Wohnhäuser mit seriell vorgefertigten Fassadenelemenenten
Neubauprojekt in Ingolstadt: Fassadenelemente in Holzrahmenbauweise mit brandhemmender Holzfaserdämmung
Mit vier mehrgeschossigen Neubauten hat die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt im Piusviertel geförderten Wohnraum geschaffen. Die Fassaden der Wohnhäuser aus vorgefertigten Holzrahmenbauwänden wurden werksseitig mit schwer entflammbaren Holzfaserdämmplatten versehen.
Die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt hat im Piusviertel vier neue Wohngebäude errichtet
Foto: Jonathan Sage
Durch den Abriss alter Garagenhöfe und deren Ersatz durch Tiefgaragen ist im Piusviertel in Ingolstadt viel Platz für den Neubau von Wohnhäusern entstanden. Das Piusviertel wurde 2000 ins Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen. Seither kam eine Entwicklung in Gange, welche die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt (GWG) seit einigen Jahren vorantreibt und mit der sie bezahlbares Wohnen in der wachsenden Donaumetropole ermöglichen will. Mit dem Neubau von vier Wohngebäuden im Piusviertel hat die GWG nun insgesamt 78 geförderte Mietwohnungen geschaffen – dabei spielte die Vorfertigung von Wandelementen in Holzrahmenbauweise eine große Rolle.
Hybridbauweise: Stahlbeton und Holzrahmenbau
Die GWG Ingolstadt entschied sich beim Neubau der vier Wohngebäude für eine hybride Bauweise mit einem Tragwerk in Stahlbeton-Skelettbauweise und Fassadenelementen in Holzrahmenbauweise. Die vier vom Architekturbüro roedig.schop aus Berlin konzipierten, jeweils vier bis sieben Geschosse hohen Wohngebäude gruppieren sich in einem offenen Rechteck auf einem knapp 5800 m² großen Areal im Piusviertel. Ein offener Innenhof dient dabei als Begegnungs- und Aufenthaltsfläche.
Hoher Vorfertigungsgrad
Ursprünglich sollten für das Neubauprojekt nur die Holzrahmenbauwände mit Beplankung im Werk vorgefertigt werden. Aufgrund der Kostensituation wurden die Wandelemente dann aber in einer wesentlich höheren Fertigungstiefe vorproduziert, inklusive Fenstern und Fensterbänken, Einbaukästen für Lüftungsanlagen mit Elektroversorgung, der Dämmung, Putzträgerplatten und Anputzleisten.
Im Rahmen der Vorfertigung wurden schwer entflammbare Holzfaserdämmplatten von Gutex verarbeitet
Foto: Donaubauer Holzbau
Vorgefertigt und montiert wurden die Wandelemente von der Donaubauer Holzbau GmbH & Co. KG aus Ingolstadt. Das Holzbauunternehmen verfügt in seinem Werk über zwei Fertigungstische für den Holzrahmenbau, einen Hallenkran, zwei Vakuumheber für Fenstergläser und Plattenwerkstoffe sowie einen Mobilkran. Dabei reicht die Vorfertigung bei Donaubauer Holzbau weit über die Kon-struktion der Wände hinaus. Je nach Projekt übernimmt der Holzbaubetrieb auch den Einbau von Fenstern, Vorbereitungsarbeiten für Putz und WDVS sowie Arbeiten für Anschlüsse wie außenliegende Fensterbänke. Nachdem die Wandelemente für die Wohnhäuser im Piusviertel vorgefertigt waren, wurden sie von Donaubauer Holzbau auf die Baustelle geliefert und dort montiert. „Die Montage der Holzrahmenbauelemente auf der Baustelle dauerte pro Gebäude etwa eine Woche“, erklärt Johannes Donaubauer, Leiter Technik und Vertrieb bei Donabauer Holzbau. Insgesamt wurde die Montage der Wandelemente an allen vier Gebäuden innerhalb von sieben Monaten abgeschlossen. Nachdem die Holzrahmenwände montiert waren, mussten nur noch Anschlussarbeiten erledigt werden.
Technischen Anschlüsse und Details im Vorfeld abgestimmt
Eine der größten Herausforderungen bei der Vorfertigung der Wandelemente sei es gewesen, den beteiligten bauseitigen Gewerken verständlich zu machen, dass bei der Vorfertigung die Detailabstimmung und Systementscheidungen weit früher getroffen werden müssten als bei anderen Bauvorhaben, so Johannes Donaubauer. Daher baute man vor Beginn der Elementfertigung eine Musterwand mit allen technischen Anschlussdetails und organisierte vorab einen Abstimmungs- und Freigabetermin mit allen technischen Entscheidern.
Die Wandelemente mit eingebauten Fenstern wurden nach der Vorfertigung auf die Baustelle geliefert
Foto: Jonathan Sage
Bei der Wärmedämmung der Holzrahmenwände entschied sich die Firma Donaubauer Holzbau für Holzfaserdämmstoffe von Gutex. Die Außendämmung der Wände erfolgte mit der Holzfaserdämmplatte „Pyroresist“, die Innendämmung mit der Einblasdämmung „Thermofibre“. Die Dämmplatte „Pyroresist“ ist nach DIN EN 13501-1 nicht nur schwer entflammbar (Baustoffklasse C), sondern auch nicht glimmend nach DIN EN 16733 eingestuft. Das Produkt eignet sich mit diesen Eigenschaften für Gebäude bis zu den Gebäudeklassen 4 und 5 (GK 4/5).
Die schwer entflammbaren, nicht glimmenden und putzbeschichtbaren Dämmplatten „Pyroresist wall“ von Gutex eignen sich besonders für den Einsatz in den Gebäudeklassen 4 und 5
Foto: Jonathan Sage
Das Neubauprojekt in Ingolstadt ist aufgrund seiner unterschiedlichen Gebäudehöhen in die GK 4 und 5 einzuordnen. Bei diesem Projekt sei die „Pyroresist“-Dämmplatte entscheidend für eine Genehmigung durch die untere Bauaufsichtsbehörde gewesen, erklärt Johannes Donaubauer. „Ohne diese Dämmplatte hätte das Projekt mit einem Mineralfaser-WDVS oder Holzwolle-Mehrschichtplatten ausgeführt werden müssen“, sagt der Holzbauer. Die „Pyroresist“-Dämmplatte lasse sich dabei wie eine klassische Holzweichfaser-WDVS-Putzträgerplatte verarbeiten. Durch die gute Zusammenarbeit mit dem Ingolstädter Brandschutzingenieur Peter Springl, dem Projektleiter des zuständigen Architekturbüros, der Firma Gutex, der Ingolstädter Feuerwehr und dem örtlichen Bauamt konnte bereits vor Beginn der Werkplanung ein Konzept ausgearbeitet werden, das es ermöglichte, abweichend vom ursprünglichen Leistungsverzeichnis auf eine nachhaltige Dämmung zu wechseln.
Fazit
„Uns war es wichtig, bei diesem Projekt ein vorgefertigtes Fassadensystem mit einer guten Ökobilanz anzubieten“, sagt Johannes Donaubauer abschließend. Insgesamt wurden für das Bauprojekt in Ingolstadt 158 Wandelemente mit mehr als 4000 m² „Pyroresist“-Dämmplatten von Gutex vorgefertigt und eingebaut. Die erfolgreiche Fertigstellung der mehrgeschossigen Wohngebäude im Piusviertel mit Fassadenelementen in Holzrahmenbauweise zeigt, dass Wohnungsbauprojekte mit dem Baustoff Holz und Holzfaserdämmstoffen auch in größerem Maßstab problemlos realisiert werden können.
AutorenRudi Raschke ist Corporate Communications Manager bei der Firma Gutex. Stephan Thomas ist Chefredakteur des Magazins dach+holzbau.
Bautafel (Auswahl)
Projekt Neubau von vier Wohngebäuden in Holz-Hybrid-Bauweise in der Gustav-Mahler-Straße (Piusviertel) in Ingolstadt
Bauherr Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt (GWG), www.gemeinnuetzige.de
Planer roedig.schop architekten PartG mbB, Berlin, www.roedig-schop.de
Holzbau Donaubauer Holzbau GmbH & Co. KG, Ingolstadt, www.donaubauer-holzbau.de
