nadelschnittholz aus Deutschland nach China jedoch 2021 gegenüber dem Vorjahr um fast 50 Prozent gesunken. Die Exportmenge von Nadelschnittholz nach China lag Anfang 2021 bei 79 000 m³. Deutlich mehr Nadelschnittholz wurde 2021 von Deutschland nach Großbritannien exportiert, nämlich 127 000 m³. Ähnlich viel wurde im Januar und Februar 2021 nach Österreich (152 000 m³), Frankreich (143 000 m³), die Niederlande (142 000 m³) und nach Belgien (130 000 m³) exportiert.

Insgesamt wurde, so beschreibt es der ZVDH in seinem Faktenblatt, in diesem Jahr nicht mehr Holz aus Deutschland in andere Länder exportiert als in den Vorjahren. Aber es gab Verschiebungen bei den Abnehmerländern. So wurde in den ersten beiden Monaten dieses Jahres mehr Holz in die USA, nach Frankreich und Österreich exportiert. Alles in allem habe die Nadelschnittholzproduktion in Deutschland mit über 25 Mio. m³ 2020 einen neuen Rekord erreicht.

Der Export von deutschem Nadelschnittholz in die USA hat also zugenommen. Was sind die Gründe dafür? Zum einen ließ der „Holzhunger“ der USA die Preise für exportiertes Holz ansteigen. Der Preis für nach Amerika exportiertes Fichten-Tannen-Schnittholz lag im Februar 2021 um 50 Prozent höher als im Vorjahresmonat. Das macht den Export von Rundholz und Nadelschnittholz attraktiv. Zum anderen ist es hierzulande zu einem Verfall des Fichtenholzpreises durch einen hohen Schadholzanfall in den letzten Jahren gekommen. Der Markt sei mit Fichtenholz überschwemmt worden, die Absatzmöglichkeiten waren hierzulande jedoch eingeschränkt. Einige Firmen spezialisieren sich daher auf den Export von Nadelschnittholz und Rundholz, beschreibt der ZVDH in seiner Faktensammlung.

Folgen für Waldbesitzer und Sägewerke

Die Sägewerke in Deutschland sind hoch ausgelastet, haben jedoch Schwierigkeiten, die hohe Nachfrage nach Schnittholz zu bedienen – so wird es im ZVDH-Faktenblatt beschrieben. Die Holzpreise für Waldbesitzer steigen nur langsam, während Exporteure und Sägewerke teilweise hohe Gewinne machen. Viele Waldbesitzer schlagen wegen niedriger Holzpreise außerdem weniger Holz ein als sonst. Die Folge: Handwerker müssen für Nadelschnittholzprodukte wie Dachlatten hohe Preise zahlen, wenn sie überhaupt Material erhalten.

Die Lage sei komplex, einfache Antworten auf die aktuelle Krise gebe es nicht, teilt der ZVDH mit. Um die Lage zu entschärfen, schlägt der Verband die Einrichtung regionaler, runder Tische vor. Handwerksinnungen, Kreishandwerkerschaften, kommunale Politiker, Waldbesitzer, Sägewerke und Holzhandel sollten gemeinsam nach Lösungen und Wegen aus der Holzkrise suchen. Der ZVDH rät außerdem davon ab, Vorratskäufe im großen Stil zu tätigen.

Text: Stephan Thomas, Redaktion dach+holzbau.

Hier finden Sie das Faktenblatt zur Holzkrise des ZVDH:

https://dachdecker.org/download/a48o8m3n60df20mou9jrhvr231b/Faktenblatt_Holzpreise_5-2021_FINAL.pdf

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